Arzneimittelfälschungen

Emra/MPA konfrontiert mit Fälschungsskandal APOTHEKE ADHOC, 24.02.2011 14:29 Uhr

Berlin - 

Böses Erwachen beim Reimporteur Emra/MPA: Die Staatsanwaltschaft Lübeck teilte am Morgen mit, dass Ermittlungen gegen die Geschäftsführer eines Pharmahändlers aus Trittau bei Hamburg aufgenommen wurden. Die Firma soll Mitte 2010 zweimal 300 Packungen des HIV-Medikaments Norvir (Ritonavir) aus Südafrika über Länder wie die Schweiz, Belgien und Großbritannien illegal nach Deutschland importiert haben. Ein Teil der Ware soll über Deutschlands zweitgrößten Reimporteur, der im selben Ort ansässig ist, weiter verkauft worden sein.

Es gehe um ein Geschäftsvolumen von 230.000 Euro, sagte Oberstaatsanwalt Günter Möller. Die Verpackungen seien verändert worden. Bei den Ermittlungen bewege man sich bisher „an der Peripherie“; die Untersuchungen würden sich noch eine Weile hinziehen. Nach Angaben von Möller wurde der Importeur aufgefordert, die Ware zurückzurufen und zu vernichten. Trotzdem habe man nicht verhindern können, dass 87 Packungen weiter veräußert wurden.

An wen die Ware ging, war bislang nicht zu erfahren. Laut Möller hätte die beschuldigte Firma ihre Abnehmer, also auch MPA, bereits vor einem halben Jahr über den Rückruf informieren müssen. Bei Emra/MPA hat man nach eigenen Angaben aber erst am Morgen aus der Presse von dem Fall erfahren.

Der Reimporteur MPA war 1982 von Hans-Joachim Oltersdorf, Finanzvorstand der Optikerkette Fielmann, gegründet worden und hatte seit Ende der 1980er Jahre verschiedene Mitbewerber übernommen, darunter 1990 die Berliner Emra-Med. 2009 wurden 9,2 Millionen Packungen im Wert von 480 Millionen Euro importiert.