Emra/MPA geht ins Ausland Janina Rauers, 02.05.2012 10:32 Uhr
Deutschlands zweitgrößter Reimporteur Emra/MPA stellt sich neu auf: Als erstes größeres Unternehmen der Branche expandiert die Firma aus Trittau bei Hamburg ins Ausland. Für einen unbekannten Kaufpreis übernimmt MPA die Mehrheit an Paranova. Der dänische Reimporteur war wegen eines gescheiterten Ausflugs ins Generikageschäft in die Insolvenz gerutscht und hatte einen Investor gesucht.
Emra/MPA will sich mit dem Zukauf zusätzliche Absatzmärkte erschließen, außerdem soll so die eigene Produktion in Osterburg in Sachsen-Anhalt besser ausgelastet werden. Bereits seit anderthalb Jahren kooperiert das Unternehmen mit Paranova. Mit der Übernahme wird die Produktion für Schweden, Dänemark und Finnland jetzt endgültig nach Deutschland verlagert. Zuvor hatten britische und polnische Dienstleister für Paranova umgepackt.
„Wir investieren, um langfristig Marktanteile auszubauen“, sagt Emra-Chef Dirk Oltersdorf. Die Marke „Paranova“ soll erhalten bleiben, die Zentrale im dänischen Herlev beziehungsweise die drei Tochtergesellschaften werden weiter für das Geschäft vor Ort zuständig sein. „Wir setzen auf das Know-how bei Paranova und wollen nicht als Fremde in den Markt drängen“, so Oltersdorf weiter.
Von Trittau aus soll die Produktpalette erweitert und die Logistik verbessert werden. Der deutsche Reimporteur, der in 2011 rund 500 Millionen Euro umgesetzt hat, will zudem Aufträge an den dänischen Faltschachtelhersteller Grafinova der Gruppe vergeben.
Paranova hatte seine Generikasparte vor wenigen Jahren verkaufen müssen, nachdem die Generikapreise in Skandinavien stark nachgegeben hatten. Die Zahl der Mitarbeiter schrumpfte auf rund 40, der Umsatz stürzte von 160 Millionen im Jahr 2006 auf 30 Millionen Euro im Jahr 2010.
Die Übernahme durch MPA rettete den Reimporteur aus der vorläufigen Insolvenz, zuletzt hatte der Umsatz wieder 42 Millionen Euro betragen. Die Gruppe ist vor allem in Schweden aktiv: Rund 50 Prozent des Umsatzes entfallen auf das Königreich, wo Paranova nach eigenen Angaben der drittgrößte Reimporteur ist. In Dänemark werden etwa 30 Prozent des Umsatzes, in Finnland 20 Prozent erwirtschaftet.
Paranova war 1989 von Erik Pfeiffer gegründet worden, der weiterhin 20 Prozent der Anteile am Reimporteur hält. 10 Prozent liegen bei Paranova-Geschäftsführer Martin Glesner, der seit 2010 das Unternehmen leitet – die verbleibenden 70 Prozent gehören seit Ende April zu MPA.
MPA war 1982 von Günther Fielmann, Chef der Optikerkette, und einem ehemaligen Mitarbeiter des Wissenschaftlichen Instituts der AOK gegründet worden. 1990 übernahm der Reimporteur Emra-Med, 1993 wurde Hans-Joachim Oltersdorf, früher Finanzchef bei Fielmann, Geschäftsführer.
Acht Jahre später verlegte der Reimporteur die Produktion komplett nach Osterburg. Gleichzeitig wurde Dirk Oltersdorf Geschäftsführer, seit 2008 trägt er die Gesamtverantwortung für das Unternehmen. Heute arbeiten mehr als 300 Mitarbeiter im Werk in Sachsen-Anhalt, hinzu kommen etwa 100 in den Bereichen Verwaltung und Versand in Trittau. Dirk und Hans-Joachim Oltersdorf halten gemeinsam 25,1 Prozent an Emra/MPA, rund 55 Prozent gehören Fielmann.