Erst Arzneitees, jetzt Antimykotika: Die Strathos-Gruppe eröffnet der Drogeriekette dm Zugang zu Sortimenten, die bislang Apotheken vorbehalten waren. „Keine Chance für Fuß- und Nagelpilz-Symptome“ lautet der Slogan einer Produktreihe von Emcur, die neuerdings bei dm zu finden ist. Neu und exklusiv.
Die Palette besteht aus Gel, Schaum und Puder gegen Fußpilz sowie einem Set gegen Nagelpilz. „Stoppt Fußpilzerreger bis zu 99,9 Prozent“, hieß es auf der Verpackung des Fußpilz-Gels. „24 Stunden Schutz“ verspricht der Schaum. „Sichtbare Ergebnisse innerhalb von 2 Wochen“ sollte das Nagelpilz-Set liefern. In der Zwischenzeit wurden die Werbeaussagen auf die Symptome konkretisiert. Lieferant der Emcur-Produkte ist der niederländische Hersteller Serrix, der die Produkte im Ausland unter der Marke Mycosan vertreibt. Die Firma aus Amsterdam arbeitet auch mit Ratiopharm, Procter & Gamble und Teva zusammen.
Die Mittel sind als Medizinprodukte eingestuft und enthalten zum Teil Climbazol. Das Antimykotikum ist aus Schuppenshampoos bekannt und beispielsweise in Dermocapillaire-Produkten von Eucerin oder dem Aqeo-Shampoo von Almirall Hermal enthalten. Hier soll es bestimmte Pilze bekämpfen, die die Kopfhaut besiedeln und für vermehrte Schuppenbildung verantwortlich gemacht werden. Vor allem die unkontrollierte Ausbreitung des Hefepilzes Malassezia furfur wird eingedämmt.
Climbazol gehört zu den Azolen mit antimykotischer und fungistatischer Wirkung. Der Wirkstoff hemmt zwar die Vermehrung von Pilzen, wurde jedoch als halogenorganische Verbindung vom Bundesministerium für Verbraucherschutz vor etwa zehn Jahren kritisch bewertet. Laut EU-Richtlinie dürfen Kosmetika mit mehr als 0,5 Prozent Climbazol nicht mehr vertrieben werden. Denn nimmt der Körper die Substanz auf, kann das unter Krebsverdacht stehende Chlorphenol abgespalten werden.
Das Emcur Gel und der Schaum enthalten Climbazol in einer Konzentration unter etwa 0,2 Prozent. Der Zusatz dient in den Produkten lediglich als Konservierungsmittel. Die Wirkungen der Produkte sind rein physikalisch, so das Unternehmen. Wirkmechanismus des Gels ist eine Absenkung des pH-Wertes.
Das Nagelpilz-Set von Emcur enthält zehn Papierfeilen, ein Serum, eine Nagelschablone und einen Behandlungsplan. Das farblose und schnelltrocknende Serum soll die Symptome des Nagelpilzes lindern. Das Serum wird in den ersten vier Behandlungswochen zweimal täglich auf die betroffenen Nägel sowie unter die Nagelspitze aufgetragen. Danach wird solange einmal täglich ein Tropfen aufgebracht, bis der betroffene Nagelbereich herausgewachsen ist. Gefeilt wird einmal in der Woche. Um eine Ansteckung der gesunden Fußnägel zu vermeiden, sollen Betroffene die Nägel in der Nähe des betroffenen Nagels einmal täglich mitbehandeln.
Laut Gebrauchsanweisung ist das Set „zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Nagelpilzinfektionen der Finger- und Zehennägel“ geeignet. Zur Anwendung kann das Produkt laut Hersteller bereits ab einem Alter von vier Jahren kommen, sofern das Nagelbett nicht befallen ist. Die Wirkung ist auch hier rein physikalisch – die filmbildende Rezeptur dient als Schutz und schließt den Pilz ein, so dass die Ausbreitung unterbunden ist.
Exklusiv an der Apotheke vorbei wird auch das Fußpilz-Gel vertrieben. Zweimal täglich soll es auf die von Juckreiz, Brennen und Schuppung betroffenen oder übel riechenden Bereiche dünn aufgetragen werden. Sind die Symptome verschwunden, soll 14 Tage weiter gecremt werden, es sei denn innerhalb der ersten zwei Wochen war keine Besserung zu verzeichnen. Das Sortiment komplett machen das Fußpilz-Puder und der wasserfeste Schutzschaum, der eine Barriere bis zu 24 Stunden aufrechterhalten soll.
Bekannte Azole aus der Apotheke sind Clotrimazol, Miconazol und Bifonazol oder das oral eingesetzte Fluconazol. Die Stoffgruppe verfügt über eine antimykotische Wirkung durch Hemmung der Synthese von Ergosterol, das wichtiger Bestandteil der Zellwand der Pilze ist. Zum Einsatz kommen die Arzneistoffe bei Fuß-, Nagel- oder Scheidenpilz sowie bei Aspergillosen.
Emcur gehört zu Siemens & Co., dem Hersteller der Emser-Produkte. Seit Frühjahr sind bei dm außerdem Produkte der Marke Sidrosan zu finden, die zur Schwesterfirma Sidroga gehört. Für den Newcomer hatte die Drogeriekette in den Filialen eine komplette obere Regalschiene freigeräumt. Zum Sortiment gehören etwa ein Blasen- und Nierentee, ein Magen- und Darmtee, ein Leber- und Galletee, ein Schlaf- und Nerventee, ein Husten- und Bronchialtee, ein Gute-Nacht-Tee für Kinder sowie Einzeldrogen wie Kamille und Lindenblüten.
Sidroga und Siemens gehören zur Strathos-Gruppe, die wiederum der Strüngmann-Familie gehört. Der Teehersteller mit einem aktuellen Umsatz von 12,2 Millionen Euro war 2007 von der schweizerischen Siegfried-Gruppe übernommen worden. Der Umsatz von Siemens lag zuletzt bei 18,5 Millionen Euro. Auf Basis von Apothekenverkaufspreisen liegen beide Sparten ungefähr gleichauf bei rund 30 bis 40 Millionen Euro.
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