Der französische Hersteller HRA Pharma stellt sich im Vertrieb neu auf: Ab dem kommenden Jahr hat der Außendienst von Hermes Arzneimittel die Marken EllaOne, PiDaNa und Compeed im Gepäck. Mit Blick auf die Übernahme von HRA durch Omega/Perrigo wirft der Deal einige Fragen auf.
Seit Gründung der deutschen Niederlassung im Jahr 2008 war HRA Pharma extrem schlank aufgestellt. Im Zusammenhang mit dem OTC-Switch der Pille danach kam zunächst Dr. Kade als Vertriebspartner an Bord. Seit 2015 werden die Apotheken durch den 20-köpfigen Leihaußendienst des Dienstleisters Marvecs besucht. Ab 1. Januar übernimmt Hermes den deutschen und österreichischen Apothekenvertrieb für die Marken Compeed, EllaOne and Pidana/Vikela sowie den Vertrieb an den pharmazeutischen Großhandel.
„Unsere Marken genießen ein hohes Vertrauen bei Apothekern und Kunden. Durch die Kooperation mit Hermes Arzneimittel können wir dieses weiter ausbauen und den Service und die Präsenz von HRA Pharma in den Apotheken stärken", sagt Alison Hartley, Geschäftsführerin von HRA Pharma Deutschland & Österreich. „Einen starken, serviceorientierten Partner wie Hermes Arzneimittel zu haben, ist für uns wichtig, um unsere kategorieführenden Marken Compeed und EllaOne den Verbrauchern besser zugänglich zu machen und Apotheker bei ihren Empfehlungen zu unterstützen.“
„Wir freuen uns über das Vertrauen, das uns mit dieser Kooperation entgegengebracht wird", sagt Jörg Wieczorek, Geschäftsführer von Hermes Arzneimittel. „Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer Vertriebserfahrung und unser starker Präsenz auf dem deutschen und österreichischen Apothekenmarkt zum weiteren Wachstum der Kooperationsmarken beitragen werden.“
Die Vereinbarung kommt überraschend, denn HRA Pharma wird gerade für 1,8 Milliarden durch den US-Konzern Perrigo übernommen, der mit Omega ebenfalls im deutschen Markt aktiv ist und damit auch im Vertrieb zusätzliche Synergien hätte schaffen können.
HRA mit Hauptsitz in Paris war 2016 von Goldman Sachs und dem Finanzinvestor Astorg übernommen worden; 2011 hatten die Gründer zunächst den Investor Riverside an Bord genommen. Seit dem Eigentümerwechsel wurde die Devise ausgegeben, HRA zu einem der am schnellsten wachsenden OTC-Hersteller zu machen. Weltweit werden die Produkte in mehr als 90 Ländern vertrieben.
Zunächst war HRA auf Notfallkontrazeptiva spezialisiert, doch Anfang 2018 wurde Compeed von Johnson & Johnson (J&J) übernommen; die Marke ist auch im Mass Market zu Hause. Zuletzt wurde die Narbenpflege Mederma von Merz übernommen.
In Wiesbaden beschäftigt HRA 14 Mitarbeiter aus den Bereichen Marketing, Trade Marketing, Vertrieb, Medizin, Finanzen und Logistik. Vom Umsatz in Höhe von knapp 40 Millionen Euro entfallen hierzulande rund 18 Millionen Euro auf Compeed, 13 Millionen Euro auf EllaOne und 3 Millionen Euro auf PiDaNa. Der Rest verteilte sich auf Produkte für seltene Erkrankungen wie Lysodren, Metopirone und Ketoconazole. Allerdings hat die Corona-Krise auch bei HRA zu einem deutlichen Rückgang geführt. Dazu kommt der Konkurrenzdruck durch Generika (Notfallkontrazeptiva) und Eigenmarken der Drogerieketten (Pflaster).
Hermes hatte zuletzt wiederholt Lizenzprodukte anderer Hersteller übernommen. Zwei Drittel des Umsatzes in deutschen Apotheken entfallen auf hauseigene Marken wie Biolectra, Cevitt, Doc, Optovit und Superpep, ein Drittel steuerten zuletzt Lizenzprodukte wie Anti-Brumm (Vifor), Omron und zuletzt Algovir bei. Mit Betaisodona hat sich Hermes zuletzt ein weiteres Produkt von Mundipharma geschnappt. Jüngster Neuzugang im Portfolio war Aspecton.
Omega ist mit Marken wie Abtei, Clabin, Femtest, Cystofink/Granufink, Fagorutin, Jungle/Azaron, Lactacyd, Niquitin, Opticalm, Pencivir, Wartner, XLS-Medical und Zantic in Apotheken und Drogeriemärkten vertreten. Außerdem werden verschiedene Nahtmaterialien angeboten. Yokebe kommt über die Tochterfirma Naturwohl. Rund 30 Millionen Euro erwirtschaftet Omega in der Apotheke sowie rund 40 Millionen Euro im Mass Market.
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