Verweisen Hersteller im Internet auf Versandapotheken, ist das für die Konkurrenz vor Ort ein heikles Thema. Galderma unterstützt den Vertriebsweg prominent auf der Produktseite von Ell-Cranell und nennt verschiedene Versender. In Österreich ärgert sich ein Apotheker über die Apothekensuche auf der Internetseite von Nasivin.
Produkte gegen Haarausfall werden oft über Versandapotheken bestellt, da Kunden den Gang in die Offizin scheuen und zudem auf einen Preisvorteil bei den teureren Präparaten hoffen. Auf der Produktseite von Ell-Cranell im Internet empfiehlt Galderma verschiedene Versandapotheken. Verbraucher gelangen über den Hinweis „Ell-Cranell kaufen“ zu einer Auflistung. „Hier finden Sie eine Übersicht von Online-Apotheken, bei denen Sie Ell-Cranell mit Alfatradiol (Haarausfall Medikament bei anlagebedingtem Haarausfall), Ell-Cranell re-balance (Mittel gegen diffusen Haarausfall) und Ell-Cranell Haarfülle+ (Vitamine für Haare und Kopfhaut) kaufen können.“
Kunden sollten das apothekenpflichtige Haarwuchsmittel „ganz einfach von zu Hause“ bestellen. Galderma listet derzeit 23 Versandapotheken auf, darunter bekannte Marken wie DocMorris, Shop-Apotheke, Europa Apotheek und Zur Rose. Auch weniger große Versender wie Bodfeld-Apotheke, Meine-Onlineapo oder die „Berater Apotheke“ werden empfohlen. „Klicken Sie auf ein Logo Ihrer Wahl, um zu bestellen.“
Die Auswahl stelle keine Empfehlung dar, heißt es auf der Internetseite. „Sie erhalten unsere Ell-Cranell Produkte natürlich auch in weiteren Versand-Apotheken.“ Seit Kurzem können Kunden über die Produktseite das Haarwuchsmittel in einer Vor-Ort-Apotheke über den Dienstleister Aponow vorbestellen. Die Funktion war vor etwa zwei Wochen noch nicht verfügbar. Die Auswahl ist nicht prominent angeordnet und ganz unten auf der Internetseite zu finden. Auch bei Bild.de wurde auf die Produktseite von Galderma verwiesen.
Andere Hersteller stellen die beiden Vertriebswege oft nebeneinander auf der Internetseite dar. Auch Merck verweist sowohl auf das Vor-Ort- sowie das Online-Geschäft. Der österreichische Apotheker Viktor Hafner ist mit dieser Lösung jedoch nicht zufrieden. Er kritisiert in einem offenen Brief an die Geschäftsführung in Wien, dass bei den Vor-Ort-Apotheken keine „vollständige, korrekte Liste“ angezeigt werde. „Die Kartenansicht ist hinterlegt mit ‚For development purposes only‘ – de facto funktioniert die Apothekensuche also nicht. Warum schreiben Sie nicht: ‚Nasivin erhalten Sie in jeder österreichischen Apotheke‘?“
Der Apotheker moniert zudem, dass Kunden über den Button „Online Kaufen“ drei nicht-österreichische Versandapotheken – Apo-Rot, Zur Rose und Shop-Apotheke – genannt werden. „Bestellen Sie Ihr passendes Nasivin Produkt über folgende Online Apotheken bequem und einfach von zuhause“, heißt es auf der Internetseite. Hafner dazu: „Ob dieses Vorgehen marketingtechnisch sehr clever ist, wo doch der Großteil des Umsatzes mit Nasivin über die circa 1300 Vor-Ort-Apotheken läuft, überlasse ich Ihrer Einschätzung.“
Hafner hat Merck auch telefonisch kontaktiert. „Ich habe mein Befremden ausgedrückt, weil es keine österreichischen Versandapotheken sind“, so der Apotheker. Als Antwort habe es geheißen: Eine Agentur in Deutschland kümmere sich darum. Welche Kriterien für die Aufnahme herangezogen würden, dürfe man nicht sagen, das seien „interne Richtlinien”.
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