Apothekenkooperationen

Handy soll Apothekenkunden lotsen

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Berlin -

Smartphones sind allgegenwärtig. 44 Millionen Deutsche nutzen die Geräte – zum Teil sind iPhone & Co. im Dauereinsatz. Zahlreiche Läden und Einkaufszentren, aber auch Apotheken bieten mittlerweile kostenloses Internet an. Für Händler birgt der Service Vorteile: Kunden könnten mit dem Handy durch den Laden navigiert und zu speziellen Angeboten gelotst werden. dm soll den Einsatz zur Messung der Laufwege prüfen. Die zur Kohl-Gruppe gehörende Apothekenkooperation Avie testet bereits, wie personalisiertes Marketing per Bluetooth in der Offizin ankommt.

Avie setzt auf Funktechnologie, um die Kunden in der Offizin via Handy anzusprechen. In der Offizin werden sogenannte Beacons installiert, das sind Sender mit einer Reichweite zwischen 10 und 50 Metern. „Es ist wichtig, im Zuge der zunehmenden Digitalisierung neue Wege zu gehen“, sagt Avie-Geschäftsführer Dr. Thomas Zenk. Kunden sollten dort abgeholt werden, wo sie ihre Kaufentscheidung träfen – das sei eben auch das Smartphone.

Die Kohl-Tochter hat die Technik seit Ende 2014 in der Laborapotheke in Merzig getestet. Kunden können etwa beim Betreten der Apotheke begrüßt werden. Außerdem können Produktinformationen auf das Smartphone geschickt und die Kunden durch die Offizin navigiert werden.

Laut Avie können die Patienten auch zu bestimmten Sortimenten geführt werden oder Aktionshinweise vor Ort erhalten. Ab Dezember sollen 40 Avie-Apotheken die Funktechnik testen. Derzeit wird in der Systemzentrale noch an der entsprechenden App und möglichen Auswertungen gearbeitet. Die Verbindung über Beacon soll laut Avie explizit vom Kunden angefordert werden. Ein „unfreiwilliges Bombardement“ wie etwa in Großbritannien sei mit dem Image der Apotheken nicht vereinbar.

dm bietet seit September in allen rund 1700 Märkten einen kostenlosen Internetzugang an. Kunden müssen die Nutzungsbedingungen akzeptieren und können täglich 60 Minuten surfen. Die Drogeriekette will damit vor allem Schwung in den Fotodienst bringen.

Bilder könnten per App kabellos an die Terminals geschickt werden. „Dabei können sie sich darauf verlassen, dass mit der verwendeten Technik keine personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert werden“, sagt Geschäftsführer Roman Melcher, der für den Bereich Informationstechnologie verantwortlich ist.

Das Karlsruher Unternehmen hat den kostenfreien Internetzugang zunächst im Süden Deutschlands getestet. Außerdem soll über WiFi-Tracking, also das digitale Protokollieren von Laufwegen oder der Verweildauer der Kunden an bestimmten Regalen, nachgedacht worden sein. dm weist die Datennutzung für eigene Zwecke zurück: Eine Auswertung auf Basis der Nutzung des Kunden-Wlan finde nicht statt, sagt Melcher.

Andere Händler gehen einen Schritt weiter: Der Autobahn-Raststättenbetreiber Tank & Rast etwa hat die Bewegungen der Kunden in einem Pilotprojekt über sein öffentlich angebotenes Internetnetzwerk ausgewertet. Auch der britische Schuhhändler Dune und der US-Schuhhändler Flight Club sollen die Kundenströme über das Netzwerk verfolgen.

Die stationären Einzelhändler können durch die Auswertung der Kundendaten Analysen durchführen, die Internethändler längst für das eigene Geschäft nutzen. Beispielsweise können gering frequentierte Orte im Laden herausgefunden werden. Außerdem können bestimmte Kundengruppen gezielt angesprochen oder Nutzer anhand eines zuvor im Internet erstellten Einkaufszettels geleitet werden.

Eine Schattenseite ist für Vor-Ort-Händler aber die sogenannte Störerhaftung: Der Anbieter von Wlan ist nämlich für Straftaten im Zusammenhang mit der Internetnutzung der Kunden verantwortlich. Aufgrund der damit verbundenen hohen rechtlichen Risiken bieten laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) bisher nur wenige Händler Internet an. Unternehmen schrecken auch aus datenschutzrechtlichen Gründen zurück.

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