OTC-Werbung

Sichtwahl als Sendeplatz Julia Pradel, 19.02.2014 11:54 Uhr

Berlin - 

Die Sichtwahl ist der beste Verkaufsplatz in der Apotheke – wo, wenn nicht dort, werden Kaufimpulse gesetzt? Das hessische Unternehmen View'n'Vision räumt bereits die Packungen aus der Sichtwahl und lässt auf Touchscreens Sonderangebote und Werbeanzeigen laufen. Für die Industrie sind solche Werbeflächen mit geringem Streuverlust besonders interessant – und so könnten Apotheken die teuren Anschaffungskosten bald refinanzieren. View'n'Vision hat sich nun mit Meditec zusammengetan.

Meditec ist Marktführer im Bereich Apotheken-TV: Das Unternehmen liefert derzeit die Inhalte für Bildschirme, die in der Offizin hängen: TV-Spots vom Vorabend, Wettervorhersagen oder kurze Nachrichtenbeiträge. Außerdem können Apotheken auf den Bildschirmen zum Beispiel eigene Sonderangebote zeigen, Aktionen bewerben oder Mitarbeiter vorstellen.

Das Tochterunternehmen der CompuGroup hat bereits in 1500 Apotheken Bildschirme installiert, das ist die Hälfte des Marktes. Allerdings zahlen die Kunden derzeit für die Nutzung der gelieferten Inhalte 80 Euro im Monat. Werbekostenzuschüsse durch die Industrie gab es bei Meditec bislang nicht.

Geschäftsführer Ulrich Staub hofft, dass die Hersteller anspringen, wenn sie direkt in der digitalen Sichtwahl auf Sendung gehen können. Gemeinsam haben Meditec und View'n'Vision ein Modell aufgelegt, bei dem die Apotheker ein bestimmtes Zeitkontingent zur Vermarktung abtreten können.

Fünf große Hersteller sind laut Staub bereits dabei, mit weiteren wird noch verhandelt. Durch die Kombination von Fernsehspots mit einer Platzierung in der Sichtwahl werde das Konzept für die Industrie besonders interessant, so Staub. Die Apotheken wiederum könnten durch die Platzierung ihren Abverkauf steigern, Werbekostenzuschüsse kassieren und Einkaufsvorteile generieren.

View'n'Vision-Gründer Dirk Götze geht davon aus, dass sich durch Werbung von Herstellern die Kosten für die Bildschirme fast vollständig amortisieren lassen – ein mittelgroßer Touchscreen mit einer Diagonale von 55 Zoll kostet immerhin 3900 Euro.

Dass die Unabhängigkeit der Apotheke verloren geht, wenn Hersteller bestimmen, was in der Sichtwahl läuft, sieht Götze nicht als Problem. Seiner Meinung nach hat jeder Apotheker ein Interesse daran, die Sichtwahl mit den besten Schnelldrehern zu besetzen – umso besser, wenn man dabei 15.000 bis 20.000 Euro für die digitale Sichtwahl sparen könne. „Da überlegt kein Apotheker zweimal“, ist Götze überzeugt.

Die ersten Touchscreens mit einer Anbindung an Meditec wurden bereits in der Innovations-Akademie deutscher Apotheken (IDA) in Köln aufgebaut. Im März sollen die ersten Meditec-Kunden mit der Technik von View'n'Vision ausgestattet werden. Laut Staub geben die Pharmazeuten maximal die Hälfte der Sendezeit ab.

Das Unternehmen ist seit einem halben Jahr mit seiner vollautomatischen virtuellen Sichtwahl auf dem Markt. Auf den Bildschirmen können Arzneimittelpackungen – in Originalgröße oder XXL – und die aktuellen Preise sowie das eingebettete Apotheken-TV angezeigt werden. Auch eine Anbindung an den Kommissionierer ist möglich. Bislang hat View'n'Vision in zehn Apotheken Touchscreens installiert, weitere 15 Projekte sind fest geplant.

Auch die Hersteller nutzen die Offizin bereits als Sendeplatz für ihre Clips: Johnson & Johnson (J&J) hatte in Apotheken eigene LCD-Bildschirme aufgestellt, um seine Produkte mit kurzen Filmen zu bewerben.

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