Generikakonzerne

Ein Ruck geht durch Stada

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Berlin -

Jetzt ist es amtlich: Peter Goldschmidt wird ab 1. September neuer Vorstandschef der Stada. Der Aufsichtsrat bestellte den 53-Jährigen am Morgen zum Nachfolger von Dr. Claudio Albrecht, der in eine nicht-geschäftsführende Position innerhalb des Konzerns wechseln wird. Der erfahrene Generikamanager und OTC-Experte soll den Erneuerungs- und Wachstumskurs bei Stada fortsetzen, den Albrecht bis zur Übergabe weiter vorantreiben will.

Goldschmidt freut sich auf die neue Herausforderung: „Ich kenne Stada selbstverständlich seit vielen Jahren als wichtigen Player in der Branche und sehe sehr viel Potenzial im Unternehmen. Man hat auch von außen wahrgenommen, dass in letzter Zeit ein Ruck durch das Unternehmen ging und viele neue Initiativen gestartet wurden.“ Er freue sich auf die zukünftige Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitern. „Gemeinsam werden wir die Wachstumschancen im Markt konsequent nutzen.“

„Peter Goldschmidt ist wirklich eine hervorragende Wahl. Ich kenne ihn schon viele Jahre und schätze ihn sehr“, lobte Albrecht. „Ich freue mich vor allem für unsere 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen eine klare, nachhaltige Perspektive für die Führung des Unternehmens gegeben wird.“

Albrecht weiter: „Wir legen das Fundament für das weitere Wachstum des Unternehmens: Es ist uns gelungen, seit September letzten Jahres viel zu bewegen. Bis zur Amtsübergabe werde ich weiter mit Volldampf am Erneuerungskurs von Stada weiterarbeiten und freue mich, dem Unternehmen auch langfristig in einer nicht-geschäftsführenden Position verbunden zu bleiben.“

Albrecht mache bei Stada beachtliche Fortschritte und werde die notwendigen Reformen als CEO bis in die zweite Jahreshälfte hinein weiter vorantreiben, kommentierte Aufsichtsratschef Günter von Au. „Wir freuen uns, mit Peter Goldschmidt einen hervorragenden Nachfolger gewonnen zu haben. Das Unternehmen ist bereits in einer guten Position, um den erfolgreichen Kurs der Erneuerung fortzusetzen. Gleichzeitig wahren wir die für die weitere Entwicklung des Unternehmens so wichtige Kontinuität.“

Goldschmidt hatte in den 1980er Jahren in Münster Politik und Wirtschaftsgeografie studiert und einen Abschluss im Bereich Soziologie gemacht. Seit 1990 war er für Novartis tätig, unter anderem in Marketing, Vertrieb, strategischer Planung und organisatorischer Entwicklung. 1999 ging er für zwei Jahre nach Schweden, ab 2001 war er dann in der deutschen Geschäftsleitung der Pharmasparte, zunächst als Marketing-, dann als Vertriebschef.

Im Juli 2007 übernahm er die Verantwortung für das Geschäft auf den Philippinen, später kamen Singapur und Indonesien dazu. Anfang 2009 übernahm er für die Konzerntochter Sandoz die Position des Head of Central and Eastern Europe, in dieser Funktion war er Mitglied in der globalen Geschäftsleitung. Seit Juli 2013 ist er für das Geschäft in den USA zuständig, womit er 40 Prozent der weltweiten Umsätze von rund 10 Milliarden US-Dollar verantwortete.

Goldschmidts Wechsel nach Bad Vilbel ist sicherlich auch vor dem Hintergrund der Probleme zu sehen, mit denen Sandoz/Novartis in den USA zu kämpfen hat. Nachdem der Mutterkonzern wegen Ärztebestechung und die Generikasparte wegen Preisabsprachen in den Negativschlagzeilen stand, hat sich Novartis entschieden, Geschäftsbereiche von Sandoz im Wert von 2 bis 3 Milliarden Dollar zu veräußern.

Bei Stada ist er der vierte Konzernchef innerhalb eines Jahres. Nach dem Ausscheiden des langjährigen CEO Hartmut Retzlaff im Mai 2016 war zunächst Matthias Wiedenfels nachgerückt. Als der erste Übernahmeversuch durch Bain/Cinven scheiterte, musste er im Streit mit Aufsichtsratschef Carl Ferdinand Oetker seinen Hut nehmen. Kommissarisch übernahm Engelbert Coster Tjeenk Willink die Leitung.

Anfang Oktober übernahm Dr. Claudio Albrecht die Führung der Stada. Der ehemalige Chef von Ratiopharm und Actavis hatte von Anfang an klar gemacht, dass er nicht dauerhaft CEO bleiben wollte. Als Berater der Finanzinvestoren Bain und Cinven hatte er im vergangenen Frühjahr in Bad Vilbel die Bücher geprüft, dann hatte er eigentlich Aufsichtsratschef werden sollen. Weil sich jedoch auf die Schnelle kein Vorstandschef finden ließ, übernahm der den Posten zunächst selbst. Er trat mit klaren Vorstellungen an.

Mit ihm übernahm sein ehemaliger Vorstandskollege von Actavis, Mark Keatley, die Position des Finanzchefs von Dr. Bernhard Düttmann. Dr. Barthold Piening, seit Frühjahr Vorstand Produktion & Entwicklung von Stada, blieb im Amt. Bain und Cinven war es im zweiten Anlauf geglückt, Stada mehrheitlich zu übernehmen. Sie hatten sich 63,85 Prozent der Aktien gesichert – 63 Prozent waren die Untergrenze. Den Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, der Bain und Cinven den Durchgriff ermöglichen soll, muss die Hauptversammlung mit 75 Prozent Stimmenmehrheit billigen.

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