Videochat im Botendienst Alexander Müller, 02.09.2016 13:05 Uhr
Der Webshopanbieter Mauve ist mit einigem Abstand Marktführer als EDV-Dienstleister von Versandapotheken. Nach mehreren Übernahmen und organischem Wachstum hatte die Essener Firma ihren Marktanteil Anfang des Jahres bereits auf 43 Prozent erhöht. Jetzt will Mauve offenbar in der Offizin verstärkt Fuß fassen und bietet Vor-Ort-Apotheken mit kleinem Versandgeschäft eine technische Lösung für den Botendienst – inklusive Video-Chat mit dem Kunden.
Ist das Rabattarzneimittel nicht da oder ein seltenes Medikament gefragt, lassen viele Apotheken ihre Kunden nicht erneut kommen: Der Botendienst fährt aus, sobald der Großhandel geliefert hat, oft noch am selben Tag. Auch bei Mauve weiß man, dass dieser Service ein wichtiges Mittel zur Kundenbindung und -gewinnung ist.
Allerdings rechne sich ein Botendienst für den Apotheker nur, wenn der Bote einerseits ausgelastet ist und die Route optimal gewählt werde, so Mauve. Der EDV-Anbieter hat dafür das Modul M-Botendienst entwickelt, mit dem Touren optimiert werden sollen. Dazu gehört auch eine direkte Kommunikation des Kunden: Der Bote hat ein Tablet oder Smartphone dabei, so dass bei Bedarf mit der Apotheke Kontakt aufgenommen werden kann.
Ein Haken: Nur Apotheken mit dem Warenwirtschaftssystem „Mauve System 3“ können sich das Botendienst-Tool nutzen. Eine Schnittstelle zu anderen EDV-Häusern sei derzeit nicht geplant, sagte ein Mauve-Sprecher auf Nachfrage. Schließlich will Mauve auch in diesem Segment wachsen und setzt auf Alleinstellungsmerkmale. Der Preis für M-Botendienst liegt bei 49 Euro monatlich.
Das Softwarehaus Lauer-Fischer hatte im Herbst 2014 das Konzept mit Smart Courier eine iPad-App für den Botendienst vorgestellt. Lieferaufträge werden dabei direkt aus der Kasse übertragen, das System errechnet dann die günstigste Route und protokolliert die entsprechenden Fahrten.
Beim M-Bodendienst von Mauve werden zunächst verschiedene Parameter wie Belegtyp, Adresse, Zahlungsweise sowie eine Telefonnummer oder eine Skype-ID für eine mobile Beratung festgelegt. Anschließend kann der Apotheker neue Routen anlegen oder schon vorhandene Route verwalten. Beim Anlegen einer neuen Route werden automatisch alle Aufträge für den Botendienst angezeigt und können einer Route zugeordnet werden.
Die einzelnen Aufträge können manuell als Wegpunkte gesetzt werden – oder man lässt den Kartendienst Google Maps eine optimale Route erstellen. Die Tour kann dabei auch nach PLZ-Bereichen geplant oder eingeschränkt werden. Das System soll nicht nur Vor-Ort-Apotheken den Botendienst erleichtern. Dem Mauve-Sprecher zufolge kommt es auch für national operierende Versandapotheken in Frage, die in ihrem regionalen Umkreis mit einer Belieferung am selben Tag punkten möchten.
Der Bote kann sich die Route auf ein Tablet oder Smartphone laden. Die bestellten Medikamente werden dann mit die Kamera gescannt, danach startet die Tour. Beleg-Nummer und die Adresse des Kunden werden angezeigt. Für die Zielführung bedient sich M-Botendienst der Navigationsfunktion und des Kartenmaterials von Google und der im Smartphone oder Tablet integrierten GPS-Funktion.
Am Ziel kann der Bote per Klick ein neues Fenster laden, um Anschrift und Lieferung zu verifizieren. Der Kunde hat zudem die Möglichkeit, sich via Mobilfunk oder Video-Telefonie mit dem Apotheker verbinden zu lassen, wenn er eine persönliche Beratung an der Tür wünscht.
Ebenfalls auf dem Tablet bestätigt der Kunde mit seiner Unterschrift die Zahlungsweise – PayPal oder Barzahlung –, und gegebenenfalls, dass er „keine Beratung gewünscht“ hat. Ein Belegdokuments an das Mauve System3 schließt den Vorgang ab und der Bote setzt seine Fahrt fort.