easyApotheke will sich frisches Geld besorgen – von den eigenen Mitgliedern. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC wurde den Kooperationspartnern angeboten, bei der Aktiengesellschaft einzusteigen. Außerdem will sich Easy stärker als bisher im Einkauf engagieren.
Mitte November traf sich die Easy-Familie in Düsseldorf. Beim Kooperationspartnertreffen wurden die Mitglieder gefragt, ob sie sich eine Beteiligung an ihrem Franchise-Konzept vorstellen können. Die Mehrheit war dem Vernehmen nach von der Idee grundsätzlich angetan.
Details werden auf Nachfrage noch nicht verraten. Aufsichtsratschef Hartmut Fromm bestätigt aber, dass entsprechende Schritte vorbereitet seien. Aktuell stehen noch Gespräche mit den Juristen an. Nach den bisherigen Plänen sollen stimmrechtslose Vorzugsaktien ausgegeben werden. Bei einem Test sei ein Betrag von 2,5 bis 3,5 Millionen Euro herausgekommen, den man auf diesem Weg einsammeln könnte, berichtet Fromm. Das würde bedeuten, dass jedes Mitglied einen mittleren fünfstelligen Betrag in die Hand nehmen müsste.
Für easyApotheke hätte die Beteiligung der Apotheker zwei Vorteile: Einerseits natürlich den Zufluss an frischem Kapital – wobei Fromm versichert, dass sich auch die aktuellen Investoren weiter engagieren und selbst noch aufstocken wollten. Andererseits aber könnte das Franchise-Konzept seine Mitglieder noch enger an sich binden und ein stärkeres Wir-Gefühl erzeugen.
Allerdings mit der Einschränkung, dass die Mitglieder keine echte Mitbestimmung hätten. Das sieht Fromm allerdings nicht als Problem: Bei einer Minderheitsbeteiligung sei das Stimmrecht ohnehin nicht so interessant wie eine Dividende. Ähnliche Modelle gibt es bei Linda und ARZ Haan.
Easy plant aber noch andere „strategische Schritte“, wie Fromm verrät. „Wir wollen das Thema Großhandel in Angriff nehmen.“ Für die Jahresgespräche mit den Lieferanten und Herstellern soll demnach eine rechtliche Struktur geschaffen werden. Zwar sei klar, dass in der Organisation des Einkaufs nicht viel Geld zu verdienen sei, so Fromm. Trotzdem will die Kooperation hier eine stärkere Position einnehmen.
Ein Markenzeichen von Easy ist seit jeher, unabhängig von Großhändlern zu sein. Doch genauso typisch ist es für Easy, bisherige Grundprinzipien regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen: Discount wurde gestrichen, genauso wie die Mindestgröße. Auch in die Vermietung von Apothekenflächen stieg die Zentrale wieder ein.
Vorstellbar ist daher ein Modell wie bei den Guten-Tag-Apotheken von Elac Elsée, bei dem die Kooperation mit mehreren Großhandelspartnern Konditionen aushandelt. Allerdings steht Easy hier vor zwei Herausforderungen: Mit etwa 125 Apotheken ist die Marktabdeckung nicht übermäßig groß. Und aufgrund der bisher offenbar gut verhandelten Konditionen bei den Herstellern spielt das Direktgeschäft heute eine überproportionale Rolle in Easy-Apotheken. Die Rückvergütungen der Industrie liegen im fünfstelligen Bereich. Der Großhandel hat daher je nach Standort häufig nur ein Drittel oder die Hälfte des Umsatzes.
Nach dem Abgang von Stephan Just aus dem Vorstand hat Easy außerdem personell noch eine Lücke zu schließen. Ob wieder ein Vorstand für den Bereich Vertrieb geholt werden oder eine andere Lösung gefunden werden soll, steht aber noch nicht fest.
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