Apothekenneueröffnung

„Easy gehört die Zukunft“ Eugenie Ankowitsch, 10.12.2017 12:08 Uhr

Berlin - 

Bis vor wenigen Tagen war Markus Titzeck Inhaber von zwei klassischen Apotheken in Gütersloh. Nun beschloss er, mit seiner dritten Apotheke neue Wege zu gehen, und setzt dabei auf das Easy-Konzept. Denn klassischen Apotheken räumt er keine Überlebenschancen ein. Seine Easy-Apotheke ist in der gesamten Region Gütersloh/Bielefeld die einzige ihrer Art.

Seine erste Apotheke hat Titzeck im Jahr 2011 übernommen. Bei der Park-Apotheke handelt es sich um eine klassische Apotheke mit einem recht umfangreichen Dienstleistungsangebot. Anfang 2016 ist die väterliche Süd-Apotheke hinzu gekommen. Bei der dritten Apotheke setzt Titzeck allerdings ganz bewusst auf ein Alternativkonzept. Denn der Apotheker ist sich sicher, dass die klassische Apotheke, so wie sie heute ist, nicht zukunftsfähig ist.

Es gehe nicht darum, ob, sondern wann und wie es mit der klassischen Apotheke zu Ende gehe, meint er. Ein großes Problem sei beispielsweise die existentielle Abhängigkeit von Rezepten, die häufig drei Viertel des Umsatzes ausmachen würden. Das sei äußerst gefährlich. „In diesem Bereich können wir als Apotheker weder preislich noch marketingtechnisch etwas bewegen“, gibt Titzeck zu bedenken. „Verändert sich die Gesetzeslage, kann es leicht passieren, dass dieser wichtige Bereich einbricht, was unter Umständen zu einer echten Existenzgefährdung führen könnte.“

Deshalb wollte er mit seiner dritten Apotheke neue Wege einschlagen. Dass es am Ende auf eine Easy-Apotheke hinauslief, sei ursprünglich dem Wunsch des Vermieters geschuldet. Denn dieser wollte zwar die Räumlichkeiten an eine Apotheke vermieten. Eine klassische Apotheke sei aber für ihn nicht in Frage gekommen. „Er wollte unbedingt Easy drin haben“, so Titzeck.

Da der Standort im riesigen Edeka-Zentrum aus seiner Sicht sehr attraktiv war, habe er sich eingehender mit dem Konzept beschäftigt. „Den ersten Eindruck hatte ich schon bei der Vox-Sendung Undercoverboss gewinnen können, als Lars Horstmann, der Chef der Systemzentrale, in die Rolle eines Praktikanten schlüpfte“, schmunzelt der Apotheker. „Aber natürlich war das nicht die alleinige Grundlage für meinen Entschluss.“

Letztendlich habe ihn das Konzept überzeugt, sagt er. Zu den Vorteilen würden das „riesige Sortiment“ zählen. „Easy konzentriert sich nicht in erster Linie auf den Rx-Bereich, auch wenn er durchaus wichtig ist“, argumentiert der Apotheker. „Die Stärke liegt aber im OTC-Bereich, was den Vorteil hat, dass ich als Apotheker viele Dinge bestimmen kann.“ Der Apotheker glaubt, dass – sofern man sich als Inhaber nicht ganz dumm anstellt – die Gefahr, mit einer Easy-Apotheke baden zu gehen, gering ist. „Ich finde es außerdem toll, dass ich meinen Kunden nun preislich entgegenkommen kann und die wichtigsten Medikamente sofort da habe“, argumentiert Titzeck weiter.

„Mit der Kooperation im Rücken war auch die Ausstattung der Apotheke sehr viel einfacher zu stemmen“, sagt er. Denn eine Neueröffnung sei im Vergleich zu einer Übernahme sehr viel aufwändiger. „Ich fühle mich gut beraten und betreut.“ Auch seine Freiheit als Unternehmer sieht er nicht sonderlich beeinträchtigt. „Klar gibt es bestimmte Vorgaben, aber ich hatte das Gefühl, vieles mitbestimmen zu können“, so Titzeck. Das gesamte Konzept sei aus marketingtechnischer Sicht rund und gut durchdacht.

Er wehrt sich gegen die Unterstellungen, dass es beim Easy-Konzept in erster Linie um Abverkauf von Medikamenten geht. Seiner Auffassung kann er in seiner Apotheke sogar eine sehr gute Beratung bieten, weil das pharmazeutische Personal nur noch beratend tätig ist und keine Kassiertätigkeiten übernimmt. „Apotheker sind für solche Aufgaben eigentlich überqualifiziert und schlicht zu teuer“, meint er.

Dass zuletzt einige Easy-Standorte schließen mussten, verunsichert den Apotheker keinesfalls. „Ich habe mit auch damit natürlich im Vorfeld beschäftigt“, sagt er. Dabei sei er zur Erkenntnis gekommen, dass es sich bei den Pleite-Apotheken überwiegend um Standort aus der Easy-Anfangszeit handeln würde. Expansion habe damals die Devise geheißen. Daher habe man offenbar nicht jeden Standort intensiv genug geprüft. Das habe sich inzwischen geändert, ist Titzeck sicher.

Da seine Easy-Apotheke die einzige ihrer Art in der Region Gütersloh/Bielefeld sei, sei das Interesse und die Neugierde der Kunden schon vor der offiziellen Eröffnung recht groß. „Gemäß Easy-Konzept gibt es ja zunächst das sogenannte Soft-Opening, das weder beworben noch von zusätzlichen Aktionen begleitet wird“, erklärt Titzeck. „Wir machten einfach die Türen auf und schauten, wer kommt.“ So könnten sich die Mitarbeiter mit einer überschaubaren Kundenzahl „warmlaufen“. Die ersten Kunden hätten jedenfalls ganz stark wahrgenommen, dass diese Apotheke anders ist, sich aber dem Konzept sehr aufgeschlossen gezeigt.