Ärger mit Systemzentrale

Easy-Apotheker gibt Check-Out-Kasse auf

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Berlin -

Während andere Apothekenkooperationen sich äußerlich auf das Logo im Namenszug oder Eigenmarken im Regal beschränken, sind Easy-Apotheken in Sachen einheitlicher Markenauftritt konsequenter. Auch für die Inneneinrichtung gibt es klare Vorgaben – nur passen die nicht zu jeder Zeit an jeden Standort. Apotheker Dr. Jochen Krill hat in seiner Filiale im hessischen Bad Vilbel den direkten Weg zum HV-Tisch freigemacht und jetzt auch noch die unvermeidliche Check-out-Kasse am Ausgang geschlossen. Die Systemzentrale hat Gesprächsbedarf.

Krill betreibt in Karben die Neue Apotheke sowie in Bad Vilbel die Easy-Apotheke. Letztere hat er im Dezember 2011 eröffnet und zählt damit zu den langjährigen Partnern der 2007 gegründeten Kooperation. Er hatte also ausreichend Zeit, das System an dem Standort zu testen und seinen Bedürfnissen entsprechend anzupassen.

Und es lief etwas anders als geplant: Eigentlich sollte auf der anderen Straßenseite längst ein riesiges Areal bebaut sein, mit seinerzeit 8000 geplanten Arbeitsplätzen in quasi direkter Nachbarschaft. Als er die Apotheke eröffnete, seien die Pläne schon konkret gewesen, berichtet Krill. Doch bis heute fahren die Bagger. Jetzt ist von einer Eröffnung 2022 die Rede.

Die Easy-Apotheke bekommt das natürlich zu spüren. Krill ist mit seinen Ergebnissen nicht unzufrieden, der Standort ist aber auf mehr Laufkundschaft ausgelegt. Die reine Verkaufsfläche beträgt nach seinen Angaben rund 170 m2, das ist selbst für eine Easy-Apotheke groß. Entsprechend lang sind die Wege in der Offizin.

Bereits vor vier Jahren entschied sich Krill deshalb, die Gänge zu öffnen und mit dem Easy-typischen Kundenleitsystem zu brechen. „Es bleiben großzügige Nischen für die Produkte und Themenbereiche, mit Shop-in-Shop-Atmosphäre“, so Krill. Der längere Weg durch die Regale ist eigentlich ein Markenzeichen der Kooperation. Mit dem aus dem Lebensmitteleinzelhandel und Drogeriemärkten abgeschauten Konzept sollen die Freiwahlverkäufe steigen.

Im März hat Krill noch einen anderen Easy-Standard verletzt: Er hat die Check-Out-Kasse aufgegeben und an den HV-Tisch im hinteren Teil der Apotheke rückverlegt. Das Kassieren übernimmt jetzt – wie in einer „normalen“ Apotheke – wieder das Personal im Handverkauf. Bei Easy sollen sich Apotheker und PTA normalerweise um die Beratung und Ausgabe der Medikamente kümmern, bezahlt wird dann beim Kassierer am Ausgang – auch wie im Drogeriemarkt.

Doch weil die Kundenfrequenz in Bad Vilbel derzeit nicht so ist, wie Krill sich das vorstellt, müsse die Kasse nicht ständig besetzt sein. Also hatte das pharmazeutische Personal vorübergehend das Kassieren übernommen – was wiederum aufgrund der langen Wege nicht sehr praktikabel war. Und da er ein neugieriger Mensch sei, wie Krill von sich sagt, probiere er eben derzeit aus, wie es mit der Kasse am HV-Tisch funktioniert.

Bei Easy ist man weder von dem Öffnen der Gänge noch der Sache mit der Kasse erfreut: „Beide Maßnahmen sind völlig deplatziert, nicht systemkonform, nicht akzeptabel und auch in sich nicht schlüssig“, so Vorstand Lars Horstmann gegenüber APOTHEKE ADHOC. Auf eine Kassiererin zu verzichten und die Arbeit stattdessen von der PTA erledigen zu lassen, könne sich mit Blick auf die Personalkosten nicht rechnen. Man sei aber mit Krill in guten Gesprächen, damit die Maßnahmen wieder beendet werden.

Krill ist nach den ersten Erfahrungen aber gar nicht so unzufrieden mit der Umstellung: Circa 170 Kunden pro Tag hätten früher die Apotheke vom Eingang bis zum Check-Out durchlaufen, ohne Beratungspersonal in Anspruch nehmen zu wollen. Ebenso viele hätten sich pharmazeutisch beraten lassen. „Seit Abschaffung des Check-Outs durchlaufen alle Kunden pharmazeutische Beratung, weshalb der Warenkorb pro Kunde etwas steigt“, bilanziert der Apotheker. Die Kundenmeinung sei weitgehend positiv, ausgenommen weniger Kunden, die es sehr eilig hätten und keinerlei Beratung wünschten.

„Natürlich ist der Franchisegeber nicht glücklich, wenn man das Grundkonzept ändern, aber das Schöne bei Easy ist doch, dass wir alle selbstständige Unternehmer sind“, so Krill. Und wenn sich nicht jede Maßnahme eigne, müsse man das eben anpassen, ist er überzeugt. Fraglich ob man das bei Easy auch so leger sieht. Bei erheblichen Konzeptverstößen bestehe grundsätzlich schon die Möglichkeit, einen Kooperationsvertrag zu kündigen, heißt es aus der Düsseldorfer Systemzentrale. Aber davon ist im Fall Krill noch keine Rede.

Der Inhaber plant sowieso, die Check-Out-Kasse wieder zu öffnen, wenn eine bestimmte Kundenzahl pro Tag überschritten ist, 450 schätzt Krill als kritische Schwelle. Das dürfte durch das Baugebiet in der Nachbarschaft in naher Zukunft gewährleistet sein, hofft der Apotheker.

Es ist daher nicht zu erwarten, dass Easy in diesem Fall mit einem langjährigen Partner hart durchgreift, zumal man sich weitere Abgänge bei den ehrgeizigen Expansionsplänen kaum erlauben kann. Die Zahl der Easy-Apotheken soll von aktuell etwa 125 auf mehr als 300 im Jahr 2022 gesteigert werden. 2027 soll es mehr als 500 Easy-Apotheken geben.

Das ist sehr ambitioniert, immerhin wurde die 100. Easy-Apotheke bereits 2015 eröffnet und Ende 2018 auch schon wieder geschlossen. Für das Düsseldorfer Prestigeprojekt hat sich trotz großen Bemühens bislang kein Nachfolger gefunden. Und dem Vernehmen nach schließt Ende Juni auch die Easy-Apotheke Weidencarée in Osnabrück, die ebenfalls eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat. Inhaberin Hülya Yumul zufolge ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.

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