Apothekenkooperationen

Easy krempelt Kosmetikregale um Torsten Bless, 14.07.2017 12:54 Uhr

Berlin - 

Mit EasyBeauty in die Kosmetikoffensive: Alle Easy-Apotheken sollen nach und nach neue, aufwändig gestaltete Präsentationsflächen bekommen, die die führenden Marken unter einem gemeinsamen Dach zusammenfassen. Die bereits umgebauten Apotheken hätten sich bereits über kräftige Umsatzzuwächse freuen dürfen, sagt die Systemzentrale.

In das Konzept von EasyBeauty integriert wurden nach Angaben nur die führenden Kosmetikmarken im Apothekenbereich, die gemeinsam auf mehr als 70 Prozent Marktanteil kommen. Dazu zählen Vichy und La Roche-Posay von L’Oréal, Avène von Pierre Fabre und Eucerin von Beiersdorf. Auf Wunsch können Roger & Gallet von L’Oréal und Nuxe zusätzlich integriert werden. „Es ist nicht geplant, dass weitere Marken dazu kommen“, sagt Projektleiterin Judith Gigl.

Das Konzept von EasyBeauty orientiere sich an den „neuesten Erkenntnissen des Category Managements“. Das sei „bisher einzigartig im Apothekenmarkt“, so Gigl. Die Düsseldorfer Systemzentrale entwickelte dafür in Zusammenarbeit mit den Partnern aus der Industrie spezielle Regale, ein einheitliches Leitsystem und ein eigens dafür ausgerichtetes LED-Beleuchtungskonzept.

Alle Marken werden unter einem einheitlichen Dach zusammengefasst. Jeder Marke stünden zwei Regalmeter zur Verfügung. Anders als bislang in den Apotheken gehandhabt, werden die Artikel nicht mehr nach Herstellern präsentiert, sondern nach Themengebieten gruppiert, so wie es in Drogerien oder Supermärkten bereits üblich ist. „So findet der Kunde zum Beispiel alle Produkte zur Gesichtspflege auf einen Blick“, so Gigl. „Der Kunde soll sich direkt zurechtfinden und auch innerhalb der jeweiligen Bedürfnisse auf einen Blick alle anderen Produktmöglichkeiten entdecken.“ Podeste weisen auf Aktionen, Neuheiten, Testprodukte und Bestseller hin.

Ein erster Testlauf wurde letztes Jahr in 50 Easy-Apotheken durchgeführt. Dafür mussten die Markenpartner eine wichtige Voraussetzung erfüllen: „Ausgewählt wurden die Apotheken mit den stärksten Umsätzen und der größten Zahl an Laufkundschaft“, erläutert Gigl. Bevor es los ging, wurden vom jeweiligen Apotheker benannte EasyBeauty-Beauftragte in Kooperation mit L‘Oréal speziell für die neuen Anforderungen geschult. „Das waren überwiegend PTA, konnten aber auch PKA oder der Betreiber selbst sein.“ Nach der Ausbildung dürfen sie sich Fachberater Dermo-Kosmetik nennen.

Das neue Konzept sei von den Kunden „sehr, sehr gut angenommen worden“, sei durchweg von den Apotheken gemeldet worden. Die beteiligten Betriebe hätten zusammengenommen einen Umsatzwachstum von 34 Prozent verzeichnen können. Jetzt sollen weitere Standorte mit den EasyBeauty-Flächen ausgestattet werden. 27 Apotheken haben den Umbau bereits im Juni und Juli vollzogen. Im September eröffnet eine neue Easy-Apotheke in Suhl-Aue gleich mit den neuen Verkaufsflächen. Die Umrüstung der noch verbleibenden 43 Apotheken ist für 2018 vorgesehen. „Es kann sein, dass sich einige Filialen dafür nicht so eignen, weil ihre Gesamtfläche nicht groß genug ist“, räumt Gigl ein. Für sie solle individuelle Lösungen gefunden werden.

Der Erfolg der Easy-Apotheken belege nachhaltig, dass sich die Kunden von innovativen Konzepten begeistern ließe. „Vor allem das Thema Kosmetik ist für klassische Apotheken nicht immer leicht“, sagt Gigl. Das neue Konzept zeige, in welche Richtung der Zug gehen könne: „Mit EasyBeauty zeigen wir, wie Top-Kosmetikmarken die Kunden künftig auch in der Apotheke abholen und begeistern können.“

Im vergangenen Jahr erzielten die damals 114 Easy-Apotheken einen Umsatz von 246 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor erwirtschafteten 101 Easy-Apotheken zusammen 206 Millionen Euro Umsatz, 2014 waren es 172 Millionen Euro und 90 Apotheken.

80 Prozent des Geschäfts machten die Easy-Apotheken bislang mit OTC und Freiwahl. Bei den klassischen Apotheken ist der Anteil genau umgekehrt. Da inzwischen mehr Kunden ihre Rezepte in die Easy-Apotheke brächten, habe sich dies etwas angeglichen, sagte Easy-Chef Lars Horstmann. Heute seien Rx- und OTC-Umsätze in Easy-Apotheken ungefähr gleich stark.

Ziel der Kooperation ist es, jährlich etwa 15 bis 20 Apotheken neu zu eröffnen. Die größte Herausforderung besteht laut Horstmann darin, geeignete Standorte zu finden. Denn aufgrund des Ladenbaukonzepts werden nur sehr selten bestehende Apotheken umgebaut, im vergangenen Jahr war das nur einmal bei 13 neuen Easy-Apotheken der Fall. Dadurch erklärt sich der hohe Anteil an den Neugründungen in der Gesamtstatistik.