Analysten zweifeln an Rx-Prognose

E-Rezept: Redcare läuft die Zeit davon

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Berlin -

Bei den großen Versendern liegen die Hoffnungen auf dem E-Rezept; seit Jahren werden Aktionäre und Analysten mit der Behauptung bei Laune gehalten, dass im Rx-Bereich der große Durchbruch kommt. Doch ein halbes Jahr nach der verpflichtenden Einführung sieht es nicht danach aus, als ob das E-Rezept zum Selbstläufer wird. Analysten der UBS haben jetzt die Umsatzprognose in Frage gestellt.

Das Management von Redcare gibt keine dezidierte Prognose zur Entwicklung des Rx-Geschäfts. Man kann diese aber überschlägig ableiten aus den übrigen Aussagen:

  • Der Konzernumsatz soll in diesem Jahr um 30 bis 40 Prozent auf 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro wachsen.
  • Die Non-Rx-Erlöse sollen um 15 bis 25 Prozent steigen auf 1,5 bis 1,6 Milliarden Euro.
  • Entsprechend blieben für den Rx-Bereich zwischen 700 Millionen und 1 Milliarde Euro übrig.
  • Zieht man die Umsätze von Mediservice in der Schweiz in Höhe von knapp 500 Millionen Euro ab, blieben für das Rx-Geschäft in Deutschland zwischen knapp 200 und 500 Millionen Euro übrig.

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr erzielte Redcare – ohne E-Rezept und CardLink – hierzulande Rx-Umsätze in Höhe von 150 Millionen Euro.

Im ersten Halbjahr war die versprochene Trendwende nicht zu beobachten. Im ersten Quartal lagen die Rx-Erlöse bei 37 Millionen Euro, hier war im Vergleich zu den Quartalen zuvor kein nennenswerter Effekt zu beobachten. Im zweiten Quartal stiegen die Umsätze immerhin auf 50 Millionen Euro, wobei davon laut CEO Olaf Heinrich rund 20 Millionen Euro auf den Juni entfallen, als CardLink eingeführt war. Insgesamt kamen im ersten Halbjahr an Rx-Umsätzen 87 Millionen Euro zusammen, gerade einmal 15 Millionen Euro mehr als im ersten Halbjahr 2023. Rein rechnerisch hätten schon die anhaltenden Schließungen von Apotheken dem Versender mehr Umsätze in die Kasse spülen müssen.

Die Analysten von UBS um Olivier Calvet äußerten jetzt in einer Studie erste Zweifel, dass Redcare die Ziele im Rx-Bereich in diesem Jahr tatsächlich erreichen kann. Sie haben ihre eigene Prognose von ursprünglich 280 auf 245 Millionen Euro reduziert – und selbst dafür müsste Redcare im zweiten Halbjahr noch rund 160 Millionen Euro erwirtschaften, also fast das Doppelte des ersten Halbjahres oder 26 Millionen Euro pro Monat.

Hinzu kommt: Laut Calvet müsste Redcare dafür in Werbung investieren, was wiederum die Marge belasten und auf das untere Ende des angepeilten Korridors drücken könnte.

Für 2025 halten die Analysten immerhin eine Verdopplung der Rx-Umsätze auf 510 Millionen Euro für möglich, 2028 könnte dann erstmals die Umsatzmilliarde geknackt werden. Dann könnte der Anteil am Rx-Gesamtmarkt auf 1,55 Prozent anwachsen; zuletzt hatte Redcare einen Anteil von 0,45 Prozent vermeldet. Exakt denselben Anteil hatte Redcare laut dem UBS-Team übrigens schon 2020, also vor Verbot der Rx-Boni, als bereits knapp 220 Millionen Euro an Rx-Erlösen ausgewiesen wurden.

Und noch eine Frage ist spannend im Zusammenhang mit den aktuellen Zahlen: Shop Apotheke ist nämlich einer von drei Partnern bei DoktorABC, was die Belieferung von medizinischem Cannabis. Sollten hier nennenswerte Umsätze laufen, wäre der Effekt des E-Rezepts noch geringer als derzeit ausgewiesen wird.

Auffällig ist auch, dass sich Shop Apotheke – genauso wie DocMorris – mit der Bewerbung von Rx-Boni noch zurückhalten. Im vergangenen Jahr hatten sich beide Versender bei der EU-Kommission beschwert, allerdings vor dem Hintergrund, dass es zu diesem Zeitpunkt noch keinen rein digitalen Einlöseweg für das E-Rezept gab. Was die Behörde in Brüssel geantwortet hat, ist nicht bekannt: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu laufenden Verfahren generell keine Auskunft geben“, so ein Sprecher von Redcare.

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