E-Rezept: Redcare halbiert Gewinnprognose Patrick Hollstein, 04.10.2024 08:05 Uhr
Nach DocMorris muss auch Redcare die Prognose für das laufende Jahr korrigieren. Wegen höherer Marketingaufwendung werde das operative Ergebnis massiv belastet, teilt der Versender mit seinen Zahlen für das dritte Quartal mit. Allerdings sei das dem Zuspruch beim E-Rezept geschuldet – das wachse so dynamisch, dass eine Prognose nach wie vor nicht möglich sei. Die Zahlen sprechen eine etwas andere Sprache.
Das Rx-Geschäft in Deutschland wuchs nach den vorläufigen Zahlen um 81 Prozent gegenüber dem Vorjahr, war aber mit 69 Millionen Euro im Vergleich zum OTC-Geschäft nach wie vor nur von geringem Umfang. Und vor allem lagen die Erlöse nur 19 Millionen Euro über dem zweiten Quartal, als das CardLink-Verfahren gerade erst eingeführt wurde. Im September lag die Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr bei 108 Prozent, betont das Management.
Angesichts der „überzeugenden Dynamik“, wie der Vorstand findet, und der eigenen finanziellen Stärke habe man beschlossen, die Marketinginvestitionen für den weiteren Jahresverlauf zu erhöhen, um das E-Rx-Wachstum zusätzlich voranzutreiben. Daher wird die Prognose angepasst: Die bereinigte operative Marge (Ebitda) soll nur noch bei 1,2 bis 2,2 Prozent des Umsatzes liegen, bisher waren 2 bis 4 Prozent angepeilt. In absoluten Zahlen liegen die Differenz und damit die potenziellen Ausgaben zwischen 20 und 50 Millionen Euro.
E-Rx-Potenzial ausschöpfen
Man sei überzeugt, dass diese zusätzlichen Investitionen das bereits starke Wachstum weiter beschleunigten und dass die marktführende Position somit nochmals ausgebaut werden könne, so der Vorstand: „Wir haben festgestellt, dass unsere Kunden seit der Einführung des elektronischen Rezepts von der unkomplizierten digitalen Bestellabwicklung begeistert sind. Viele von ihnen bestellen bereits zum zweiten, dritten oder sogar vierten Mal bei uns. Es ist also jetzt der richtige Zeitpunkt, das E-Rx-Potenzial voll auszuschöpfen“, so CEO Olaf Heinrich.
„Wir erleben zurzeit ein starkes Momentum für Redcare Pharmacy mit einem außergewöhnlichen Wachstum der Rx-Umsätze in Deutschland, die allein im September um mehr als 100 Prozent angestiegen sind. Basierend auf starken E-Rx-Kennzahlen haben wir beschlossen, unsere Marketingaktivitäten im vierten Quartal zu verstärken. Diese Investition wird sich in der Zukunft überproportional auszahlen“, ergänzt CFO Jasper Eenhorst.
Die durch den Vorstand angepasste Guidance für das Geschäftsjahr 2024 lautet wie folgt:
- Konzernumsatz: 2,35 bis 2,5 Milliarden Euro (zuvor 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro)
- Non-Rx-Umsatzwachstum von 20 bis 25 Prozent (zuvor 15 bis 25 Prozent)
- MediService-Umsatzwachstum im unteren einstelligen Bereich (zuvor mittlerer einstelliger Bereich)
- Bereinigte Ebitda-Marge von 1,2 bis 2,2 Prozent (zuvor 2 bis 4 Prozent)
- Rx ist für eine Prognose zu dynamisch (unverändert)
OTC-Geschäft boomt
Dass die Prognose im OTC-Bereich abgehoben wurde, hängt mit dem guten Wachstum in diesem Bereich zusammen: Der Non-Rx-Umsatz wuchs im dritten Quartal um 20 Prozent auf 383 Millionen Euro und seit Jahresbeginn ebenfalls um ein Fünftel auf 1,2 Milliarden Euro. Der Konzernumsatz legte entsprechend im dritten Quartal um 20,8 Prozent auf 574 Millionen Euro und seit Jahresbeginn um 33,8 Prozent auf 1,7 Milliarden zu.
Im DACH-Segment, zu dem Deutschland, Österreich und die Schweiz gehören, stiegen die Umsatzerlöse im dritten Quartal auf 469 Millionen Euro. Der Non-Rx-Umsatz legte um 19 Prozent auf 278 Millionen Euro zu, die Rx-Umsatzerlöse um 22,6 Prozent auf 191 Millionen Euro. Im Jahresverlauf belief sich der Umsatz im Segment DACH auf insgesamt 1,4 Milliarden Euro, davon 858 Millionen im Non-Rx-Bereich und 518 Millionen Euro im Rx-Bereich. Zu Letzterem gehört allerdings auch der Spezialversender Mediservice in der Schweiz.
Der Umsatz im Segment International, das Belgien, Italien, Frankreich und die Niederlande umfasst, stieg im dritten Quartal um 22,7 Prozent auf 105 Millionen Euro und im bisherigen Jahresverlauf um 25,7 Prozent auf 319 Millionen Euro.
Die Zahl der aktiven Kundinnen und Kunden stieg um 400.000 auf 11,9 Millionen.