Digitalisierung von Belegen

E-Rezept: Rechenzentren verlieren Millionen Patrick Hollstein, 14.01.2025 15:04 Uhr

Mit der Digitalisierung von Rezepten verdienten die Rechenzentren bislang Millionen, doch diese Einnahmequelle könnte wegbrechen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Noch ist unklar, ob das E-Rezept zu neuen Abrechnungs- und Geschäftsmodellen führen wird. Zu sehen ist allerdings bereits, dass die Rechenzentren einen Millionenbetrag verlieren.

Bei der Abrechnung von Rezepten müssen die Belege durch die Rechenzentren digitalisiert werden. Denn die Kassen erhalten zwar automatisch die relevanten Datensätze zu den verordneten Arzneimitteln und Apotheken, nicht aber die Informationen zu den verordnenden Ärztinnen und Ärzten.

Für diesen zusätzlichen Aufwand erhalten die Rechenzentren eine Pauschale. Grundlage bilden die Arzneimittelabrechnungsvereinbarung nach § 300 Absatz 3 Sozialgesetzbuch (SGB V) sowie insbesondere die Technische Anlage 2. Die Vergütung selbst ist in den Lieferverträgen geregelt: So zahlen die Primär- und Ersatzkassen für die Digitalisierung und Bereithaltung der Verordnungsblätter eine Kostenpauschale in Höhe von 0,0187 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer je digitalisiertem Verordnungsblatt.

Normalerweise kommen so Beträge von rund 14 Millionen Euro pro Jahr zusammen. Doch nach der verpflichtenden Einführung des E-Rezepts im vergangenen Jahr ist diese Zahl deutlich eingebrochen: In den ersten neun Monaten zahlten die Kassen noch 5,1 Millionen Euro, in den Vorjahren waren es im gleichen Zeitraum jeweils 10 bis 11 Millionen Euro.

Millionen mit Datenverkauf

Parallel könnten die Rechenzentren auch an einer anderen Front unter Druck geraten. Denn weitere 20 Millionen Euro werden laut Schätzung von Branchenkennern pro Jahr mit der Bereitstellung von Daten an Marktforschungsunternehmen wie Iqvia und Insight Health erlöst, die diese für Analysen und im Zusammenhang mit Beratungsaufträgen nutzen. Mit diesen Einnahmen finanzieren die Rechenzentren einen wesentlichen Teil ihres Geschäftsbetriebs; hier will künftig die Abda mit ihrem Daten-Hub mitmischen.

Doch auch diese Einnahmequelle könnte wegbrechen. Bislang hatten die Rechenzentren die Nase vorn, denn die Daten der Kassen waren zwar umfangreicher, aber zum Teil schon 18 Monate alt. Mit dem E-Rezept und der elektronischen Patientenakte (ePA) könnten entsprechende Informationen aber künftig viel schneller und auch in besserer Qualität zur Verfügung stehen.

Start-ups wie Honic und Temedica haben sich mit entsprechenden Investoren im Hintergrund bereits in Stellung gebracht. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) macht keinen Hehl daraus, dass er die aggregierten Daten für die Forschung nutzen lassen will. Die Frage ist jetzt, wer künftig die Hoheit hat und wer die Daten freigeben darf.