DrSlym ist insolvent Marion Schneider, 30.10.2017 15:34 Uhr
Mit großem Getöse war DrSlym im vergangenen Jahr angetreten, um den Diätmarkt in der Apotheke zu revolutionieren. Kein anderes Produkt könne mit seinem mithalten, warb Firmenchef Julian Klym noch auf der Expopharm in München. Jetzt ist der Hersteller pleite.
DrSlym wurde im Februar 2014 gegründet, zunächst dümpelten die Abverkäufe vor sich hin. Im Frühjahr 2016 holte Klym die ProSiebenSat.1-Tochter SevenVentures als Mediapartner an Bord. Das Mediabudget sei höher als bei Almased, freute sich Klym damals. Und: „Wenn man Diätprodukte seriös im Markt platzieren will, wählt man den Vertriebsweg Apotheke.“
Tatsächlich brachte die Fernsehwerbung einen Schub für das Diätpräparat: Im ersten Quartal 2016 wurden 9000 Packungen verkauft, im darauf folgenden Quartal sogar 17.000 Stück. Doch dann fielen die Verkäufe wieder, was nicht nur der Saison geschuldet war. Der Konkurrent Lück Health hatte gerichtlich ein Verkaufsverbot für DrSlym erwirkt. Das Unternehmen warf dem Newcomer vor, ein Plagiat des eigenen Produkts Precursor zu vertreiben. DrSlym wies dies zurück, änderte aber trotzdem seine Rezeptur, indem das Kohlenhydrat Isomaltulose zugefügt wurde.
Nach fast drei Monaten durfte Dr. Slym Ende August 2016 wieder verkauft werden – trotz Expopharm-Auftritt kam der Relaunch offenbar zu spät, um das Geschäft zu retten. Im ersten Quartal 2017 lag DrSlym mit 10.000 verkauften Packungen noch immer auf Vorjahresniveau. Seitdem sind die Verkäufe abgerutscht: Im zweiten Quartal wurden 3500 Packungen abgesetzt, im dritten dann nur noch 2000.
Neben dem Flaggschiffprodukt hatte DrSlym noch die Schlankheitsmittel Care Slim Konjaku und Najara im Sortiment. Die Absätze waren allerdings so gering, dass sie das Geschäftsergebnis nicht signifikant beeinflussten. Das Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung wurde bereits eröffnet, Mitte Januar beschäftigt sich das Amtsgericht München mit dem Fall. Ausstehende Forderungen und Zahlungen an das Unternehmen sollen an den Insolvenzverwalter gerichtet werden.
Noch ist das Nahrungsergänzungsmittel, das die Glucosezufuhr erhöhen soll, in den Webshops der Versandapotheken zu finden. Das Konzentrat enthält Propantriol, das in der Leber zu Glucose verstoffwechselt wird. Dadurch sollen Heißhungersignale reduziert werden.
Klym war vorher in der Softwarebranche tätig. Die Zusammensetzung der Produkte entwickelte er mit zwei Ernährungswissenschaftlern. Zunächst war gar kein Diätmittel, sondern ein Fitnessgetränk geplant. Bei der Entwicklung habe sich jedoch gezeigt, dass das Produkt den Hunger reduziere. Die Produkte wurden zunächst im Raum München in der Offizin vorgestellt. „Ich bin damit von Apotheke zu Apotheke gegangen“, sagt Klym. Die Firma hatte er zunächst selbst finanziert. Gesellschafter waren neben Klym zuletzt mehrere Privatinvestoren aus Deutschland und China.