Drogeriemärkte

dm nimmt NAC aus dem Regal – vorerst Alexander Müller, 05.02.2015 08:51 Uhr

Berlin - 

Die Drogeriekette dm hat ihr NAC-haltiges Produkt schon wieder aus dem Sortiment genommen. In den Filialen stehen die Brausetabletten aktuell nicht mehr in den Regalen. Hintergrund ist eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Hamburg, die der Hersteller Hexal erwirkt hatte. Ganz geschlagen gibt sich dm aber noch nicht.

Spätestens seit Ende vergangenen Jahres hatte die Drogeriekette unter der Eigenmarke „Das gesunde Plus“ das Produkt „NAC Brausetabletten“ angeboten. Mit 200 mg NAC entspricht das Präparat gängigen Hustenlösern aus der Apotheke – etwa ACC akut von Hexal. Weil der Wirkstoff in Arzneimitteln apothekenpflichtig ist, hatte dm sein Produkt als diätetisches Lebensmittel verkauft.

Hexal war dagegen nach erfolgloser Abmahnung vor Gericht gezogen: Am 26. Januar verbot das Landgericht Hamburg der Drogeriekette, das Produkt als ergänzende bilanzierte Diät zur diätetischen Behandlung von Bronchitis in Verkehr zu bringen. Die von den Anwälten der Drogeriekette Anfang des Jahres beim Gericht hinterlegte Schutzschrift rettete dm nicht, die einstweilige Verfügung wurde erlassen.

Ulrich Maith, als dm-Geschäftsführer verantwortlich für das Produktmanagement, erklärte auf Nachfrage: „Der Beschluss des Landgerichts Hamburg ist uns bekannt. Aufgrund der Entscheidungen anderer Gerichte sehen wir uns in einer guten juristischen Position. Daher werden wir unsere prozessualen Rechte in Anspruch nehmen und gegen die einstweilige Verfügung Widerspruch einlegen. Bis dieser entschieden ist, wird das Produkt nicht vertrieben.“

Schon im Jahr 2012 hatte dm ein NAC-Präparat auf den Markt gebracht, damals allerdings unter der Bezeichnung „Hustenlöser NAC-akut“ verkauft. Auch hatte Hexal erwirkt, dass dm – genau wie Konkurrent Rossmann – die Brausetabletten schließlich wieder aus den Regalen nahm.

Mit dem neuen Produkt hatte sich dm einen Schritt vom NAC-Arzneimittel entfernt: Die Brausetabletten wurden nicht mehr als explizit als Hustenlöser beworben. Auf Nachfrage zum neuen Präparat hatte dm erklärt: „Das Produkt 'NAC Brausetabletten' unterscheidet sich sowohl in seiner Gestaltung als auch in seiner Verkehrsbezeichnung von dem Produkt 'Hustenlöser NAC-akut Brausetabletten'.“

dm stützt sich auf eine Ausnahmeregelung in der Diätverordnung (DiätV). NAC ist demnach als Zusatzstoff in Nährstoffformulierungen erlaubt, die auf bestimmte Beschwerden oder Krankheiten angepasst sind. Der Wirkstoff trägt den Vermerk „nur für bilanzierte Diäten“. Das Landgericht Hamburg hat das anders bewertet und den Verkauf verboten. Vor dem Oberlandesgericht kann dm jetzt noch versuchen, sein NAC-Produkt zu retten.

Auch wenn der Begriff Hustenlöser gestrichen wurde – die Brausetabletten standen im Regal zwischen Hustensaft und Husten- und Bronchialtropfen. Eine Packung kostet 2,95 Euro. Hergestellt ist wie schon vor zwei Jahren die Windstar-Tochter Dr. Kleine Pharma aus Bielefeld. Das Unternehmen produziert auch Arzneimittel für Discounter, etwa Baldrian-Dragees und Gelenk-Kapseln für Penny und Norma.

Die Apothekenpflicht von NAC wurde auch von offizieller Seite schon einmal geprüft: Der Sachverständigenausschuss für Apothekenpflicht beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte sich 2009 gegen eine Freigabe von NAC ausgesprochen. Der Zulassungsdienstleister Diapharm, der hinter einem entsprechenden Antrag stand, hatte darauf hingewiesen, dass NAC-haltige Produkte auch als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben werden. Der Ausschuss hatte eine Überprüfung der Verkehrsfähigkeit dieser Produkte gefordert.

NAC ist zum Beispiel in Produkten der Firma Orthomol enthalten. Eine Tagesdosis des Präparats „Arthro plus“ enthält nach Angaben des Herstellers 100 mg NAC. Orthomol verkauft seine Nahrungsergänzungsmittel allerdings nur an Apotheken.