Im Gesellschafterkreis der Drogeriekette dm hat es einen Generationswechsel gegeben. Günther Lehmann hat seine Anteile an seinen Sohn übertragen, der damit neben der Stiftung von Unternehmensgründer Götz Werner jetzt einziger Anteilseigner ist. Über den Vorgang, der bereits vor einem Jahr vollzogen wurde, berichtet die Wirtschaftswoche.
Werner hatte 1973 – nach der Pleite der elterlichen Drogerie in Heidelberg – sein erstes eigenes Geschäft in Karlsruhe eröffnet. Inspirieren lassen hatte sich der damals 29-Jährige vom heutigen Konkurrenten Dirk Roßmann, der ein Jahr zuvor in Hannover mit seinem „Markt für Drogeriewaren“ an den Start gegangen war.
Schon nach Eröffnung des zweiten Geschäfts war Werner klar, dass das Konzept ein Erfolg werden würde. Was ihm für die Expansion fehlte, war das notwendige Kapital. So holte er sich im November 1974 Lehmann als Geldgeber an Bord, im Gegenzug bekam der drei Jahre ältere Junior der Inhaberfamilie des Karlsruher Lebensmittelfilialisten Pfannkuch 50 Prozent der Anteile.
Vor einigen Jahren regelte Werner seine Nachfolge: Nicht seine sieben Kinder – drei aus erster Ehe, vier aus zweiter – erbten das Unternehmen. Er brachte seine Anteile vielmehr in eine Stiftung ein; Sohn Christoph ist seit 2011 in der Geschäftsführung der Drogeriekette aktiv.
Jetzt kümmerte sich auch sein Kompagnon um den Übergang: Im April 2016 übertrug der 76-Jährige seine Anteile an seinen Sohn, der wird am 1. September gerade 15 Jahre alt. Details werden nicht verraten, einstweilen kümmert sich daher der Düsseldorfer Wirtschaftsprüfer Professor Dr. Jörg-Andreas Lohr um die Interessen des neuen Eigentümers.
Bei dm gibt es seit einigen Jahren keine anderen Gesellschafter mehr. Von den drei Partnern, mit denen Werner die Drogerie im September 1973 ursprünglich aus der Taufe hob, ging Hans Roth, ein Elektroingenieur aus Karlsruhe, bereits nach einem Jahr von Bord. Kaufmann Armin Föll schied 2004 aus, Hildegard Oswald, Inhaberin der Parfümerie Kontor Heidelberg, im Jahr 2013.
Bei der Expansion nach Österreich nahm die Drogeriekette Werners früheren Ruderpartner Günter Bauer mit ins Boot. Das Osteuropa-Geschäft wird seitdem in der Günter-Bauer-Straße 1 in Salzburg koordiniert. Neben dem deutschen Mutterkonzern und Bauer ist die Handelsgruppe Spar beteiligt.
Der Wegfall der Preisbindung für Drogerieartikel im Jahr 1974 markierte den Startschuss der Drogeriemarktketten. Rossmann war seit zwei Jahren im Geschäft, dm seit wenigen Monaten. Friseurmeister Erwin Müller aus Ulm, der bis dahin in einem Wertkauf in München einen „Friseursalon mit Drogerie“ betrieb, hängte die Schere komplett an den Nagel. Und Metzgermeister Anton Schlecker, der 1967 zunächst mit einem SB-Warenhaus am Stadtrand von Ehingen aktiv war, eröffnete 1975 in Kirchheim unter Teck seinen ersten Drogeriemarkt.
Man kam sich kaum in die Quere, dm und Rossmann kauften zunächst sogar gemeinsam ein. Erst mit der Übernahme der Kaiser's Drogeriemärkte durch Rossmann im Jahr 2003 begannen sich die Gebiete zu überschneiden. Schlecker öffnete 1977 die 100. Filiale, dm ein Jahr später, Rossmann 1982. Die internationale Expansion begann in den 1990er Jahren.
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