Der Insolvenzverwalter von Schlecker kämpft viereinhalb Jahre nach Anmeldung der Zahlungsunfähigkeit weiter um Geld für die Gläubiger. Arndt Geiwitz hat am Landgericht Stuttgart (LG) Schadenersatzklagen gegen die Unternehmen Melitta, Tchibo, Henkel, Procter & Gamble (P&G) und Unilever eingereicht. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin Bilanz.
Geiwitz fordert dem Magazin zufolge vom sogenannten Kaffee-Kartell Tchibo und Melitta 99 Millionen Euro, vom sogenannten Waschmittel-Kartell Henkel (Persil), P&G (Ariel) und Unilever (Coral) 25 Millionen Euro Schadenersatz. Die ehemaligen Lieferanten der Drogeriekette waren demnach zuvor vom Bundeskartellamt und der EU-Kommission der Preisabsprache für schuldig befunden worden.
Die Vorgänge fielen laut Bericht in die Zeit vor der Schlecker-Insolvenz im Jahr 2012. Schlecker sei ein Schaden in Höhe von mehr als 300 Millionen Euro entstanden, so Geiwitz. Er rechnet sich gute Erfolgschancen für seine Kartellklagen aus. Dies sei „eine tolle Möglichkeit, Masse zu realisieren“, sagte er dem Magazin. „Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Insolvenzverwaltung auf.“
Noch im Juli will Geiwitz zudem das sogenannte Drogerieartikel-Kartell am Mannheimer Landgericht auf Schadenersatz verklagen. Seine Klage richtet sich laut Bilanz gegen Beiersdorf (Nivea), GlaxoSmithKline (GSK), den Schuhcreme-Produzenten Erdal, den Rasierklingenhersteller Gillette, den Kosmetikhersteller L'Oréal, den Parfümhersteller Coty sowie erneut P&G (Blend-a-med, Oral-B, Wick).
Zunächst sei der Insolvenzverwalter von einer Schadenersatzsumme in Höhe von 135 Millionen ausgegangen. Diese soll sich mittlerweile auf bis zu 185 Millionen Euro erhöht haben. Geiwitz bereitet laut Bericht zudem Kartellklagen gegen Süßwaren- und Zuckerproduzenten vor.
Schlecker hatte Anfang 2012 Insolvenz angemeldet. Sechs Monate später wurde der Konzern zerschlagen. Seit Juli 2012 haben alle Schlecker-Filialen in Deutschland geschlossen. Die ursprünglichen Forderungen der rund 23.000 Gläubiger hatten sich auf mehr als eine Milliarde Euro belaufen.
Im Frühjahr hatte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft den Drogeriekönig Anton Schlecker selbst angeklagt. Er soll sein Vermögen vor der drohenden Insolvenz beiseite geschafft haben. Auch seine Frau und seine Kinder Lars und Meike sind angeklagt, genauso wie zwei Wirtschaftsprüfer. Sollte dem ehemaligen Firmenchef und seiner Familie nachgewiesen werden, im Angesicht der drohenden Zahlungsunfähigkeit Teile des Vermögens beiseite geschafft und damit der Insolvenzmasse entzogen zu haben, drohen ihnen Freiheits- oder Geldstrafen.
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