Kosmetikhersteller

Dr. Wolff: Linola beflügelt Umsatz

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Berlin -

Hinter dem Bielefelder Pharma und Kosmetikhersteller Dr. Wolff liegen aufreibende Monate. Zu Beginn der Coronakrise vor einem Jahr wurde die Produktion umgestellt und kurzerhand ein Hand-Desinfektionsgel unter dem Dach von Linola in die Apotheken gebracht. „Das waren extrem anstrengende Zeiten“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Eduard R. Dörrenberg. Die Nachfrage war groß: Der Umsatz in Deutschland wuchs insgesamt um 11 Prozent auf 268 Millionen Euro. Damit war Dr. Wolff einer der wenigen Hersteller, der 2020 ein Wachstum vorweisen konnte.

Hierzulande profitierte Dr. Wolff besonders von der positiven Entwicklung der Marke Linola. Der Umsatz stieg um 23 Prozent. Besonders nachgefragt seien die neu eingeführten Produkte aus dem Bereich medizinische Handpflege und Desinfektion gewesen, sagt Dörrenberg. Im Frühjahr war kurzerhand entschieden worden, ein Hand-Desinfektionsgel zu entwickeln. „Wir haben die Produktion von einem auf einen Drei-Schicht-Betrieb ausgeweitet.“ Das Unternehmen habe gewährleisten müssen, genug Alkohol zu bekommen, der knapp gewesen sei.

Von Anfang März bis Mitte Mai sei Dr. Wolff der einzige Anbieter gewesen, der national Apotheken mit einem Desinfektionsmittel beliefern konnte. „Wir waren auch die ersten in der Drogerie“, sagt er. Insgesamt seien 6 Millionen Stück abgefüllt worden. Auch weitere Marken wie Vagisan (plus 5 Prozent) entwickelten sich positiv. Weniger gut lief das Geschäft mit den Haarpflegeprodukten der Marke Alpecin (minus 2 Prozent), bei Plantur verzeichnete das Unternehmen ein Plus von 9 Prozent. Der nationale Haarshampoo-Markt ging laut Nielsen-Angaben um fast 5 Prozent im Absatz zurück. Der Bereich Zahnpflege (Karex) stieg um 12 Prozent. Der nächste Schritt laute Internationalisierung, sagt Dörrenberg.

Das Unternehmen sei früh bemüht gewesen, die eigenen Mitarbeiter etwa mit kostenlosen Tests vor einer Infektion mit Sars-Cov-2 zu schützen. Als Dankeschön für die geleistete Arbeit sei allen Angestellten ein Corona-Bonus gezahlt worden, sagt Dörrenberg. Zudem habe die Firma etwa im Bereich Produktion in neue Maschinen investiert. Auch für das laufende Jahr seien Investitionen geplant.

Im Bereich der eigenen Arzneimittelforschung bietet Dr. Wolff voraussichtlich bald eine Lösung gegen krankhaftes Schwitzen in den Achseln. Ungefähr 5 Prozent der Menschen leiden an Hyperhydrosis. Nach mehrjährigen Phasen der Entwicklung habe man Ende Februar den Antrag auf Zulassung des laut Firmenangaben in der EU einzigartigen Arzneimittels im dezentralen Verfahren (DCP) für Deutschland, Schweden und weiteren neun EU-Ländern eingereicht. Dr. August Wolff will die Creme direkt oder mit erfahrenen Partnern in diesen Ländern vermarkten.

Dörrenberg verwies zudem auf den anderen Umgang mit der Pandemie in Asien. Er selbst kennt den Markt und lebte mehrere Jahre in Singapur. Asien könnte zum Gewinner avancieren, denn dort gelinge es, das Pandemie-Geschehen deutlich zu kontrollieren und Strategien zu entwickeln, die das öffentliche Leben und den Umgang mit der Pandemie normalisierten. „Wir haben eine deutliche Normalisierung unseres Asien-Geschäftes bereits mit den ersten Lockerungen, beispielsweise in China, erlebt“, sagt Dörrenberg, der Anfang 2021 nach einem Jahr Abstinenz die Niederlassung in Singapur besuchte. „Die Unterschiede sind sehr drastisch. Eine enorme Transparenz und Kontakt-Nachverfolgung, durch konsequente Check-In-Prozesse beispielsweise an Gebäuden, Temperatur-Messungen und Corona-Tests, bringen in Singapur seit Monaten Normalisierung und Kontrolle in die pandemische Entwicklung.“ Europa werde hingegen länger benötigen, vielleicht sogar Boden verlieren. Deshalb erwarte er eine gebremste Entwicklung des Geschäfts im zweiten Quartal.

Insgesamt erwirtschaftete das Unternehmen mit rund 780 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 341 Millionen Euro, ein Plus von 8,5 Prozent. Das Exportgeschäft sei trotz Krise und dank der Verkäufe in Asien um knapp 2 Prozent auf rund 73 Millionen Euro gewachsen. Zur Gruppe gehören die Pharmasparte Dr. August Wolff (Linola, Vagisan) und der Kosmetikbereich Dr. Kurt Wolff (Alcina, Alpecin, Bioniq Repair-Zahncreme, Karex, Plantur). Das Pharmageschäft macht 30 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Das Bielefelder Familienunternehmen geht auf die 1905 gegründeten der „Sudbracker Nährmittelwerke Vinces“ zurück.

 

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