Kosmetikhersteller

Dr. Wolff kämpft für Karex Gabriele Hoberg, 11.04.2018 11:20 Uhr

Berlin - 

Die 300 Millionen Euro fest im Blick: Dr. Wolff hat im Jahr 2017 einen Umsatz von 297,5 Millionen Euro erwirtschaftet, ein Plus von 5 Prozent. Dazu trug besonders das Frauenshampoo Plantur39 mit 56 Millionen Euro (plus 16 Prozent) bei. Auch neu entwickelte Produkte wie Karex, die umstrittene Zahnpflege ohne Fluorid, Alpecin als Sonnenschutz für die Kopfhaut und ein gutes Auslandsgeschäft haben das Wachstum des Familienunternehmens mit 650 Mitarbeitern beflügelt. 2018 soll die Umsatzmarke geknackt werden.

„Wir haben inzwischen auf den großen asiatischen Märkten richtig Fuß gefasst und treiben die Expansion in China und Korea voran”, bilanzierte der Geschäftsführende Gesellschafter Eduard Dörrenberg. Der Export wuchs um 13 Prozent auf rund 65,5 Millionen Euro (2016: 58 Millionen Euro). Damit steigerte sich die Exportquote von 20 auf 22 Prozent. Im medizinischen Bereich war es vor allem die gynäkologische Marke Vagisan, die im zurückliegenden Geschäftsjahr erneut einen Anstieg um 10 Prozent verzeichnete. Damit setzte Vagisan nach Alpecin, Plantur und Linola den Wachstumskurs im In- und Ausland fort.

Auf dem Heimmarkt erzielte Dr. Wolff einen Umsatz von 232 Millionen Euro (2016: 227 Millionen Euro). Nach fünfjähriger Entwicklungszeit launchte Alpecin im vergangenen Sommer erstmals ein Liquid als Sonnenschutz für lichte Kopfhaut bei Männern. Im laufenden Jahr soll das Produkt auch im Ausland an den Start gehen. Auch das neue Alpecin Hybrid Coffein-Shampoo konnte durch seine Wirkstoffkombination offenbar die Zielgruppe überzeugen, genaue Absatzzahlen liegen nicht vor.

Ende 2017 hat Dr. Wolff eine weitere Neuigkeit auf den Markt gebracht, eine Kombination aus Shampoo und Spülung der Marke Plantur39 mit braunem Color-Effekt. Schon jetzt zeichne sich ab, dass das „die erfolgreichste Neueinführung auf dem Haarpflege-Markt seit langem ist“, so Dörrenberg. Die Produkte erzielen einen längeren und intensiveren Braunton am Haaransatz oder wenn sich erste graue Haare bemerkbar machen. Der Newcomer soll – neben dem starken Absatz dermatologischer Produkte wegen des starken Frosts – für das Umsatzplus von 9 Prozent im ersten Quartal 2018 verantwortlich sein.

2017 konnte im medizinischen Bereich, der rund 40 Prozent des Umsatzes ausmacht, bei einem für Linola zu warmen Winter 2016/17 vor allem Vagisan Wachstum um 10 Prozent verzeichnen. In diesem Jahr soll ein Fokus auf den Bereich Oral Care gelegt werden. Trotz massiver Widerstände soll Karex als fluoridfreie Zahncreme mit dem Wirkstoff Hydroxylapatit platziert werden. Die Zahnärzte hatten mit einer Kampagne offen gegen das Produkt mobil gemacht.

Dörrenberg verweist auf eine im März 2017 vorgestellte klinische Studie, die erstmals den Beweis erbracht habe, dass Karex gleichermaßen vor Karies schützen kann wie etablierte Produkte mit Fluorid. Nach einem Jahrzehnt erfolgreicher Kooperation mit mehreren deutschen Universitätskliniken sehe man bei Karex weiterhin großes Potenzial. Der Firmenchef verweist in der Diskussion um den Einsatz neuer Technologien in der Zahnarztpraxis auf den damaligen Paradigmenwechsel beim Einsatz von Amalgam.

Dörrenberg, der seit 20 Jahren im Amt ist, sieht das Unternehmen auch für die Zukunft gut aufgestellt. So verdreifachte sich der Gesamtumsatz der Firmengruppe seit 1998 beinahe. Dafür sieht er vor allem die starken Marken wie Alpecin (1998: 15,5 Millionen Euro, 2017: 84,1 Millionen Euro) oder die erst nach 1998 auf den Markt gebrachten Marken wie Plantur und Biorepair verantwortlich. Das Auslandsgeschäft hat sich sogar vervierfacht.

Mit der neu geschaffenen digitalen Unternehmenseinheit „eWolff” sieht sich der Mittelständler auch für die Zukunft gut gerüstet. Möglichkeiten und Potentiale bestehen laut Dörrenberg vor allem in der Individualisierung von Produkten und als Spezialist für Problemlösungen im Zeitalter „Age of Assistance“. Dörrenberg sieht gute Chancen, mit seinem Produktportfolio die Marktanteile in ihren 57 Absatzländern gegenüber Konkurrenten wie L'Oréal, Procter & Gamble, Bayer, GSK oder Beiersdorf ausbauen zu können.