Douglas kauft Disapo Patrick Hollstein, 10.02.2022 09:31 Uhr
Die Parfümeriekette Douglas steigt mit dem Kauf von Disapo in den Apothekenmarkt ein – es ist das erste Mal, dass ein branchenfremder Handelskonzern einen solchen Schritt geht. Die Versandapotheke wird mit der Plattform verknüpft – nach dem Start in Deutschland ist eine schrittweise Expansion in europäische Kernmärkte des Konzerns geplant. Und auch Rx-Medikamente sollen künftig angeboten werden.
Mit dem Erwerb von Disapo erschließt sich Douglas nach eigenen Angaben ein enormes Wachstumsfeld und erweitert zugleich sein Portfolio an Gesundheitsprodukten deutlich. Auch setze man als Europas führende Premium-Beauty-Plattform die Digitalisierungsstrategie damit konsequent fort. Disapo mit Sitz in Heerlen zähle zu den wachstumsstarken Anbietern im Online- Apothekengeschäft mit den derzeitigen Kernmärkten Deutschland und China: Im Geschäftsjahr 2021 verzeichnete das Unternehmen mit rund 200 Mitarbeiter:innen einen Umsatz im hohen zweistelligen Millionenbereich.
„Die Märkte für Schönheit und Gesundheit wachsen zunehmend zusammen, dies sehen wir ganz klar an den Wünschen unserer Kund:innen“, sagt Douglas-CEO Tina Müller. „Wir haben diesen Trend frühzeitig erkannt und unser Sortiment bereits kontinuierlich in Richtung Gesundheit erweitert. Wir werden in diesem Segment unsere führende Rolle als Beauty- und Health-Plattform weiter ausbauen. Im Zuge der zukünftigen Einführung des E-Rezepts in Deutschland ist mit einem enormen Zuwachs im Online-Apothekengeschäft zu rechnen. Mit Disapo werden wir die Wachstumschancen im Online-Gesundheitsmarkt systematisch nutzen.“
Douglas wird Disapo an die eigene Digitalplattform anbinden und damit den Millionen Kund:innen künftig einen Zugang zur Online-Apotheke bieten. Gestartet werden soll im Laufe der ersten Jahreshälfte zunächst in Deutschland mit rezeptfreien Arzneimitteln, die auf dem Douglas-Marktplatz über den Partner Disapo eigenständig angeboten, verkauft und versendet werden. Auch Möglichkeiten zur Bestellung von rezeptpflichtigen Arzneimitteln sollen im Zuge der flächendeckenden Einführung des E-Rezepts im Laufe des Jahres ausgebaut werden.
„Mit dem Angebot von rezeptfreien Arzneimitteln und sonstigen Apothekenprodukten durch Disapo werden auf unserem Marktplatz auf einen Schlag Millionen von Kund:innen allein schon in Deutschland erreicht. Damit entwickeln wir uns systematisch zur Beauty- und Health-Plattform“, so Vanessa Stützle, Chief Digital Officer bei Douglas. „Wir planen eine schrittweise Expansion des Online-Apothekenangebots in unsere europäischen Kernländer, womit wir in einen Markt mit einem Gesamtumsatz 2020 von mehr als 160 Milliarden Euro eintreten.“
Douglas und Disapo-Chef Sebastian Kraus haben bereits eine Kaufvereinbarung unterzeichnet. Die Übernahme steht noch unter dem kartellrechtlichen Vorbehalt, im Laufe des Frühjahres soll die Transaktion abgeschlossen werden. Kraus bleibt Geschäftsführer und soll seine Expertise auf dem Gebiet des Versandhandels mit Arzneimitteln und anderen Apothekenprodukten in die Partnerschaft mit Douglas einbringen.
„Wir haben Disapo in den vergangenen Jahren mit viel Leidenschaft und Energie zu einer leistungsstarken Online-Apotheke geformt“, sagt Kraus. „Zusammen mit Douglas bündeln wir nun unsere Stärken und erschließen uns hervorragende Wachstumsperspektiven. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Management Team von Douglas.“
Disapo wurde 2004 als einer der ersten Versender Deutschlands von Franz Michael Peikert gegründet. Die ersten Pakete wurden aus dem Hinterzimmer der Bieber-Apotheke im gleichnamigen Offenbacher Stadtteil verschickt, die er 2002 gemeinsam mit seiner Frau übernommen hatte. 2007 folgte der Umzug in eine Lagerhalle in einem Gewerbegebiet hinter dem Postverteilzentrum in Offenbach. Das Paar setzte voll auf den Versand und verkaufte die Bieber-Apotheke, stattdessen wurde die gesetzlich vorgesehene Offizin – in Minimalausführung – in einem Vorraum eingerichtet. Zuletzt erstreckte sich der Betrieb mit den verschiedenen Abteilungen über drei Lagerhallen.
Im vergangenen Jahr erfolgte der Umzug in die Niederlande, wo das Unternehmen ein neues Logistikzentrum in Betrieb nahm. Kurz darauf übernahm Kraus alle Anteile von Peikert.
Douglas hatte schon seit einigen Jahren ein Auge auf Apothekenprodukte geworfen, zunächst vor allem Kosmetik: 2018 gab es diverse Marken in der Hamburger Luxusfiliale „Douglas Pro“. Um die Depotverträge zu umgehen, wurden sogar Apotheker:innen und PTA gesucht und angestellt. Zuletzt kam auch in Frankfurt ein „Apotheken-Counter“ dazu. Online wurden diverse Produkte angeboten, zunächst in Kooperation mit der DocMorris-Schwester Apo-Rot, später mit Eurapon und Cocopha (Marien-Apotheke/Schongau).
Der deutsche Apothekenmarkt wird laut Douglas für 2020 auf rund 60 Milliarden Euro Umsatz geschätzt, in den Douglas-Kernländern Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Österreich und den Niederlanden belief sich das Volumen hier zuletzt auf geschätzte mehr als 100 Milliarden Euro. Auf den Onlinehandel entfielen in Deutschland 2020 rund 5 Prozent des Gesamtmarktes.