Apothekengeschäft auf dem Prüfstand

Douglas: Disapo mit E-Rezept – oder gar nicht

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Berlin -

Als Douglas-Chefin wollte Tina Müller in den Apothekenmarkt, doch ihr Nachfolger Sander van der Laan legt jetzt einen U-Turn hin. Im Rahmen der neuen Strategie „Let it bloom“ spielt der erst vor einem Jahr zugekaufte Versender Disapo keine Rolle mehr – es sei denn ...

Nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt hat van der Laan das Strategieprogramm „Let it Bloom – Douglas 2026“ vorgestellt. Ziel ist es, den Wachstumskurs zu beschleunigen, indem – jetzt kommt Konzernsprech – „unter anderem die Kund:innen noch stärker in den Mittelpunkt des Geschäftsmodells gerückt und die operative Effizienz verbessert werden“. Von Kultur und Werten ist die Rede, von einer optimierten Customer Journey und von zufriedenen Mitarbeitenden.

In Zahlen: Der Nettoumsatz soll von zuletzt 3,65 auf 5 Milliarden Euro im Jahr 2026 deutlich gesteigert werden. Filialnetz und E-Commerce-Angebot sollen gleichermaßen ausgebaut werden, genauso wie die Markenpositionierung und das Sortiment sowie die Aktivitäten im Bereich Retail Media. Andererseits soll mit einem stärkeren Fokus auf Kosten, Standardisierung, Lieferkette und IT-Infrastruktur auch die Effizienz gesteigert werden.

Sprich: Douglas soll auf Ertrag getrimmt werden. Seit der Übernahme durch den Finanzinvestor CVC im Jahr 2015 schleppt der Konzern nämlich einen Schuldenberg von mehr als 2 Milliarden Euro mit sich herum. Die laufenden Anleihen sind mit bis zu 8,25 Prozent verzinst, entsprechend hoch sind die Finanzierungskosten.

Und was heißt das alles für Disapo? „Wir konzentrieren uns auch künftig auf unsere Kernkompetenz und diese ist nach wie vor Beauty“, so eine Sprecherin auf Nachfrage. „Wir glauben weiterhin, dass wir insbesondere mit Blick auf Dermakosmetik oder auch medizinische Schönheitsdienstleistungen die für uns richtige Ausrichtung verfolgen. Dies zeigt auch die Nachfrage seitens unserer Kundinnen und Kunden auf unserer Plattform.“

Das OTC-Geschäft scheint also für Douglas keine große Rolle mehr zu spielen. Allerdings hält sich der Konzern eine Hintertür offen: „Mit Blick auf verschreibungspflichtige Arzneien bleibt für uns die Einführung des E-Rezepts ein entscheidender Faktor. Wir prüfen hier deshalb verschiedene strategische Optionen.“

Douglas hatte Disapo vor einem Jahr gekauft. Laut Vertrag vom 9. Februar 2022 zahlte der Konzern 33,6 Millionen Euro in bar. Bis zu 10 Millionen Euro können noch hinzukommen, das hängt davon ab, wie sich das Geschäft bis zum Jahr 2025 entwickelt. 75 Millionen Euro Kredit hat Douglas für Disapo insgesamt aufgenommen, um auch Investitionen stemmen zu können. Laut Manager Magazin fühlte sich der Konzern aber zuletzt hinsichtlich einiger Angaben im Zahlenwerk getäuscht und will offenbar den vereinbarten Kaufpreis deutlich drücken. Es droht Streit.

Mit einem Umsatz von 42,7 Millionen Euro konnte Disapo im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/2022 zwar schon ein gewisses Geschäftsvolumen vorweisen; auf zwölf Monate bezogen wären es pro forma 87,1 Millionen Euro gewesen. Doch bezogen auf die Gesamterlöse macht Disapo gerade einmal 2 Prozent aus, bezogen auf das Segment E-Commerce sind es knapp 8 Prozent. Unter dem Strich stand bei Disapo ein Minus von 11,8 Millionen Euro, auf das Gesamtjahr gesehen wären es 22,3 Millionen Euro.

Die Übernahme sollte für die damalige Konzernchefin Tina Müller ein Befreiungsschlag sein, da nicht nur das Filialgeschäft seit Jahren schwächelte, sondern auch das Wachstum im Webshop zuletzt deutlich nachgelassen hatte. Müller war eine Zeitlang Mitglied im Aufsichtsrat von Stada, sie kannte den Markt also aus dem Effeff. Bei Douglas setzte sie einen Schwerpunkt auf den Bereich. Im Webshop sind die Apothekenmarken seitdem so präsent, dass man teilweise den Eindruck hat, man sei nicht bei einem Parfümhändler gelandet, sondern bei einer Versandapotheke. Der Hinweis auf die „Partnerapotheke“ ist selbst bei apothekenpflichtigen Produkten nur in der Fußnote zu finden.

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