Bei Bayer häufen sich die Probleme. Ein US-Geschworenengericht verurteilte den Pharma- und Agrarkonzern in einem Glyphosat-Prozess zur Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar. Zudem brach der Hersteller überraschend eine klinische Studie mit dem Medikamentenhoffnungsträger Asundexian ab. Im frühen Montagshandel verloren die Bayer-Aktien zeitweise 19 Prozent.
Bayer beendet vorzeitig eine Phase-III-Studie zur Untersuchung von Asundexian im Vergleich zu Apixaban bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko, wie der Dax-Konzern am späten Sonntagabend in Berlin mitteilte. Diese Entscheidung basiere auf der Empfehlung des unabhängigen Data Monitoring Committee (IDMC) im Rahmen der laufenden Studienüberwachung. Asundexian wurde als Nachfolger für das Blockbuster-Medikament Xarelto gehandelt.
Es zeige sich eine unterlegene Wirksamkeit von Asundexian im Vergleich zur Standardbehandlung, hieß es weiter. Bayer werde die Daten weiter analysieren. Erst jüngst hatte Bayer das Phase-III-Studienprogramm für Asundexian erweitert. Der Gerinnungshemmer sollte früheren Angaben zufolge langfristig einen Jahresspitzenerlös von mehr als 5 Milliarden Euro bringen.
Am Freitag wurde der Konzern zudem zur Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden Dollar an drei ehemalige Anwender des Unkrautvernichters Roundup verurteilt. Die Kläger machten das umstrittene Produkt für ihre Krebserkrankungen verantwortlich. Die Geschworenen am Bundesgericht in Jefferson City (Missouri) sprachen den Klägern insgesamt 61,1 Millionen Dollar an Schadenersatz und je 500 Millionen Dollar Strafschadensersatz zu. Solch hohe Summen sind in Jury-Prozessen in den USA allerdings nicht selten, oftmals senken Richter den Betrag dann deutlich.
„Das Urteil wird so keinen Bestand haben, wir werden auf jeden Fall Rechtsmittel dagegen einlegen“, erklärte Bayer am Sonntag auf Anfrage. Schon allein die Höhe des Strafschadenersatzes verstoße gegen die amerikanische Verfassung. „Im Unterschied zu früheren Verfahren haben die Gerichte in den jüngsten Fällen den Klägern unzulässigerweise erlaubt, die regulatorischen und wissenschaftlichen Fakten falsch darzustellen“, hieß es in einer Stellungnahme des Konzerns.
Bayer habe „starke Argumente“, um die jüngsten Urteile revidieren zu lassen. Der Konzern habe neun der letzten 13 Gerichtsverfahren gewonnen und den Großteil der Klagen beigelegt. „Wir werden die robuste wissenschaftliche und regulatorische Beweislage weiterhin vor Gericht verteidigen, notfalls in Berufung“, erklärte das Unternehmen. Bayer zeigte sich weiter von der Sicherheit von Glyphosat überzeugt.
Die Probleme rund um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup hatte Bayer sich 2018 mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Monsanto-Übernahme ins Haus geholt. Im selben Jahr folgte ein erstes Urteil gegen die Leverkusener, das in den USA eine Klagewelle in Gang setzte. 2020 hatte Bayer ein milliardenschweres Programm aufgelegt, um den Großteil der Klagen – ohne Haftungseingeständnis – beizulegen.
Einen Großteil der Klagen hat Bayer bereits abgearbeitet. Im Frühjahr hieß es im Zuge der Vorlage der Geschäftszahlen für 2022, dass von inzwischen insgesamt circa 154.000 angemeldeten Ansprüchen rund 109.000 verglichen worden seien oder die Vergleichskriterien nicht erfüllten. Per 31. Dezember 2022 belief sich die Rückstellung von Bayer für Vergleiche bestehender und künftiger Glyphosat-Klagen noch auf 6,4 Milliarden Dollar.
Die jüngsten Gerichtsniederlagen von Bayer könnten signalisieren, dass die Leverkusener einen Großteil oder die gesamte Summe der Glyphosat-Rückstellungen auch brauchen könnten, hatten Analysten der Bank Morgan Stanley erst jüngst in einer Einschätzung erklärt.
APOTHEKE ADHOC Debatte