Noventi setzt bei der elektronischen Patientenakte (ePa) auf den Anbieter DoctorBox und ist als Minderheitsinvestor bei dem Berliner Unternehmen eingestiegen. Kern der Partnerschaft sei die Weiterentwicklung der elektronischen Gesundheitsakte.
DoctorBox bietet eine kassenunabhängige Lösung für die digitale Gesundheitsakte, die sich Patienten als iOS- und Android-App herunterladen können. In ihr können Versicherte Dokumente, Befunde, MRT-Bilder, Röntgenbilder, Fotos, Rechnungen, Audio-Dateien, Medikamente, Arzttermine oder tagesaktuelle Schmerztagebücher verwalten, sie ermöglicht aber auch den Austausch zwischen Arzt und Patient und bietet einige zusätzliche Funktionen wie einen Notfallsticker mit integriertem Impfpass und Organspendeausweis.
Nach Firmenangaben sind sämtliche Dokumente und Informationen zentral gespeichert, die Datenhoheit liege beim Patienten. Die benötigte Anbindung an die Telematik-Infrastruktur und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung soll demnach bis Dezember abgeschlossen sein. Im Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) wurde festgelegt, dass die Krankenkassen ihren Versicherten ab Januar 2021 eine ePA anbieten müssen. Sie ermöglicht eine fall- und einrichtungsübergreifende Dokumentation der Krankengeschichte, vom elektronischen Medikationsplan, elektronischen Arztbriefen und Befunden bis hin zu Arztterminen. Sie soll so zum Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation zwischen den Leistungserbringern des Gesundheitssystems werden.
„Als neutrale Plattform entspricht die DoctorBox-App Noventis Strategie, allgemeine, für alle zugängliche Lösungen für das vernetzte Gesundheitssystem zu entwickeln, die allen Kunden der Noventi Group Vorteile bietet“, so das Unternehmen. Es sei das erste Mal, dass ein apothekereigenes Unternehmen „in eine unabhängige Gesundheitsakte investiert, die die Datenhoheit des Patienten als Unternehmensphilosophie verankert hat“. Neben Noventi haben sich bereits zahlreiche andere Unternehmen in DoctorBox eingekauft, darunter Müller Medien, Labor Becker, Leica, der KI-Entwickler Arago, das EDV-unternehmen Ximantix, IEG sowie die Volks- und Raiffeisenbanken.
Die Kooperation biete verschiedenste Anknüpfungspunkte für Noventi-Lösungen, die dazu beitragen werden, Synergien zwischen den Tochterfirmen der Gruppe realisieren zu können. „Mit der Kooperation geht Noventi somit den nächsten logischen Schritt, um die digitale Vernetzung der Gesundheitsversorgung mit den Schnittstellen Apotheke und sonstige Leistungserbringer aktiv mitzugestalten.“ Beim zweiten grundlegenden Baustein der politisch vorangetriebenen Digitalisierung im Gesundheitswesen, dem E-Rezept, hat Noventi ebenfalls bereits einen Fuß in der Tür: Bei der Umsetzung des E-Rezepts hat der Abrechnungs- und IT-Dienstleister den Zuschlag für die Softwareentwicklung im Modellprojekt „Gerda“ erhalten. Noventi macht sich deshalb Hoffnung, damit den Grundstein gelegt zu haben, später dem Deutschen Apothekerverband (DAV) die bundesweite Lösung für das elektronische Rezept zu liefern.
„In einer zunehmend vernetzten Versorgung wird die Wettbewerbsfähigkeit unserer Gruppe auch dadurch gestärkt, dass wir uns mit kompetenten Partnern vernetzen“, so der Noventi-Vorstandsvorsitzende Dr. Hermann Sommer. „Mit DoctorBox haben wir einen solchen Partner, der mit innovativen Lösungen die Schlagkraft unserer Gruppe weiter erhöht.“
Die Noventi-Gruppe arbeitet derzeit daran, ihren Markenauftritt zu vereinheitlichen und in den Vordergrund zu rücken. So soll künftig der Außendienst von VSA und Awinta zusammengefasst werden und künftig unter gleicher Flagge segeln. Dazu wird Gordian Schöllhorn als Generalbevollmächtigter des Vorstands eingesetzt. Er bleibt aber in der Awinta-Geschäftsführung zusammen mit Petra Terhardt und Sven Bertram. In der Gesamtvertriebsleitung unterstützt wird Schöllhorn ab November von Ulrike Brentzel. Sie soll einer internen Information zufolge als „Chief Sales Officer/Division Apotheke (CSaO)“ tätig werden.
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