Kostenlose Angebote für Covid-19-Patienten werden zum Standard in der Telemedizin: Nach Jameda, AU-Schein.de und Kry stellt nun auch Doctolib kostenlose Videosprechstunden zur Verfügung. Dabei orientiert sich das Unternehmen an seinen Erfahrungen in Frankreich.
„Als Unternehmen im Gesundheitswesen möchten wir unserer Verantwortung, Ärzten und Patienten in der aktuellen Situation zu helfen, vollumfänglich nachkommen“, erklärt Geschäftsführer Dr. Ilias Tsimpoulis. Bereits seit Beginn der Pandemie habe Doctolib deshalb regelmäßig über seine Plattform neue Funktionen und Informationen zur aktuellen Covid-19-Situation zur Verfügung gestellt. „Jetzt haben wir uns dazu entschlossen, die Videosprechstunde allen Ärzten und Patienten kostenlos bereitzustellen und werden auch im weiteren Verlauf der Pandemie unser Produkt fortlaufend anpassen, wenn es nötig ist, um gemeinsam mit vollem Einsatz die Eindämmungsmaßnahmen zu unterstützen.”
Die Einführung der kostenlosen Sprechstunden sei darüber hinaus eine Reaktion auf eine Ärztebefragung, die Doctolib durchgeführt hat. Dabei wurden laut Doctolib Mitte März 159 Ärzte verschiedener Fachrichtungen in einer Online-Erhebung nach Veränderungen im Arbeitsalltag im Kontext der Corona-Krise befragt. Rund drei Viertel der Ärzte hätten dabei angegeben, dass sie Telemedizin für eine sinnvolle Lösung halten, um die weitere Ausbreitung von Sars-CoV-2 aufzuhalten.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat die Videosprechstunden von Doctolib bereits zertifiziert – sie sind deshalb in der GKV voll erstattungsfähig, wie das Unternehmen betont. Um einen Termin für eine digitale Sprechstunde zu vereinbaren, buchen Patienten den Termin über die kostenlose Doctolib-App oder die Website und geben als Terminart „Videosprechstunde“ an. Kurz vor dem vereinbarten Termin erhalten sie dann eine Benachrichtigung mit den dafür notwendigen Informationen.
Im digitalen Wartezimmer können Vorbefunde oder Bilddateien vorab mit dem Arzt geteilt werden. Für Ärzte, die den Terminplaner von Doctolib bereits nutzen, lasse sich die neue Technologie kostenfrei innerhalb von zwanzig Minuten in der bestehenden Software einrichten. Dadurch entstehe dem Arzt keine Doppelarbeit. Für Ärzte, die derzeit noch nicht mit Doctolib arbeiten, ist der Service ebenfalls kostenlos und kann ohne eine Servicegebühr implementiert werden. An den bisherigen Arbeitsabläufen ändere sich dadurch nichts. Um während der Covid-19-Pandemie Praxisabläufe schnell anpassen zu können, bestehe darüber hinaus die Möglichkeit, einen geplanten Vor-Ort-Termin einfach in eine Videokonsultation umzuwandeln.
Für den Markteintritt der Videosprechstunden könne Doctolib auf Erfahrungen aus Frankreich zurückgreifen. Dort biete das Unternehmen den Service bereits seit Januar 2019 an und sei mittlerweile Marktführer. Über 30.000 Ärzte nutzen Doctolib demnach bereits in Frankreich und führen damit täglich rund 100.000 Videosprechstunden durch. Nach eigenen Angaben war Doctolib ein Jahr nach dem Launch bereits Marktführer. In Deutschland ist Doctolib unterdessen noch ein ganzes Stück dahinter: Hier sind es nach Unternehmensangaben rund 10.000 Ärzte, die die Software bereits nutzen. Pro Monat besuchen demnach etwa drei Millionen Deutsche die Doctolib-Seite oder benutzen die App. Insgesamt arbeitet Doctolib nach eigenen Angaben mit etwa 125.000 Ärzten sowie 2300 Gesundheitseinrichtungen in Europa zusammen. Die Online-Plattform hat aktuell rund 50 Millionen Besuche monatlich.
Zuletzt hatte Telemedizin-Anbieter Kry Sprechstunden für Patienten mit dem Verdacht auf eine Sars-CoV-2-Infektion unabhängig von deren Krankenversicherung kostenlos gemacht. Auch die Compugroup Medical (CGM) hat ihre Videoberatung Clickdoc Apotheken kostenlos zur Verfügung gestellt, zuvor tat sie das für Ärzte. „Mit dem Einsatz einer Videokommunikation kann der Apotheker nicht nur seinen Kunden die notwendigen Beratungsleistungen zukommen lassen. Gleichzeitig schützt er auch seine Mitarbeiter, sich selbst und seine eigene Familie vor der Gefahr einer Ansteckung“, so CGM. Das Arztvergleichsportal Jameda hat ebenso seine eigentlich kostenpflichtige Videosprechstundenfunktion freigeschaltet, damit mehr Ärzte sie nutzen können. Das Portal AU-Schein.de vergibt kostenlose AU-Scheine bei Infektionsverdacht. Kry wiederum hatte früh seine Chance wirbt schon seit Wochen damit, dass telemedizinische Angebote momentan sicherer seien als der Besuch in der Hausarztpraxis.
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