Doctolib drängt in Kliniken Laura Schulz, 09.02.2024 09:02 Uhr
Mit der Kooperation mit dem ADAC ist Doctolib ein weiterer Schritt Richtung beim Ausbau seiner Position am Markt gelungen. Der französische Konzern baut sich immer breiter in dem Sektor der Software für Terminbuchungen auf, zuletzt auch durch ein neues Konzept für Krankenhäuser, Doctolib Hospital. Eine Integration von Apothekenleistungen wird es dem Vernehmen nach aber weiterhin nicht geben.
Mit Doctolib Hospital hätte es womöglich mal einen Schritt in Richtung öffentliche Apotheken geben können, Stichwort Entlassmanagement. Doch diese Komponente spielt in dem Konzept keine Rolle. Seit 2021 gibt es das neue Portal, dass nun neben niedergelassenen Ärzten auch zahlreiche Krankenhäuser anbindet.
Dabei profitiert Doctolib vom Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG). Beim digitalen Patientenmanagement könne Doctolib Hospital unterstützen und sei nach dem KHZG „zu 100 Prozent förderungsfähig und integrierbar in alle gängigen Krankenhausinformationssysteme“, heißt es vom Unternehmen. Doctolib sei vielen Patient:innen bereits durch die ambulante Versorgung bekannt und könne nun auch den Kliniken bei der Patientenakquise, dem Terminmanagement und der Kommunikation mit den Zuweisern helfen. Die Administrationszeit könne deutlich reduziert werden ebenso wie Terminausfälle, hieß es in der Meldung von 2021.
Doctolib konzentriert sich hierbei auf seine Kernkompetenz, das Terminmanagement. Niedergelassene Ärzt:innen, medizinische Versorgungszentren (MVZ), Praxisgemeinschaften und Krankenhäuser bildeten den Kern der deutschen Versorgungslandschaft, heißt es, müssten aber noch besser vernetzt werden. Via Doctolib Hospital könnten niedergelassene Ärzt:innen nun nahtlos Termine in der Klinik vereinbaren. Bei der Entlassung könne ebenso nahtlos kommuniziert werden: Klinken könnten direkt Termine zur Nachsorge bei passenden niedergelassenen Ärzt:innen oder Therapeut:innen für die Patient:innen buchen. Auch notwendige Dokumente könnten über die Plattform geteilt werden.
Apotheken in Deutschland außen vor
Eine Anbindung der Apotheken an diesen „Kern der Versorgungslandschaft“ ist vorerst nicht geplant, wie Chris Berger, Head of Public Policy bei Doctolib in Berlin, bestätigt. Doctolib Hospital decke die gesamte Patientenreise ab, auch das Entlassmanagement, und etabliere Doctolib nicht nur als Terminbuchungsportal, sondern auch als Unterstützung in Verwaltung und Prozessoptimierung.
Das 2013 gegründete Unternehmen ist längst kein Start-up mehr, in Deutschland nutzen 16 Millionen Menschen das Portal, europaweit sind es sogar mehr als 80 Millionen. In den Niederlassungen in Frankreich, Deutschland und Italien arbeiten mehr als 2800 Beschäftigte.
Im Heimatland Frankreich funktioniere unterdessen auch die Anbindung der Apotheken, so Berger. Bei einem Drittel der Apotheken könne via Doctolib bereits ein Termin vereinbart werden, beispielsweise zum Impfen. Auch die Themen E-Rezept und Kommunikation mit den Praxen seien hier relevant.
„In Frankreich spielen die Apotheken schon länger durch das Impfen eine größere Rolle. Die Apotheken haben einen größeren Stellenwert bei den Punkten wie Prävention, Beratung, Impfung und Vorsorge“, sagt Berger. Auch Folgerezepte könnten über die Apotheken abgewickelt werden. In Frankreich sei der Zugang zur Versorgung niedrigschwelliger, „da ist sehr viel Bewegung in Frankreich, in Deutschland leider noch nicht so ganz“. Das gelte auch für die Übermittlungswege des E-Rezeptes.
Trotzdem sieht Berger für Doctolib in Deutschland noch nicht das Ende erreicht. Auch Apotheken würden zukünftig eine größere Rolle spielen in der regionalen Versorgung oder Gesundheitskioske. Aktuell sei die Nachfrage in diesem Bereich aber einfach noch nicht da.