Docpharm: CC Pharma übernimmt Produktion Carolin Ciulli, 18.08.2021 13:20 Uhr
Der insolvente Reimporteur Docpharm stellt sich neu auf. Eine Investorengruppe übernimmt einen Teil des Geschäfts des Karlsruher Unternehmens. Produktion und Logistik werden ausgelagert.
Anfang Juli wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen von Docpharm eröffnet. Das Unternehmen wird in Eigenverwaltung weitergeführt und der Geschäftsbetrieb laufe unverändert. Bis Ende des Jahres sollen die Markenrechte und Zulassungen an eine Investorengruppe gehen. Der Kaufvertrag sei bereits unterschrieben, sagt ein Sprecher der Unternehmensberatung Falkensteg, die zum Generalbevollmächtigten bestimmt wurde. Die neue Firma wird unter dem Namen Docpharm weitergeführt.
Docpharm-Geschäftsführer Dr. Mathias Krebs erklärt die Pläne: „Nach der erfolgreichen Restrukturierung verfolgen wir mit der neuen Docpharm eine klare Wachstumsstrategie. Dazu werden wir das Sortiment mit Pharma- und Medizinprodukten deutlich erweitern.“ Der Kaufmann ist seit einem Jahr beim Reimporteur tätig. Geschäftsführer Helmut Stäblein wird das Unternehmen verlassen.
Der Reimporteur soll nach der Neuausrichtung „schlank aufgestellt“ werden und Geschäftsprozesse sollen „gänzlich“ digitalisiert werden. Die Produktion der Arzneimittel wird an CC Pharma ausgelagert, die Logistik übernimmt das Bielefelder Unternehmen SK Pharma.
Im Mai wurde laut Falkensteg ein Eigenverwaltungsverfahren gestartet, um die Ertrags- und Liquiditätslage zu verbessern und Altlasten abzubauen. „Das Sanierungsverfahren hatte das Ziel, das Unternehmen fortzuführen, was erfolgreich gelungen ist. Der Großhandel und die Apotheken haben den Weg positiv begleitet und bestellen wie gewohnt“, sagt Krebs.
Das Insolvenzverfahren läuft unterdessen weiter. Betroffen sind rund 20 Mitarbeiter:innen. Ihre Löhne und Gehälter waren laut Falkensteg für drei Monate durch das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit gesichert. Danach wollte das Unternehmen wieder die Zahlungen übernehmen, hieß es im Mai.
Docpharm wurde 1995 als Kommanditgesellschaft auf Aktien gegründet, an der Ärzt:innen beteiligt sind. Seit 1997 wurden Arzneimittel vertrieben. Das Unternehmen geht auf den Mediziner Dr. Dieter Gartner zurück, der zu Beginn Generika über Lohnhersteller produzieren ließ. Im Herbst 2019 gab der Arzt die Geschäftsführung aus gesundheitlichen Gründen ab, seitdem leitet er den Aufsichtsrat. Hier sind auch Dr. Manfred Ziegler und Klaus Becker von CC Pharma bereits seit längerem vertreten.
Im Sortiment von Docpharm sind rund 600 Präparate, darunter Rx-, und OTC- sowie Medizinprodukte. Wichtigste Produkte waren Inegy, Xarelto, Vytorin, Exforge, Ezetrol, Clexane und Pradaxa. In den Jahren vor 2018 erwirtschaftete das Unternehmen mit jeweils rund 250.000 Packungen einen Umsatz zwischen 20 und 30 Millionen Euro pro Jahr und eine Gewinnmarge von circa 1 Prozent. Doch die Serialisierung im Zusammenhang mit Securpharm erhöhte die Kosten, sodass das Unternehmen in die roten Zahlen rutschte.