DocMorris-Werbung bei der Deutschen Rentenversicherung APOTHEKE ADHOC, 25.10.2019 13:36 Uhr
DocMorris wirbt derzeit im Kundenmagazin der Deutschen Rentenversicherung (DRV) für Rezept-Boni. Die quartalsweise erscheinende „Zukunft Jetzt“ gehört mit einer Auflage von über 2 Millionen Exemplaren zu den größten Printzeitschriften der Republik – entsprechend viel dürfte die Werbung den Versender gekostet haben. Für Reinhard Rokitta, Vorstandsmitglied bei den Freien Apothekern, ist das ein kleiner Skandal. Er hat die Rentenversicherung damit konfrontiert.
„Bis zu 30 Euro Bonus pro Rezept sichern“, heißt es in Ausgabe 3/2019 der „Zukunft Jetzt“. Hinzu gibt es noch 10 Euro für das erste Rezept. „In Zukunft können Sie Zeit sparen. Und Geld.“, lautet der zugehörige Slogan der DocMorris-Werbung. Das Magazin ist die gemeinsame Zeitschrift aller deutschen Rentenversicherungsträger und steht jedem Kunden – also Versicherten und Rentnern – kostenlos zur Verfügung. Auf der Internetseite der Deutschen Rentenversicherung kann man es kostenlos abonnieren. Entsprechend hoch ist die Auflage von zuletzt 2,4 Millionen.
„Das ist ein Affront gegenüber den Apothekern“, sagt Rokitta. Schließlich, so sein Argument, mache DocMorris von den Niederlanden aus den deutschen Apothekenmarkt kaputt – da könne es nicht sein, dass die Deutsche Rentenversicherung auch noch dafür werbe. „Wir halten es für sehr fragwürdig, wenn eine Körperschaft des öffentlichen Rechts so etwas macht“, sagt er im Namen der Freien Apotheker. „Die machen Werbung für ein Unternehmen, das selbst 0 Cent in die Rentenversicherung einzahlt.“
Deshalb wandte sich Rokitta im Namen des Verbandes persönlich an die DRV. „Mit Entrüstung“ hätten die Freien Apotheker die Werbung wahrgenommen, heißt es darin. „Das besondere Verhältnis der deutschen Apotheken zu diesem von saudi-arabischen Investoren und schweizerischen Aktiengesellschaften gestützten Versender dürfte Ihnen ebenfalls sicherlich bekannt sein.“
Die DRV antwortete Rokitta umgehend, aber ohne auf seine Kritik einzugehen: Bei der Auswahl der Anzeigen und Beilagen in der Kundenzeitschrift setze man hohe Standards, um die Seriosität zu wahren. Auch im Impressum werde darauf hingewiesen, dass Anzeigen und Beilagen weder ein Leistungsangebot noch die Meinung oder Empfehlung der Deutschen Rentenversicherung darstellen, so ein Sprecher. Auf Anfrage bestätigt er das: „Wir haben ganz klare Werberichtlinien und gegen die verstößt DocMorris nicht. Redaktion und Anzeigengeschäft sind bei uns klar getrennt.“
Rokitta überzeugt er damit nicht. „Ich hätte eigentlich erwartet, dass die sich in irgendeiner Form entschuldigen“, sagt er. Denn die Werbung reflektiere in gewisser Weise immer auch die Einstellung eines Unternehmens. Deshalb solle sich die Zeitschrift einer öffentlichen Körperschaft neutral verhalten. „Da gehört überhaupt keine Werbung rein!“
Dabei ist es nicht das erste Mal, das DocMorris zu den zahlenden Werbekunden der Deutschen Rentenverischerung gehört. Bereits vor zweieinhalb Jahren verschickte die mit „Zukunft Jetzt“ Flyer des Holland-Versenders. Der wiederum hat schon mehrfach, nicht nur mit provokanter Reklame, sondern auch mit Werbung an anderer Stelle den Unmut vieler Apotheker auf sich gezogen. So war erst im September auf der Rückseite des Mitgliedermagazins der nordrhein-westfälischen CDU eine ganzseitige DocMorris-Anzeige geschaltet. Auf ihr war das DocMorris-Motiv abgebildet, mit dem der Versender für die baldige Einführung des E-Rezeptes wirbt.