BVDVA-Kongress

DocMorris: „Veränderung geht nur per Gericht“

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Berlin -

Wie geht es mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen weiter? Gehen alle Ärzte jetzt online und wo bleiben die Apotheken? Wie wird der Patient in Zukunft versorgt? Und was kann der Versand, wo die Offizin scheitert? Um diese Fragen ging es zum Auftakt des Jahreskongresses des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA). Bei DocMorris ist man zuversichtlich, von der Entwicklung zu profitieren.

Die Datenmedizin wird die Versorgung auf den Kopf stellen, ist Max Müller, Vorstand von DocMorris, überzeugt: Allen Bedenken zum Trotz – von denen, die betroffen seien, werde die intensive Auswertung von Daten positiv gesehen. Ähnlich habe es Gesundheitsminister Jens Spahn seine umstrittene Äußerung gemeint, Datenschutz sei nur für Gesunde. Durch das Nutzen digitaler Handwerkszeuge lasse sich die Qualität der Versorgung deutlich verbessern.

Noch seien die Hemmnisse groß, denn die Politik verwechsle nach wie vor den Glasfaserausbau mit der digitalen Transformation. Die Schaffung der erforderlichen Infrastruktur – dazu gehört für ihr vor allem das E-Rezept – sei aber nur das Handwerkszeug, mit dem man die Versorgung verbessern und die Kosten senken werde. Wenn dies einmal verstanden ist, werden Patienten und Politik ihre Scheu schnell ablegen, ist Müller überzeugt.

Noch sei man in Deutschland zu sehr auf Kosteneffizienz und zu wenig auf therapeutische Effizient ausgerichtet. Das werde sich aber schnell ändern, denn eine Mauer um Deutschland herum bauen könne man nicht.

Im Wettbewerb gegen die großen Internetkonzerne sieht Müller nicht nur Unternehmen wie DocMorris, sondern auch die Apotheker in der Pflicht. „Wir können nicht zusehen, wie alle innovativen Köpfe und Unternehmen weggehen. Heilberufler sind oft gefordert, einfach mal zu machen. Unsere Erfahrung ist, dass solche Vorstöße hinter vorgehaltener Hand für gut befunden werden. Die Politik sagt dann: Macht weiter, wir brauchen noch zwei bis drei Jahre, bis wir die Lobby umschifft haben.“

Dass man gelegentlich als Rechtsbrecher gebrandmarkt werde – auch wenn DocMorris in letzter Instanz immer gewonnen habe – nehme man in Kauf: „Veränderung ist in Deutschland derzeit leider nur per Gericht zu erreichen.“ Nach wie vor habe die Politik Angst, die Apothekerlobby zu verprellen. Der ABDA als „härteste Lobby Deutschlands“ wirft Müller vor, eine Branche zu bekämpfen, die es angeblich nicht brauche, die aber in Wahrheit Treiber für Fortschritt sei.

Müller macht keinen Hehl daraus, dass auch Versandapotheken noch ganz am Anfang sind. Aber mit den ersten digitalen Werkzeugen und Datenanalysen sei man schon ein Stück weiter als die Apotheken vor Ort. Dort stünden die Mitarbeiter zwar den Kunden gegenüber, nicht immer sprächen sie aber deren Sprache, sodass diese mitunter mehr Angst vor Nachfragen hätten.

Die Nutzung von Daten sei kein Hexenwerk, selbst triviale Angebote wie die Erinnerung an ein neues Rezept könnten hilfreich sein. Demnächst will DocMorris eine Studie vorstellen um zu zeigen, dass die Therapietreue im Versand deutlich steigen kann. Wir können als Versandapotheken vorangehen, irgendwann werden auch die Apotheken vor Ort nachziehen.“

Die Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) sieht er zwar als Herausforderung, aber nicht als Problem: Ein halbes Jahr lang werde es jetzt schmerzhaft, dann werde sich zeigen, dass diejenigen, die bereits heute seriös mit Daten umgingen, auch weiterhin das Vertrauen der Kunden hätten. Man müssen den Kunden nur begreiflich machen, dass die Überlassung persönlicher Daten für sie einen konkreten individuellen Nutzen habe.

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