Bei Apo-Rot hat ein neues Kapitel begonnen. Nach der Übernahme der Versandapotheke aus Hamburg durch den DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose wird das Geschäft jetzt in Heerlen abgewickelt. Christian Strauch bleibt als Chef der Versandapotheke an Bord.
„Apo-Rot: Jetzt aus den Niederlanden von der Apo-Rot B.V. in gewohnter Qualität“, heißt es ganz oben auf der Website. Mittlerweile ist das EU-Siegel für Versandapotheken eingepflegt, beim niederländischen Gesundheitsministerium war der Newcomer rechtzeitig zum Start am neuen Standort gelistet.
Geschäftsführer der neuen Versandapotheke ist – neben DocMorris-Finanzchef Michael Veigel – der bisherige Leiter von Apo-Rot, Christian Strauch. Er hatte für die bisherige Inhaberin Birgit Dumke das Versandgeschäft aufgebaut. Als nur vier Jahre nach der Eröffnung der Apotheke am Rothenbaum wegen einer Baustelle kaum noch Kunden in die Apotheke kamen, waren sie und ihr damaliger Ehemann auf die Idee gekommen, Produkte über den Onlineshop zu versenden. Der EDV-affine Tüftler entwickelte auch die erste Software selbst.
Strauch hatte von 1999 bis 2005 in Greifwald BWL studiert. Als Praktikant hatte er während seines Studiums einige Erfahrungen gesammelt, unter anderem bei Fortuna Sportwerbung und der Investmentbank Merrill Lynch. Kurzzeitig hatte er bei Cinemaxx im Marketing gearbeitet. Im April 2006 kam er bei Apo-Rot an Bord.
Für die Apothekerin war er ein absoluter Glücksfall. Strauch implementierte professionelle Logistikstrukturen, 2008 wurde ein eigenes Gebäude für die Konfektionierung bezogen. Parallel baute er den Kontakt zur Industrie auf und entwickelte ein Franchisekonzept, dem 20 Partnerapotheken in ganz Deutschland angehören. Apo-Rot kümmert sich um den digitalen Auftritt und berät die Partner betriebswirtschaftlich. Auf freiwilliger Basis können die Preise angepasst und die Einrichtung erneuert werden.
Auch die 2009 eingeführten Eigenmarken gehen auf seine Initiative zurück, aktuell umfasst das Portfolio rund 40 Produkte aus den Bereichen Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und Hautpflege. Im vergangenen Jahr hatte Apo-Rot zwar mit Lieferantenausfällen zu kämpfen und musste sich neue Zulieferer suchen, 2018 sollte der Umsatz in diesem Bereich aber verdoppelt werden. Denn hier ist die Marge um ein Vielfaches attraktiver als im klassischen Versand. Dabei soll unter anderem ein neues Design helfen. Das Sortiment wird auch im neuen Webshop angeboten. Im Windschatten großer Namen entstand so ein Player mit rund 100 Millionen Euro Umsatz und rund 500 Mitarbeitern: 90 in den stationären Apotheken in Hamburg, 110 in der Verwaltung und der Rest im Versand.
Als sich der Verkauf abzeichnete, sah sich Strauch bereits nach neuen Projekten um. Doch bei Zur Rose beziehungsweise DocMorris dürfte man schnell erkannt haben, wie wertvoll seine Expertise und seine Kontakte zur Industrie sind. So wurde Strauch nicht nur zum Geschäftsführer von Apo-Rot bestellt, sondern auch zum Chef einer gleichnamigen Firma mit Sitz in Hamburg, die sich um Marketing, Verwaltung und Einkauf kümmert.
DocMorris hatte bereits bei der Übernahme von Apo-Rot angekündigt, dass das Marketing- und Service-Team sowie die allgemeine Verwaltung am bisherigen Standort in Hamburg verbleiben und ihre bisherigen Aufgaben und Funktionen weiter ausüben sollen. „Von dort aus wird auch weiterhin der Web-Shop von Apo-Rot vermarktet“, so ein Sprecher. Hier teilt sich Strauch die Verantwortung mit Oliver Henschel, Leiter Controlling bei DocMorris und in dieser Funktion auch Geschäftsführer bei den im vergangenen Jahr übernommenen Versendern Vitalsana und Eurapon.
Chefapotheker von Apo-Rot in Heerlen ist Dr. Peter Mackenstein, der bereits von 2004 bis 2007 für DocMorris in der Verantwortung war und seit 2011 neben Jacques M. G. Waterval auch bei Ableger Vitalsana für die pharmazeutischen Belange zuständig ist.
Nicht auszuschließen, dass auf Strauch im Konzern höhere Aufgaben warten. Im DocMorris-Vorstand ist der Bereich Einkauf nicht dezidiert besetzt. Hier sind neben dem Vorsitzenden Olaf Heinrich außerdem Chefapotheker Professor Dr. Christian Franken, Strategiechef Max Müller und Veigel als Finanzchef vertreten.
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