DocMorris-Automat

Funkabbruch in Hüffenhardt

, Uhr
Berlin -

Nach 48 Stunden war der Spuk vorbei. Das Regierungspräsidium untersagte DocMorris die Abgabe von Arzneimitteln per Automat und Videokonferenz. Nur wenige Kunden hatten sich in dieser Zeit im baden-württembergischen Hüffenhardt mit dem pharmazeutischen Mitarbeiter im niederländischen Heerlen verbinden lassen und bei ihm Medikamente gekauft. In einem Fall brach die Verbindung zusammen – per Handy wurde der Kontakt aufrecht erhalten.

Wer die Geschäftsräume der 2015 geschlossenen Brunnen-Apotheke in der Hauptstraße 45 betrat, wurde von der Welcome-Managerin in Empfang genommen. Obwohl die Kunden eine digitale Beratung samt automatisierter Abgabe erwartete, musste zunächst ganz analog eine Einverständniserklärung zur Datenspeicherung unterzeichnet werden. Das Papier verschwand in einem Scanner.

Im Beratungsraum war ein kleiner Schreibtisch aufgebaut, rechts der Kassenautomat, links die Ausgabe. Auf dem Monitor begrüßte ein zugeschalteter Apotheker die Kunden und fragte, was er für sie tun könne. In einem Fall brach die Verbindung mitten im Beratungsgespräch ab; auch die Welcome-Managerin konnte den Kontakt trotz mehrfacher Versuche nicht wiederherstellen. Per Handy wurde eine neue Verbindung aufgebaut, über Lautsprecher wurde das Gespräch fortgesetzt.

Nach Beratung und Produktempfehlung wurde am Geldautomaten bezahlt, hier wurde auch der Kassenbon ausgestellt. Auf dem waren nicht nur Produkt und Preis, sondern auch eine „Ersparnis“ angegeben. Eine Erklärung dazu gab es nicht.

Das Medikament, das dann aus dem Automaten kam, war mit einem Etikett beklebt. Hier fanden sich neben der Adresse von DocMorris in Aachen und Angaben zum Präparat auch Name und Geburtsdatum des Kunden, das Abgabedatum sowie eine Vorgangsnummer. Das Feld zur Dosierung war nicht ausgefüllt, stattdessen gab es Hinweise zur Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens sowie die Aufforderung, die Gebrauchsinformation zu beachten.

Nach der Verabschiedung durch den Apotheker erkundigte sich die Welcome Managerin noch nach dem reibungslosen Ablauf. Eine kurze Unterhaltung wurde unterbrochen; die nächste Kundin meldete sich aus dem Beratungsraum, weil auch sie Probleme hatte.

Bis auf Weiteres bleibt das „Arzneimittelausgabeterminal“ nun geschlossen. Nach dem Start am Mittwoch dauerte es nur zwei Tage, bis das Regierungspräsidium den Betrieb am Freitag nach einer Inspektion vor Ort untersagte. Der Verkauf mit digitaler Beratung sei nicht von der Versandhandelserlaubnis umfasst, so die Begründung. Zusätzlich werde bei der Abgabe von Rx-Medikamente bei der Prüfung der Rezepte am Terminal gegen Formvorschriften der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) verstoßen, die aus Gründen der Arzneimittelsicherheit von jeder Apotheke einzuhalten seien.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick
Apothekenpläne: Muttis meutern bei dm
Podcast NUR MAL SO ZUM WISSEN
Übergangspapst gesucht!
Mehr aus Ressort
Kampagnenmotiv für Apotheken
Noventi verschickt Weihnachtsplakate
Einstieg in Apothekenmarkt
dm lädt zu Gesprächen

APOTHEKE ADHOC Debatte