DocMorris: 2,6 Millionen Kunden sind weg Patrick Hollstein, 20.04.2023 09:32 Uhr
Zur Rose hat im ersten Quartal erneut einen kräftigen Umsatzrückgang verzeichnet. Einzig das Geschäft in der Schweiz verzeichnete Wachstum – also jene Sparte, die man jetzt zur Sanierung der Finanzen verkaufen will. Im Bereich der Versandaktivitäten, auf die der DocMorris-Mutterkonzern künftig komplett fokussieren will, schrumpften abermals um 26 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr hat man 2,6 Millionen Kundinnen und Kunden verloren.
Seit einem Jahr sind die Umsätze von Zur Rose schon rückläufig, was alleine dem Geschäft außerhalb der Schweiz geschuldet ist: Wegen der desaströsen Finanzlage und insbesondere der hohen Verschuldung müssen DocMorris & Co. auf Umsätze verzichten, die nicht wenigstens halbwegs aufwandsneutral sind. In der Folge bricht auch die Kundenbasis in dramatischem Umfang weg.
Das erste Quartal in Zahlen
- Gesamtumsatz: 424 Millionen Franken, minus 14 Prozent (minus 12 Prozent in Lokalwährung)
- Umsatz Schweiz: 178 Millionen Franken, plus 10 Prozent
- Gesamtumsatz Deutschland: 232 Millionen Franken, minus 26 Prozent (minus 23 Prozent in Lokalwährung)
- Umsatz Europa: 16 Millionen Franken, minus 21 Prozent (minus 18 Prozent in Lokalwährung)
Damit schrumpften die nach dem geplanten Verkauf des Geschäfts in der Schweiz weitergeführten Geschäftsbereiche von 334 auf 249 Millionen Franken, als um 85 Millionen Franken. Eine Ursache ist laut Management die Schließung der Marke Eurapon, die bislang nicht konsolidiert wurde, aber im ausgewiesenen Gesamtumsatz enthalten war. Außerdem habe man die im Vorjahresquartal noch hohen Marketingaufwendungen reduziert und so die Bruttomarge signifikant verbessert, wozu es aber in den vorläufigen Zahlen keine Angaben gibt.
Besonders dramatisch ist aber der Einbruch bei der Zahl der aktiven Kundinnen und Kunden. Sie reduzierte sich gegenüber dem Vorjahresquartal rund 2,6 Millionen, alleine seit Jahresbeginn sind es 900.000 weniger. Aktuell liegt die Zahl bei 9,5 Millionen. Das Management begründet dies mit der „Konzentration auf potenzielle E-Rezept-Kunden in Deutschland, insbesondere mit einem chronischen Medikamentenbedarf“.
Noch geht die Rechnung nicht auf, denn rückläufig war erneut auch der Umsatz im Bereich rezeptpflichtiger Medikamente auf Basis von Papierrezepten, und zwar um 19 Prozent ohne Währungseffekte auf nur noch 45 Millionen Franken.
Verluste sollen begrenzt werden
Im laufenden Geschäftsjahr will sich Zur Rose auf die Umsetzung geplanter Sparmaßnahmen fokussieren, um „eine nachhaltige Basis für die Profitabilität und künftiges Umsatzwachstum zu schaffen“. Die 2022 eingeleiteten Produktivitätssteigerungen sollen daher schon ihre volle Wirkung entfalten und die Ergebnislage „erneut stark verbessern“ – womit eine Beschränkung der Verluste auf Basis des bereinigten Ebitda auf 20 bis 40 Millionen Franken gemeint ist. Unter dem Strich könnte der Verlust dann noch viel höher sein.
Der Umsatz soll – ohne Berücksichtigung des Verkaufs der Aktivitäten in der Schweiz – im mittleren einstelligen Prozentbereich zurückgehen. Zur Rose müsste also nach dem schwachen ersten Quartal demnächst wieder Wachstum vorweisen. Die Hoffnung liegt nach wie vor auf einer schnellen Einführung des E-Rezepts.