Pharmakogenetik

Gen-Check für Apotheken Carolin Bauer, 27.05.2013 13:26 Uhr

Berlin - 

Ob ein Arzneimittel wirkt, hängt von der richtigen Auswahl ab. Auch die Erbmasse entscheidet dabei über eine erfolgreiche Therapie. Apotheken können zur Beratung seit kurzem auf einen Gen-Check zugreifen. Über das neue Internetportal Stratipharm können sie ihre Kunden bereits vor der Behandlung auf die zu erwartende Wirksamkeit sowie mögliche Risiken der Arzneimittel hinweisen. Das Biotech-Unternehmen Humatrix bietet die Prüfung bewusst über Apotheken und nicht in Arztpraxen an.

Die Startpakete werden in der Offizin angeboten und kosten knapp 200 Euro, die der Kunde selbst bezahlen muss. Die Apotheken schicken die Speichelproben an das Frankfurter Unternehmen. Dort wird das Genom des Patienten gemäß dem Gendiagnostikgesetz von einem Arzt analysiert. Das Resultat erhält der Kunde auf einer Chipkarte. Insgesamt gibt es laut Humatrix-Chefin Dr. Anna Carina Eichhorn rund 100 Marker auf 30 Genen, die pharmakogenetisch relevant sind.

Wenn er ein neues Medikament verordnet bekommt, muss der Kunde die Karte in der Apotheke vorlegen. Dort werden die gespeicherten Ergebnisse mit der Online-Datenbank abgeglichen, in der wissenschaftliche Empfehlungen, Hinweise oder Warnungen enthalten sind. Das Portal teilt dem Apotheker mit, wie die Substanz beim Kunden wirken wird und gibt Empfehlungen.

Insgesamt gibt es vier Warnstufen von „Normal“ bis zu „Gefahr“. Je nach Resultat kann der Apotheker von dem Arzneimittel abraten oder das Ergebnis an den behandelnden Arzt weiterleiten. Pro Wirkstoffprüfung fallen für den Kunden 75 Euro an. Die hinterlegten Informationen zu den Wirkstoffen werden laut Humatrix stetig aktualisiert.

Derzeit bieten rund 100 Apotheken den neuen Service an. Martin Hofmann arbeitet seit zwei Monaten mit Stratipharm. Durch neue Beratungsleistungen wie diese kämen Apotheker wieder auf Augenhöhe mit den Medizinern, sagt der Inhaber der Aukamm-Apotheke in Wiesbaden. „Wir sind die Arzneimittelfachleute, das muss man hervorheben.“ Reich werde man nicht, aber man binde die Patienten, sagt Hofman. Etwa 20 Prozent des Preises gehen an die Apotheke.

Bevor das Portal freigeschaltet wird, prüft Humatrix das Fachwissen der interessierten Apotheken. „Den Test kann man bestehen, wenn man sich vorher mit dem Gebiet beschäftigt hat“, sagt Hofmann. Humatrix stellt dazu Lehrmaterialien bereit.

Eichhorn wendet sich mit dem Portal bewusst an Pharmazeuten. Es sei wichtig, dass Stratipharm von Fachleuten angewendet werde. „Apotheker bringen die Beratungskomponente mit“, sagt die Biochemikerin. Sie verfügten über die pharmakogenetische Expertise, die das Wissen des Arztes ergänze.