Pick-up

dm: „Zur Rose“ statt Europa Apotheek? APOTHEKE ADHOC, 28.09.2012 12:43 Uhr

Berlin - 

Die Kooperation der Europa Apotheek Venlo (EAV) mit der Drogeriekette dm steht nach acht Jahren möglicherweise vor dem Aus. Nach Gerüchten aus der Branche könnte das gemeinsame Pick-up-Projekt vorzeitig beendet werden. Offenbar plant dm aber schon eine neue Kooperation: Die schweizerische Versandapotheker „Zur Rose“ könnte nach den übereinstimmenden Informationen künftig in Deutschland Partner des Karlsruher Konzerns werden.

 

dm-Geschäftsführerin Petra Schäfer sagte auf Anfrage: „Es entspricht nicht unserer Kommunikationspolitik, Gerüchte zu kommentieren. Unsere Kunden schätzen dm als kompetenten Anbieter von Gesundheitsprodukten aus den Bereichen Vorbeugung, Linderung und Gesunderhaltung. Die Europa Apotheek Venlo ist dabei unser aktueller Apothekenpartner.“ Bei der EAV war bislang niemand zu einer Stellungnahme zu erreichen.

Im Juni 2004 hatten die EAV und dm den ersten „Pharma Punkt“ in einem dm-Markt in Nordrhein-Westfalen eingerichtet. Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) im März 2008 und der Übernahme der Versandapotheke durch den US-Konzern Medco einen Monat später wurde das Konzept bundesweit ausgerollt. Seit einem Jahr firmiert die EAV dabei als „Apo im dm“.

Laut EAV nutzten im vergangenen Jahr 100.000 Verbraucher die „Pharma Punkte“ in den 850 teilnehmenden dm-Filialen. Im Durchschnitt bestellt bei der EAV jeder Kunde 2,3 Mal pro Jahr, so dass man rein rechnerisch im Pick-up-Bereich auf 0,87 Vorgänge pro Filiale und Werktag kommt.

 

 

Der Rx-Anteil liegt bei der EAV bei 85 Prozent und damit im Vergleich zur deutschen Konkurrenz über Durchschnitt. Das Verbot von Rx-Boni könnte die Versandapotheke aus Venlo daher empflindlich treffen. Als Reaktion auf die AMG-Novelle und das Urteil des Gemeinsamen Senats hat die EAV ihre Rabatte bereits auf 1 Euro pro Rx-Arzneimittel gesenkt.

Denkbar, dass dm mit Blick auf die eigene Flächenproduktivität das Interesse an der Kooperation verloren hat. Firmeninhaber Götz Werner hatte erst vor kurzem in einem Interview erklärt, aus heutiger Sicht sei mit dem Verkauf von Medikamenten kein einträgliches Geschäft zu machen: „In Deutschland ist Drogerie eben was anderes als Apotheke“, sagte er. So etwas sei schwer zu ändern.

Geschäftsführer Erich Harsch hatte bereits 2010 erklärt, dass man genauer abwägen werde, ob sich die Einrichtung einer Pick-up-Stelle wirtschaftlich überhaupt lohne: „Das ist keine Muss-Strategie“, so Harsch damals. Nicht alle Filialen haben Pick-up-Stellen.

 

 

Möglicherweise plant dm auch nur noch mit einer Werbekooperation nach dem Modell von Rossmann und DocMorris. „Zur Rose“ sucht seit Jahren nach einem Partner, um im Einzelhandel präsent zu sein. Geplante Kooperationen mit Plus und Aldi kamen nicht zustande.

Walter Oberhänsli, Chef von „Zur Rose“, wollte die Gerüchte ebenfalls nicht kommentieren. In Österreich ist die Versandapotheke bereits Partner von dm; allerdings gibt es dort keine Abholstellen für Arzneimittel. Grundsätzlich ausschließen wollte Oberhänsli eine Beteiligung an Pick-up-Konzepten auf Nachfrage aber nicht.

Die EAV wäre nach dem Aus bei dm trotzdem weiter in der Fläche vertreten: Seit Ende August können sich die Kunden ihre Sendungen auch in einen der 14.000 Hermes-Shops liefern lassen. Allerdings genießt das verbliebende Europageschäft beim neuen Medco-Eigentümer Express Scripts keine Priorität.