Die Drogeriekette dm will noch in diesem Jahr OTC-Arzneimittel an deutsche Kundinnen und Kunden versenden; drei Monate nach dem Start der Pilotphase im Juli ist der Launch geplant. Noch muss der Konzern aber einige regulatorische Hürden überwinden. Jetzt gab es einen Termin mit der Apothekenaufsicht.
Die „dm-Apotheke“ soll im tschechischen Bor angesiedelt sein. In der Kleinstadt nahe der Grenze zu Bayern befindet sich das Logistikzentrum, in dem bereits das komplette Versandgeschäft des Konzerns für Deutschland abgewickelt wird. Betrieben wird der Standort seit 2017 vom Logistikkonzern Loxxess, der auch andere Zentrallager von dm etwa in Polen betreut. Vor zwei Jahren wurde die Lagerfläche von 68.000 auf 145.000 Quadratmeter verdoppelt.
Hier soll also auch die Apotheke entstehen; noch sieht man davon nichts. Das Problem: Das Logistikzentrum liegt im Gewerbegebiet CTPark rund sechs Kilometer von der Stadt entfernt und ist für Kundinnen und Kunden nur schwer erreichbar. Noch dazu ist die riesige Lagerhalle von drei Seiten eingezäunt und außerhalb der Öffnungszeiten lediglich über den Parkplatz zugänglich.
Auch in Tschechien gilt, dass der Versandhandel nur durch öffentliche Apotheken erlaubt ist. Zwar müssen Offizin und Logistik nicht in denselben Räumlichkeiten stattfinden; unterschiedliche Standorte sind aber nicht erlaubt. Dass dm also etwa die nächst gelegene Filiale im 15 Kilometer entfernten Tachov zur Apotheke macht, ist keine Option.
In der vergangenen Woche fand nach Informationen von APOTHEKE ADHOC eine Anhörung bei der Apothekenaufsicht in Prag statt, wo der Konzern eine Lösung präsentierte. Über das Ergebnis des Treffens ist nichts bekannt; wahrscheinlich wird die Behörde den Vorschlag jetzt prüfen.
Für dm wird die Zeit knapp. Angeblich hat der Konzern mittlerweile sogar die Reißleine gezogen. Während der Pilotphase können die Angestellten wohl keine OTC-Medikamente, sondern nur freiverkäufliche Ware bestellen. Auf Nachfrage erklärte ein Sprecher dazu vor Kurzem ausweichend: „Eine Verzögerung können wir so nicht bestätigen. Das Timing läuft so wie von uns geplant.“
Auf der anderen Seite soll es aber auch auf der Industrieseite große Vorbehalte geben. Gemeinsam mit einer Unternehmensberatung hatte der Konzern 2500 OTC-Medikamente und 1500 Kosmetikartikel identifiziert, die zum Start ins Sortiment aufgenommen werden sollen. Doch nicht überall öffnen sich von selbst die Türen.
Während einige Unternehmen am liebsten sofort liefern würden, lehnen andere die Platzierung ihrer Marken bei dm ab. Selbst Firmen, die mit Zweitlinien längst im Mass Market vertreten sind, zögern. Auch beim Großhandel, bei dem ebenfalls angefragt worden sein soll, gibt es große Skepsis.
So fehlen dm nach wie vor Verträge mit wichtigen Lieferanten. Wenn ab Juli die erste Ware verschickt werden soll, müsste nach Aussagen von Experten mindestens vier Wochen vorher das Lager hochgefahren werden. Gut möglich, dass von den Mitarbeitenden zunächst nur Ware bestellt werden kann, die ohnehin schon für Kundinnen und Kunden im Webshop erhältlich ist.