Wer sein Produkt bei einer der großen Handelsketten ins Regal bringen will, muss zunächst in den Keller. Hier werden die Key Accounter nach allen Regeln der Kunst ausgepresst – um in der nächsten Gesprächsrunde weitere Zugeständnisse machen zu müssen. Für Unternehmensgründer ist dieses harte Geschäft nichts. Dm hat daher einen Casting-Wettbewerb ausgelobt: Wer bei „dmStart!” die meisten Unterstützer einsammelt, bekommt einen Vertrag: Die Produkte der drei Gewinner sollen ab Herbst in den rund 2000 Filialen sowie im Webshop gelistet werden.
Die Kunden sollen auf diese Weise an Produkte kommen, die neu sind, die das Zeug zum Trendsetter haben, die die Kunden als innovativ wahrnehmen und die es nur exklusiv bei dm gibt. Die Drogeriekette reiht sich mit dem Startup-Konzept selbst in einen Trend ein, dem andere Einzelhandelskonzerne wie Edeka mit „FoodStarter”, Rewe mit seinem „Startupaward” und Metro mit „HorecaDigital” bereits folgen. Selbst die Gründershow „Die Höhle der Löwen“ arbeitet eng mit dem Einzelhandel zusammen, um die Produkte eine Zeitlang flächendeckend zu platzieren.
Für „dmStart!” arbeiten Firmengründer Götz Werner und sein Team mit Deutschlands größter Crowdfunding-Plattform Startnext zusammen. Im Mai konnten sich Interessenten bewerben, aktuell sichtet eine Jury die Einreichungen. Die 20 ausgewählten Start-ups kommen dann in die Vorbereitungsphase. Bei der Gründerakademie in Karlsruhe sollen die Kandidaten auf das Crowdfounding vorbereitet werden.
Denn in der zweiten Projektphase geht es ab Ende Juli darum, via Startnext möglichst viele Unterstützer – und damit ausreichend Geld – einzusammeln. Die drei Teilnehmer, die Mitte September ihr Finanzierungsziel erreicht und die meisten Investoren eingesammelt haben, bekommen die Möglichkeit, einen Lieferantenvertrag mit dm abzuschließen. Es besteht allerdings kein Anspruch; die Drogeriekette hat bestimmte Vorstellungen, wie die angestrebte „langfristige und exklusive Partnerschaft“ aussehen soll. Kommt der Deal zustande, werden die Produkte auch auf den dm-Kommunikationskanälen beworben.
Bewerber müssen schon ein gegründetes Unternehmen vorweisen und mindestens einen Prototypen ihres Produktes entwickelt haben. Zur Jury gehören neben Werner Mitglieder aus der dm-Geschäftsführung sowie der Startnext-Gründer Denis Bartelt sowie Philip Siefer, Gründer von „Einhorn”. Die Kondommarke gehört neben der Haarpflegeserie „Langhaarmädchen” und der Lebensmittelmarke „Share” zu den Projekten, die es bei dm dank Abstimmung der Kunden bereits in die Regale geschafft haben.
APOTHEKE ADHOC Debatte