„Wir arbeiten an der Online-Apotheke“

dm-Chef: Unternehmerische Apotheker fürchten keine Liberalisierung

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Berlin -

dm-Chef Christoph Werner wirbt weiter für die geplante Online-Apotheke. Die Drogeriekette werde mit dem Arzneimittelversand von OTC-Präparaten in der zweiten Jahreshälfte beginnen, sagte er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Der Umweg sei nötig, da der Verkauf in den Filialen verboten sei.

Werner erklärt in dem Interview erneut, warum er dm als einen Ausweg auf die veränderte Situation der Apotheken und die rückläufigen Zahlen sieht. Bereits vor Weihnachten lancierte er die Pläne, über ein Unternehmen aus Tschechien OTC-Arzneimittel für den deutschen Markt anzubieten. Die Online-Apotheke solle in der zweiten Jahreshälfte 2025 an den Start gehen. Wann genau, verrät der Sohn des Firmengründers noch nicht. „Den genauen Zeitpunkt werden wir noch bekannt geben.“

Umweg über Tschechien

Er spekuliert auf eine Liberalisierung: „Es ist absehbar, dass sich die regulatorischen Rahmenbedingungen bald ändern müssen, wenn ein zuverlässiges und erschwingliches Gesundheitswesen in Deutschland weiterhin gewährleistet sein soll“, sagt er. Werner betont: „Uns geht es daher nicht darum den Apotheken Konkurrenz zu machen.“ Tatsächlich dürfte der Fall jedoch anders aussehen. Denn jahrelang versuchte das Unternehmen mit verschiedenen Projekten im Apothekenmarkt Fuß zu fassen. Pick-up-Stellen wurden auf- und wieder abgebaut und eigentlich apothekenexklusive Produkte wurden immer wieder in den Filialen angeboten. Bei OTC-Präparaten ist dies jedoch nicht erlaubt, weshalb der Umweg über Tschechien angepeilt wird.

Angesprochen, ob er sich durch seinen Schritt einen kräftigen Geschäftsschub wie bei der Liberalisierung der Drogeriebranche in den 1970er Jahren erhoffe, sagt er: „Das ist so nicht vergleichbar. Denn in den Siebzigerjahren fand eine Liberalisierung statt. Das ist bisher nicht der Fall. Wenn der Gesetzgeber sich jedoch entscheidet, tatsächlich zu liberalisieren, wird sich der Markt dynamisieren, und es werden viele neue, aber auch bereits bestehende Anbieter mit innovativen Konzepten loslegen.“ Der Nutzen für die Bevölkerung werde steigen. „Insofern wäre eine ähnliche Entwicklung wie bei den Drogerien möglich. Denn Drogeriemärkte bieten heute ein leistungsfähigeres Angebot an als die Drogerien vor der Liberalisierung. Und all das übrigens zu Preisen, die die Kaufkraft der Kundinnen und Kunden stärken.“

Der Frage, ob sich der Rückgang der Apothekenzahlen damit fortsetzen werde, weicht er aus: „Unternehmerische Apotheker werden nach einer Liberalisierung große Chancen haben. Auch das ist vergleichbar mit der Situation bei der Drogerieliberalisierung.“ Denn die heute noch erfolgreichen Drogeriemarktunternehmen hätten ihren Ursprung in klassischen Drogerien. „Die Gründer haben jedoch nicht die bestehenden Strukturen verteidigt, sondern neue Chancen erkannt und diese mutig ergriffen.“

Werner erklärt Standortstrategie

Werner geht außerdem noch auf die Standortstrategie des Unternehmens ein: „Und dann geht es darum, die Märkte im Bestand zu verbessern“, sagt er. Zudem erklärt er, dass die Märkte bei dm nicht unbedingt Bestand haben, denn es gehe letztlich darum ein „gutes Geschäft“ zu machen: „Wir ziehen oft um, denn ein guter Standort ist für gute Geschäfte mitentscheidend - das habe ich nicht zuletzt von Walmart in Amerika gelernt.“ Diese Maßnahme dürfte jedoch mit Blick auf eine gesicherte Arzneimittelversorgung kein Vorteil für die Kundschaft sein, die ein verlässliches Angebot schätzen dürfte.

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