Testphase angeblich abgespeckt

dm-Apotheke muss wohl ohne OTC starten

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Berlin -

Eigentlich will dm in wenigen Wochen mit seiner Versandapotheke in Tschechien starten, doch offenbar gibt es Probleme gleich an mehreren Fronten. Die Pilotphase kommt daher dem Vernehmen nach in deutlich abgespeckter Version: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können zum Start keine OTC-Arzneimittel bestellen.

Kurz vor Weihnachten hatte Konzernchef Christoph Werner öffentlich gemacht, dass er mit einer eigenen Versandapotheke ins OTC-Geschäft einsteigen will. „Wir arbeiten daran, mit dieser Online-Apotheke in der zweiten Jahreshälfte 2025 an den Start zu gehen.“ Ein konkreter Zeitplan wurde nie offiziell bestätigt, sah aber ursprünglich wie folgt aus: Ab Juli sollen zunächst die Mitarbeitenden des Konzerns das neue Angebot testen können, bevor das Sortiment „Medizin“ ab Oktober im Webshop freigeschaltet wird.

Gemeinsam mit einer Unternehmensberatung hatte der Konzern 2500 OTC-Medikamente und 1500 Kosmetikartikel identifiziert, die zum Start ins Sortiment aufgenommen werden sollen. Schon vor einem Jahr waren erste Gespräche mit Industrievertretern geführt worden, seit Herbst gibt es regelmäßig Termine mit den Herstellern der betroffenen Schnelldreher. Ansprechpartner sind das Sortimentsteam um Tommy Bacherle sowie der frühere Gehe-Manager Thomas Frömbling.

Parallel wird im tschechischen Bor am Aufbau der Versandapotheke gearbeitet; der Betrieb soll am Logistikzentrum für den Webshop von dm entstehen, sodass die Ware zusammen verschickt werden kann. Hier hatte es zuletzt rechtliche Zweifel gegeben.

Noch keine Erlaubnis

Doch dem Vernehmen nach gibt es Probleme mit der erforderlichen Betriebserlaubnis; jedenfalls hat die zuständige Aufsichtsbehörde in Prag noch keine Genehmigung bekannt gemacht. Was die Gründe sind, ist bislang unklar.

Auf der anderen Seite soll es aber auch auf der Industrieseite große Vorbehalte geben. Während einige Unternehmen am liebsten sofort liefern würden, lehnen andere die Platzierung ihrer Marken bei dm ab. Selbst Firmen, die mit Zweitlinien längst im Mass Market vertreten sind, zögern. Auch beim Großhandel, bei ebenfalls angefragt worden sein soll, gibt es große Skepsis.

Konzern zieht Reißleine

So fehlen dm nach wie vor Verträge mit wichtigen Lieferanten. Doch die Zeit drängt: Wenn ab Juli die erste Ware verschickt werden soll, müsste nach Aussagen von Experten mindestens vier Wochen vorher das Lager hochgefahren werden.

Angeblich hat dm mittlerweile sogar die Reißleine gezogen. In Gesprächen soll nur noch von Sommer und Herbst gesprochen werden. Vor allem aber: Während der Pilotphase können die Angestellten wohl keine OTC-Medikamente, sondern nur freiverkäufliche Ware bestellen.

Auf Nachfrage erklärt dm ausweichend: „Eine Verzögerung können wir so nicht bestätigen. Das Timing läuft so wie von uns geplant.“

Skepsis bei Herstellern

Wie groß die Zurückhaltung seitens der Hersteller noch ist, zeigt auch eine aktuelle Umfrage der Unternehmensberatung Sempora. Demnach gaben zwar 54 Prozent der 60 befragten Industriemanager an, dass sie „sicher“ oder „wahrscheinlich“ eine zügige Zusammenarbeit mit dm anstreben. Andererseits gab jede:r Zweite auch an, dass man erst einmal abwartend reagieren werde. Bewusst auf eine Zusammenarbeit mit der Drogeriekette zu verzichten, schlossen 75 Prozent aus – 25 Prozent aber eben auch nicht.

Noch deutlicher wird die Skepsis, wenn man sie mit der ebenfalls abgefragten Einstellung zu einem möglichen Markteintritt von Amazon vergleicht: Hier gaben 73 Prozent an, zügig in eine Geschäftsbeziehung gehen zu wollen, spiegelbildlich befragt erklärten 38 Prozent, erst einmal abzuwarten. Und 84 Prozent schlossen hier die Möglichkeit aus, bewusst auf eine Zusammenarbeit zu verzichten.

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