Apotheken-Franchise

OTC-Coupons in der Freiwahl

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Berlin -

OTC-Präparate haben in der Freiwahl nichts verloren. Klosterfrau hat wegen seines Aufstellers mit Leerpackungen in der Wartezone rechtlichen Ärger. Ein Apotheker aus Bayern verfolgt seit Jahren ein ähnliches Konzept: Statt der Schachteln ohne Inhalt platziert Christoph Richter Flyer mit Produktfotos und -informationen in einem abgetrennten Freiwahlbereich. Die Karten werden am HV-Tisch gegen die Originalware eingetauscht. Die Idee bietet er unter dem Namen Apo.take als Franchisesystem an.

Apo.take gibt es seit 2006. Damals hat Richter seine i-punkt-apotheke in Augsburg um einen Raum erweitert und einen optisch getrennten, grünen Discount-Bereich eingerichtet, der aber zu den Betriebsräumen gehört. Dort bietet er dauerhaft 30 Prozent Rabatt auf die rund 300 meistverkauften OTC-Produkte an.

Die „Beratungskarten“ sind eine tragende Säule des Konzepts. Wie in einer Bibliothek hängen sie nach Indikationen sortiert im Verkaufsraum. Die Kunden sollen sich laut Richter so vorab über die Produkte informieren; sie können die Flyer auch mit nach Hause nehmen.

Auf den Karten sind ein Foto der Arzneimittelpackung und der Preis abgebildet. Außerdem wird über die richtige Anwendung, Nebenwirkungen und die Grundpreisauszeichnung – also der Preis pro Milliliter, Stück oder Gramm – informiert. Darüber hinaus liegen Tablet-Computer mit den Original-Beipackzetteln bereit.

Hat sich der Kunde für ein Produkt entschieden, löst er die Beratungskarte am HV-Tisch ein und bekommt das Produkt. Komplett eingespart wird die Beratung durch pharmazeutisches Fachpersonal laut Richter damit aber nicht. Auch gegen das Selbstbedienungsverbot verstößt das Konzept aus seiner Sicht nicht.

Apo.take sei rechtlich geprüft worden, sagt er. Bislang habe es keine Probleme gegeben. Ursprünglich habe man wie Klosterfrau sogar leere Packungen in der Freiwahl auslegen wollen. „Wir sind aber davon abgekommen, da dies gegen das Selbstbedienungsverbot verstößt und auf den Packungen zu wenig Informationen stehen.“

Gelegentlich gab es aber auch schon Gegenwind: Bei einem Franchisenehmer in Nordrhein-Westfalen habe eine Amtsapothekerin die Karten wegen einer vermeintlichen Irreführung der Patienten kritisiert, so Richter. Die Inhalte hätten nicht den Beipackzetteln entsprochen; der Streit sei nach der Überarbeitung der Flyer beigelegt worden.

Auch bei der Industrie hat Richter wegen der Rabatte nicht nur Freunde: „Manche Hersteller haben uns boykottiert oder die Bestellungen kontingentiert.“ Andere Unternehmen hätten dem Außendienst Besuchsverbot erteilt. Mittlerweile sei die Kritik nahezu verstummt.

Das Konzept wird heute von acht Apotheken umgesetzt. Apo.take gibt es als optisch abgetrennten Sparmarkt auf 70 bis 80 Quadratmetern und als 20 bis 25 Quadratmeter großen Kompaktbereich in der eigentlichen Offizin. Die Teilnahme ist vergleichsweise teuer: Apotheker müssen zum Einstieg 4000 Euro auf den Tisch legen, monatlich wird eine Lizenzgebühr von 550 Euro zuzüglich einer Marketingabgabe von 150 Euro für größere Projekte fällig.

Außerdem wird den Partnern das zu rabattierende Sortiment vorgegeben, das regelmäßig angepasst wird und dann auch nicht mehr zum regulären Preis angeboten wird. Dies war für eine Apothekerin aus Nordrhein-Westfalen vor zwei Jahren einer der Gründe, aus dem Konzept auszusteigen: Weil immer mehr Produkte in den Sparbereich abgewandert seien, seien in der Sichtwahl zu viele Lücken entstanden.

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