Direktgeschäft

Novartis sperrt „Papier-Apotheker“

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Berlin -

Novartis will weg von der Papierrechnung. Um die Umstellung auf elektronische Unterlagen durchzusetzen, müssen Apotheken seit Oktober pro Papierrechnung einen Euro bezahlen. Damit sind nicht alle einverstanden. Ein Apotheker aus Niedersachsen widersprach – und hat jetzt ein Problem: Von der Firma Leti Pharma, für die Novartis hierzulande den Vertrieb übernimmt, wird er deshalb jetzt nicht mehr beliefert.

Novartis hatte die Umstellung im Kundenservice vor etwa einem Jahr angekündigt. Direktbestellungen werden neuerdings über Online-Plattform abgewickelt und Papierrechnungen kosten extra. Nach Einführung des Retouren-Webshops im Jahr 2013 sollen Bestellungen ebenfalls online über das Portal Pharmamall durchgeführt werden. Novartis bewirbt die Umstellung als „optimierter Kundenservice“ und ist mit der Umsetzung zufrieden.

Der Apotheker hatte gegenüber Novartis erklärt, dass er es nicht einsehe, für eine Rechnung einen Euro zu bezahlen – zumal der Konzern den Betrag für jede einzelne Rechnung kassiere, selbst wenn mehrere zusammen verschickt werden. Den geänderten Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des Konzerns hatte er widersprochen. Da er mit Novartis ohnehin kaum ein Direktgeschäft unterhalte, habe ihn das bislang nicht weiter tangiert.

Anders bei Leti Pharma: Die spanische Firma mit deutscher Niederlassung in Witten vertreibt ihre Allergiemittel der Marke Depigoid ausschließlich im Direktgeschäft. Novartis übernimmt die Rechnungsstellung, daher gelten auch die AGB des Konzerns, inklusive der Gebühr für die Papierrechnung.

Gegenüber dem Apotheker teilte Leti jetzt mit, dass alle laufenden Aufträge storniert worden seien. Als Grund wurde ihm sein Widerspruch gegen die Bedingungen Novartis genannt. Akzeptiere er die AGB, werde er wieder beliefert. Die patientenindividuellen Produkte zur Desensibilisierung laufen unter der Marke Depigoid.

Ob Novartis überhaupt eine Gebühr für die Rechnungslegung verlangen darf, ist durchaus umstritten: Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte im vergangenen Jahr entschieden, dass Telefonanbieter keine zusätzlichen Gebühren für eine Rechnung in Papierform verlangen dürfen. Entsprechende Klauseln in den AGB seien unwirksam. Bei diesem Verfahren ging es allerdings um Verbraucherrechte. Novartis kann sich also darauf berufen, dass das Urteil zwischen Unternehmen keine Wirkung entfaltet.

Der Apotheker denkt aber nicht daran, die AGB zu akzeptieren. Er überlegt, das Gesundheitsministerium oder die zuständige Aufsichtsbehörde auf das Vorgehen der Hersteller hinzuweisen.

Leti vertreibt wie Alk Abelló (Lundbeck), Allergopharma (Merck), Stallergenes und Hal Allergie patientenindividuelle Lösungen zur Desensibilisierung. Auch die Leti-Konkurrenten hatten mit ihren Liefergebühren schon für Ärger in den Apotheken gesorgt, weil diese nicht komplett von den Kassen übernommen wurden. Den Markt teilen sich insgesamt neun Unternehmen; jährlich werden Schätzungen zufolge zwischen 250 bis 300 Millionen Euro umgesetzt. Bis zu 200.000 neue Patienten kommen jedes Jahr dazu. Allerdings ist die Branche gebeutelt: Viele Anbieter haben seit Inkrafttreten des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eine Befreiung vom Herstellerrabatt und dem Preismoratorium beantragt. Die Firmen müssen nachweisen, dass sie den Abschlag nicht aus ihren Erträgen finanzieren können.

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