Direktgeschäft

Millionenschulden: 7b ist Geschichte

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Berlin -

Die insolvente Firma „7b direkt“ ist nicht mehr im Geschäft. Der Betrieb sei Anfang Januar eingestellt worden, sagt Insolvenzverwalter Hans-Peter Guckel von der Hamburger Kanzlei Guckel Langholz Raabe. Bisher seien gegen den Dienstleister für Direktbestellungen Forderungen mit knapp zwei Millionen Euro angemeldet worden.

Das Bestellportal sei mit den vorhandenen Mitteln nicht mehr zu betreiben gewesen, sagt Guckel. Die zehn Mitarbeiter wurden freigestellt. Die Firma mit Sitz im bayerischen Fürstenfeldbruck hatte Mitte Oktober Insolvenzantrag gestellt. Kurz darauf wurde das Verfahren wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung eröffnet. Unter den Gläubigern seien Lieferanten, so Guckel. Bis zum 26. Januar können Forderungen angemeldet werden.

Laut Firmenchef Dieter Siebenbrodt war das Unternehmen wegen des Geschäfts mit hochpreisigen Arzneimitteln Mitte 2015 in Schieflage gekommen. Er hoffte, dass die Firma nach etwa drei Monaten aus der Insolvenz entlassen wird, und wollte auch das Geschäft mit Hochpreisern wieder aufnehmen. Dass der Betrieb jetzt eingestellt wurde, sei ihm nicht bekannt, so Siebenbrodt.

Insolvenzverwalter Guckel sieht andere Gründe für das Aus: Schuld für die Zahlungsunfähigkeit sei vor allem der Verdrängungswettbewerb gewesen, sagt der Rechtsanwalt. 7b habe im Markt nicht mehr mithalten können. Außerdem hätten die Probleme bereits im März beziehungsweise April 2014 begonnen. Derzeit werde geprüft, ob Ansprüche gegen Siebenbrodt beziehungsweise seine Frau als Aufsichtsratsvorsitzende sowie Geschäftspartner bestünden.

Siebenbrodt hatte 1990 bei der Privatisierung ein wissenschaftliches Institut in der DDR übernommen und 2004 die „ifapDirekt Apothekenservice AG“ ausgegründet. Diese wickelte zunächst nur Überweiseraufträge zwischen Herstellern und Großhändlern ab: Dank einer eigenen EDV-Schnittstelle konnten Aufträge, die der Pharmaaußendienst aufgenommen hatte, sehr schnell ausgeliefert werden.

Seit 2005 war Siebenbrodt unabhängig von der ifap und verstand sich als „Vertriebsgesellschaft für die Industrie“. Über die eigene Software konnten Apotheken über 7b maschinell statt telefonisch oder per Fax beim Hersteller bestellen. Der Versand erfolgte über den Großhandel, Logistikunternehmen oder die Hersteller selbst.

Bei den Lieferungen arbeitete die Firma mit Logistikfirmen wie Thermomed oder Go zusammen. 7b hatte beispielsweise rund 140 hochpreisige Artikel als ständig verfügbar angeboten. Dieses Angebot war laut Siebenbrodt im vergangenen Jahr vom Netz genommen worden. 2012 hatte Siebenbrodt für den insolventen Großhandel Gesine laut eigenem Bekunden ein Sanierungsmodell erarbeitet. Eine Geschäftsbeziehung mit der Nachfolgerfirma Eigens gab es laut Siebenbrodt nicht.

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