Seit 2007 haben die Rabattverträge schon manchem hierzulande bislang unbekannten Hersteller den Einstieg in den deutschen Markt erleichtert. Bei der Ausschreibung zu Rabattverträgen des BKK-Gemeinschaftsunternehmens Spectrum K scheint sich diese Entwicklung zu beschleunigen: Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC konnten mehrere indische Pharmahersteller vorbehaltliche Zuschläge einfahren.
Berücksichtigt wurden nach Informationen von APOTHEKE ADHOC die Dr. Reddy's-Tochter Betapharm sowie das hessische Unternehmen Axicorp, das Anfang vergangenen Jahres mehrheitlich von Biocon übernommen worden war. Auch die Ranbaxy-Tochter Basics - AOK-Rabattpartner der ersten Stunde - soll erneut gewonnen haben. Alle drei Unternehmen sind bereits bei den Rabattverträgen anderer Kassen als Partner dabei.
Als echte Newcomer sind dagegen Aurobindo sowie die Torrent-Tochter Heunet bei den neuen BKK-Verträgen zum Zuge gekommen. Beide Unternehmen wurden erst im Sommer durch ihre indischen Mutterkonzerne gegründet - möglicherweise eigens für die Beteiligung an Generika-Ausschreibungen. Während Aurobindo bislang nicht in Deutschland vertreten war, hat Torrent mit Heumann bereits einen festen Stand im deutschen Markt.
Mit Heunet hat der Konzern mit Sitz in Ahmedabad bei der BKK-Ausschreibung offenbar zahlreiche Lose gewonnen. Dass Torrent Heumann eine kleine Schwester an die Seite stellt, liefert in der Branche Stoff für Spekulationen: Schließlich tritt der Traditionshersteller mittlerweile selbst mit einer Tiefstpreisgarantie an und hat eine ganze Reihe von Rabattverträgen in der Tasche. Auch bei Spectrum K hat Heumann wieder mitgeboten.
Man wolle sich alle Optionen für etwaige Marktveränderungen offen halten, sagte Heunet-Geschäftsführer Amul Agrawal gegenüber APOTHEKE ADHOC. Gerüchte, nach denen Torrent sein Deutschlandgeschäft für einen Verkauf interessanter machen wolle, wies Agrawal zurück: Deutschland sei nach wie vor ein strategischer Markt für das Unternehmen.
Die Inder hatten Heumann im Juli 2005 für 3,3 Millionen Euro von Pfizer übernommen und trotz drastischen Personalabbaus - von 172 auf zuletzt 59 Mitarbeiter - Jahr für Jahr Verluste geschrieben. Im ersten Jahr der Rabattverträge hatte Heumann noch dazu an Umsatz verloren: von 45 auf 35 Millionen Euro.
Vollkommen abwegig ist die Idee eines Rückzugs aber nicht. Schließlich gibt es nicht nur Erfolgsgeschichten indischer Pharmaunternehmen: Zuletzt hat Wockhardt im Juni seine deutsche Tochter Esparma wieder verkauft. Dabei hatten die Inder den Magdeburger Hersteller erst im Mai 2004 übernommen.
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