Die Personalsuche ist für Apothekeninhaber je nach Standort eine besonders große Herausforderung. Zuweilen ist der Fachkräftemangel sogar der Grund, warum Apotheken schließen müssen. Besonders anspruchsvoll ist es, bei einer Neugründung ein komplettes Team an den Start zu bringen. Die Kooperation easyApotheke will ihre Mitglieder bei der Suche unterstützen und hat dafür jetzt ein eigenes Headhunter-Team.
Ein Gesuch auf der Homepage der Kammer und die Stellenanzeige in der Fachpresse – manchmal reicht das nicht aus, um die dringend gesuchte Verstärkung fürs Team zu finden. Mancher Inhaber versucht es mit kreativen Aktionen in den sozialen Medien, andere loben gar hohe Prämien aus. Das Thema fast in jeder Apotheke aktuell, weil Landapotheken mit der allgemeinen Landflucht zu kämpfen haben und die Kollegen in der Stadt mit der großen Konkurrenz.
Das Problem ist bei easy-Apotheke bestens bekannt. Vielleicht sogar noch etwas mehr als anderenorts, weil easy-Apotheken im Idealfall Neugründungen sind und immer gleich mehrere Stellen zu besetzen sind. Und weil es auch unter Angestellten hier und nach noch Vorbehalte gegen das Konzept gibt. Die Kooperation spaltet heute mehr als jede andere den Berufsstand in Fans und Gegner. Bei easy ist man allerdings überzeugt davon, dass wer einmal an Bord ist, in keiner anderen Apotheke mehr arbeiten möchte.
Hier Überzeugungsarbeit zu leisten, ist eine Aufgabe von Emilia Kudla, bei easyApotheke „Teamleiterin Employer Branding & Academy“. Unterstützt wird sie dabei von Cody Nickol, der für die Kooperation Talente akquirieren soll. Sie suchen nicht nur auf den einschlägigen Karriereplattformen nach geeigneten Kandidaten, sondern werden im Dezember auch an PTA-Schulen vorsprechen.
Für Kudla und Nickol geht es vor allem darum, Inhaber und Angestellte zusammenzubringen. Denn manchmal herrschen utopische Vorstellungen – auf der einen oder der anderen Seiten. Mal muss der Chef überzeugt werden, dass zwei Teilzeitkräfte meist leichter zu finden sind als eine Angestellte in Vollzeit. In anderen Fällen muss der jungen PTA schonend vermittelt werden, dass bei allem Fachkräftemangel ein Gehalt deutlich über Tarif inklusive Dienstwagen und -wohnung kaum zu erreichen sein werden.
Das Headhunting-Team von easyApotheke übernimmt die Vorarbeit für die Apotheker. So kann mit professioneller Distanz abgewogen werden, wer womöglich zu wem passt. Das Vorstellungsgespräch führt der Inhaber, schließlich muss es auch persönlich zwischen allen Beteiligten stimmen. Das Team von easy gibt trotzdem Tipps: Zum Beispiel empfiehlt Kudla immer, die anderen Mitarbeiter in der Apotheke über ein anstehendes Vorstellungsgespräch zu informieren. Und bei der Terminkoordination gibt es auch Unterstützung.
Nicht immer findet sich sofort ein passendes Paar aus Arbeitgeber und Angestellten. Grundsätzlich geeignete Kandidaten nimmt easy auf Wunsch in den sogenannten Talentpool auf. Findet sich später ein passendes Angebot, können die Pharmazeuten, PTA oder PKA ohne Aufwand kontaktiert werden. Rund 150 Kandidaten befinden sich nach Angaben der Kooperation derzeit im Pool, der vor allem bei Neueröffnungen helfen soll. Erfahrungsgemäß sind Approbierte am schwersten zu finden, in der Position als Filialleiter etwas leichter.
Seit Anfang September bietet die easy-Academy zudem Schulungen zum Thema Personalmanagement an. Das Angebot umfasst Seminare zu Konfliktmanagement, Führung, Feedback-Gesprächen oder dem Umgang mit „schwierigen Kollegen“.
Steigender Personalbedarf ist laut easy-Vorstand Lars Horstmann zu erwarten. Allein in diesem Jahr sollen sieben easy-Apotheken zu den etwa 125 bestehenden dazukommen. Darunter ist ein Comeback: Die easy-Apotheke Luegallee soll im November unter neuer Führung wieder eröffnen. Eine Apothekerin aus der Region will den Standort übernehmen. Das Prestigeobjekt musste Ende 2018 überraschend schließen. Jetzt soll es nach knapp einem Jahr weitergehen. Intern hatte sich die Kooperation eine ehrgeizige Zielmarke gesetzt: 25 neue Standorte sollten im laufenden Jahr dazukommen.
APOTHEKE ADHOC Debatte