Die gerechte Verteilung des Impfstoffs APOTHEKE ADHOC, 01.04.2021 12:18 Uhr
In der kommenden Woche sollen Apotheken 940.000 Impfstoffdosen an Praxen liefern. Das kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an. Marcus Freitag, stellvertretender Phagro-Vorsitzender, erklärte den Ablauf und versicherte, dass auch Impfzubehör bereitgestellt werde. Der Apothekerverband Nordrhein wies unterdessen darauf hin, dass Apotheken für das Auseinzeln der Vials eigentlich eine Herstellungserlaubnis benötigen.
Der Großhandel werde die gerechte Verteilung der Impfstoffe gewährleisten, sagte Freitag. „Auf den pharmazeutischen Großhandel ist Verlass.“ Der Großhandel habe sich „intensiv vorbereitet“ und der Zeitplan sei „sportlich“ gewesen. „Wir übernehmen das Auseinzeln und Umverpacken.“ Ein Karton Biontech enthält 195 Flaschen. Der Großhandel kümmere sich auch um die Bereitstellung des Impfzubehörs. Die Apotheken übernähmen die Endkonfektionierung an die Ärzte.
Der Apothekerverband Nordrhein verwies unterdessen in einem Rundschreiben darauf hin, dass Apotheken der Abda zufolge einzelne Vials des Biontech-Impfstoffes abpacken und an die Praxen abgeben. Die Apotheken benötigten dafür im Grundsatz eine Herstellungserlaubnis. Das Bundesgesundheitsministerium habe die Bundesländer gebeten, von der in der Medizinischer Bedarf Versorgungssicherstellungsverordnung (MedBVSV) vorgesehenen Ausnahmegenehmigung vom Erfordernis einer Herstellungserlaubnis Gebrauch zu machen. Die Voraussetzungen liegen dem Verband zufolge vor. „Wir weisen darauf hin, dass entsprechende Genehmigungen durch die Länder zwingend erforderlich sind, damit die für Osterdiensttag vorgesehene Versorgung der Ärzte mit Biontech-Impfstoff durch die Apotheken arzneimittelrechtlich möglich ist.“
Insgesamt haben 35.000 Arztpraxen laut Spahn für die erste Woche 1,4 Millionen Impfdosen bestellt. Die Nachfrage sei sehr groß gewesen – 60 Prozent höher, als die verfügbare Menge, so Freitag. Ende April sollen mehr als 3 Millionen Dosen für die Praxen verfügbar sein, kündigte Spahn an. Zunächst werde der Impfstoff von Biontech verimpft, im Anschluss folgen die Produkte von AstraZeneca und Johnson & Johnson (J&J). Im zweiten Quartal sollen 15 Millionen Dosen des AstraZeneca-Produkts zur Verfügung stehen. Der Schutz sei gut, die Wirksamkeit sei gerade bei Älteren gut, so Spahn.
Der Impfstoff von Moderna wird zunächst nicht an Praxen geliefert: Er soll zunächst aufgrund der logistischen Herausforderungen hinsichtlich der Vorgaben an Transportbedingungen zunächst weiterhin nur an Impfzentren geliefert werden. Laut Spahn habe der US-Hersteller auf die Stabilität des Impfstoffes beim Weitertransport verwiesen und mitgeteilt, dass es besser sei, es gebe nur einen Transportschritt – an die Impfzentren.
Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening betonte in der heutigen Pressekonferenz, dass viele Details zum Impfen „mit heißer Nadel gestrickt wurden“, dennoch seien die Apotheken nun bereit. Die zügige und flächendeckende Impfung über die Praxen benötige einen reibungslosen logistischen Ablauf, für den die Apotheken gemeinsam mit dem Großhandel sorgen werde, versichert Overwiening. Die bewährte Versorgungsstruktur sei verlässlich.
Auch wenn der Impfstoff pharmazeutisch anspruchsvoll sei und die Dokumentation aufwendig: „Das wird sicher gehen von A bis Z“, sagt die Abda-Präsidentin. Die Apotheken stünden mit Expertise, Leistungsfähigkeit und Flexibilität dafür ein, dass Impfstoff zur Verfügung stehe. „Wenn es los geht am Dienstag, können sich die Patienten auf die Apotheken verlassen.“