Diclox forte: Ratio macht Voltaren Konkurrenz Cynthia Möthrath, 08.02.2021 08:00 Uhr
Bislang hat GlaxoSmithKline (GSK) mit Voltaren forte das einzige hoch dosierte Diclofenac-Schmerzgel auf dem Markt. Doch nun zieht Ratiopharm mit einer generischen Zulassung nach: Seit Februar ist Diclox forte in den Apotheken erhältlich und macht dem Klassiker Konkurrenz.
Die Produkte der Voltaren-Familie gehören zu den Klassikern in der Apotheke, wenn es um Schmerzberatung geht. Mit Erlösen von 250 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (rAVP) ist es sogar die umsatzstärkste OTC-Marke überhaupt. Voltaren forte hatte bislang einen besonderen Stellenwert, denn es war das einzige freiverkäufliche Diclofenac-Schmerzgel mit einer besonders hohen Dosierung. Ratiopharm hat nun eine generische Zulassung erhalten und Diclox forte auf den Markt gebracht. Das Monopol von GSK ist damit Geschichte.
Das neue Schmerzgel von Ratiopharm enthält – äquivalent zu Voltaren forte – 23,3 mg Diclofenac-N-Ethylethanamin pro Gramm Gel. Damit sind die beiden Produkte doppelt so hoch konzentriert wie klassische diclofenachaltige Schmerzgele. Die meisten enthalten 10 mg Diclofenac-Natrium – 23,3 mg Diclofenac-N-Ethylethanamin entspricht einer Menge von 20 mg Diclofenac-Natrium. Die in Diclox forte und Voltaren forte enthaltene Verbindung soll besonders gut von der Haut aufgenommen werden und so besser am Schmerzort wirken können.
Durch die doppelte Konzentration sollen außerdem höhere Wirkstoffkonzentrationen im Gewebe erreicht werden, daher sind die „Forte-Produkte“ besonders für akute Beschwerden, beispielsweise nach Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen oder Sportunfällen und bei Arthrose-Schmerzen geeignet. Trotz der hohen Dosierung ist laut den Herstellern nicht mit systemischen Nebenwirkungen zu rechnen. Die Anwendung von Diclox forte erfolgt parallel zum GSK-Produkt zweimal täglich, bevorzugt morgens und abends. Das Gel kann bei Jugendlichen ab 14 Jahren angewendet werden. Ohne ärztlichen Rat soll es jedoch nicht länger als eine Woche verwendet werden.
Preislich liegt das Generikum etwas unter dem Original: Das Gel von Ratiopharm ist in den Packungsgrößen 50 g (8,98 Euro), 100 g (16,99 Euro) und 150 g (21,99 Euro) erhältlich. GSK bietet das Produkt in den Größen 30 g (8,50 Euro), 100 g (19,90 Euro), 120 g (19,90 Euro), 150 g (25,99 Euro) und 180 g (29,30 Euro) an.
Diclofenac ist zur dermalen Anwendung seit 1999 rezeptfrei erhältlich. Damals suchte das OTC-Team von Novartis in München nach Möglichkeiten, um das eigene Portfolio zu stärken. Deutschlandchef Erhard Heck und sein Marketingleiter Thomas Maurer brachten einen OTC-Switch von Voltaren Emulgel ins Spiel. Doch die Kollegen aus der Pharmaabteilung spielten nicht mit. Aufgeben wollten die beiden Manager nicht: Sie holten die zweite Zulassung aus der Schublade, eliminierten zwei unwichtige Indikationen, an denen die Rezeptpflicht hing, und beantragten den OTC-Switch.
„Dann war es ein großer Kampf um den Namen“, erinnert sich Heck. „Pharma wollte, dass wir es Diclofenac nennen, was wir nie gemacht hätten.“ Nach langen Diskussionen habe man sich dann auf Voltaren Schmerzgel geeinigt – mit anderen Packungsgrößen und anderen Preisen als die Rx-Varianten. „Thomas Maurer und ich wussten, dass wir damit eine Mega-Brand entwickeln werden, so Heck weiter. „Ziel war bald, Voltaren Schmerzgel zur umsatzstärksten Marke im deutschen OTC-Markt zu entwickeln. Wir sind stolz, das erreicht zu haben.“
Im Rahmen eines gigantischen Tauschgeschäfts kam Voltaren 2015 zu GSK; der britische Konzern hat den Geschäftsbereich gerade mit der OTC-Sparte von Pfizer verschmolzen und will die Sparte in einigen Jahren an die Börse bringen.