Konkurrenz für Vaprino (Sanofi): Klinge bringt mit DiaVerde ein Racecadotril-haltiges Generikum voraussichtlich in der 15. Kalenderwoche auf den Markt. Der Arzneistoff wird zur Behandlung von akutem Durchfall eingesetzt und wurde vor etwa sechs Jahren aus der Verschreibungspflicht entlassen.
Für Racecadotril zur Anwendung bei Erwachsenen wurde 2013 der OTC-Switch beschlossen. 2016 folgte die Entlassung aus der Verschreibungspflicht für den Sekretionshemmer zur Anwendung bei Kindern ab einem Alter von zwölf Jahren. Der Arzneistoff ist zur symptomatischen Behandlung von akutem Durchfall angezeigt. Erwachsene schlucken am ersten Tag zwei Kapseln zu je 100 mg auf einmal, vor den folgenden Hauptmahlzeiten soll jeweils eine weitere Kapsel eingenommen werden, dabei ist die Tageshöchstdosis von vier Stück nicht zu überschreiten. Am Folgetag beträgt die empfohlene Dosis dreimal täglich je eine Kapsel vor den Hauptmahlzeiten. Die Behandlungsdauer ist auf maximal drei Tage festgelegt.
Das Prodrug wird zum aktiven Metaboliten Thiorphan metabolisiert, das die Enkephalinase hemmt und somit den Abbau von Enkephalinen verhindert. Racecadotril vermindert somit eine Hypersekretion, ohne die basale Sekretion zu beeinflussen. Der Arzneistoff wirkt ausschließlich im Darm antisekretorisch, ohne die Darmpassage zu beeinflussen oder einen Blähbauch zu verursachen.
DiaVerde kommt wie Vaprino in zwei Packungsgrößen auf den Markt. Das Arzneimittel soll zu sechs und zehn Hartkapseln erhältlich sein. Die Apotheken informiert derzeit ein Factsheet über die Neueinführung. Die Neueinführung passt in das Klinge-Portfolio. Zum Sortiment gehören Carvomin Verdauungstropfen sowie das vor Kurzem gelaunchte Gelsectan, das Medizinprodukt der Klasse IIa enthält das natürliche Polysaccharid Xyloglucan, dem filmbildende Eigenschaften zugesprochen werden sowie Erbsenprotein und Traubenkernextrakt zur Unterstützung. Das Präparat verspricht Reizdarmsyndromsymptome wie chronischer oder wiederkehrender Durchfall, abdominales Spannungsgefühl, Schmerzen, Blähbauch und Flatulenz zu mindern. Das wohl bekannteste Produkt von Klinge ist Vomex, das in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich ist und gegen Übelkeit eingesetzt werden kann.
Neben Sekretionshemmern finden Motilitätshemmer zur kurzfristigen Behandlung von Durchfall Anwendung. Der wohl bekannteste Wirkstoff ist das inzwischen generische Loperamid. Der Arzneistoff bindet an die Opioidrezeptoren der Darmwand – Acetylcholin und Prostaglandine werden in ihrer Freisetzung gehemmt. In der Folge wird die Peristaltik herabgesetzt und die Darmpassage verlängert. Somit können jedoch die pathogenen Keime länger im Darm verbleiben. Eine gleichzeitige Tonuserhöhung des Schließmuskels mindert den Stuhldrang. Erwachsene nehmen als Initialdosis zwei Kapseln, Tabletten oder Plättchen ein. Nach jedem ungeformten Stuhl kann eine weitere Anwendung einer Darreichungsform als Einzeldosis erfolgen. Die Tageshöchstdosis von acht Tabletten, entsprechend 16 mg Loperamid, darf innerhalb 24 Stunden nicht überschritten werden. Sollte sich am nächsten Tag oder spätestens nach 48 Stunden keine Besserung einstellen, ist ein Arzt aufzusuchen.
Zur Behandlung der akuten Diarrhoe finden auch Kohletabletten oder Präparate mit Gerbstoffen oder Pektinen Anwendung. Diese können den Darm abdichten oder Giftstoffe binden. Bekannt ist vor allem Tannacomp, das Arzneimittel enthält ein Tanninalbuminat und Ethacridinlactat und kann zur Therapie akuter unspezifischer Durchfälle oder zur Prophylaxe und Behandlung von Reisediarrhöen eingesetzt werden. Die Tabletten werden vor oder zu einer Mahlzeit geschluckt. Erwachsene nehmen vorbeugend zweimal täglich eine Tablette ein, im Akutfall sind viermal täglich ein bis zwei Tabletten empfohlen. Das Tannin wirkt im Darm adstringierend und verdichtet auch kleinste Kapillaren, Giftstoffe und Wasser können erschwert in den Darm eindringen. Ethacridinlactat wirkt antiseptisch und bakteriostatisch, ohne die physiologische Darmflora zu zerstören, adstringierend und spasmolytisch.
Weil Durchfall mit einem hohen Flüssigkeitsverlust einhergeht, sollte Betroffene viel trinken. Dabei sollte auch auf die Zufuhr von Elektrolyten geachtet werden. Empfohlen werden beispielsweise Elektrolytlösung, die in verschiedenen Geschmacksrichtungen oder geschmacksneutral erhältlich sind. Die Pulver werden in Wasser eingerührt und können nach jedem flüssigen Stuhlgang getrunken werden. Säuglingen und Kleinkindern können innerhalb 24 Stunden drei bis fünf Beutel verabreicht werden. Elektrolytlösungen können den Wasser-, Mineralstoff-, Salz- und Glucosehaushalt des Körpers aufrecht erhalten und so das Allgemeinbefinden fördern. Zwar wird durch das Trinken der Präparate eine mögliche Austrocknung verhindert, jedoch nicht die Dauer des Durchfalls beeinflusst.
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