Diabetes

FreeStyle Libre: Hotline statt Apothekerberatung

, Uhr
Berlin -

Seit November hat Abbot seinen Freestyle Libre auf dem Markt. Mit dem Hightech-Sensor lässt sich der Zuckerwert mit einem diskreten Scan am Oberarm messen, ohne Stechen und Teststreifen. Der Vertrieb des Systems für 59,90 Euro läuft direkt an die Patienten. Apotheken werden bewusst außen vor gelassen. Stattdessen werden die Kunden an eine Online-Plattform verwiesen. Gleichzeitig ist der Hersteller bemüht, seine Lieferengpässe mittels Warteliste abzuarbeiten.

Nachdem das Modell im Herbst von Ärzten getestet wurde, ist es nun in der Regelversorgung zu haben – zumindest theoretisch: Die Nachfrage hat den Hersteller überrascht. „Wir wurden regelrecht überrannt, die Resonanz bei Diabetikern war unglaublich“, so eine Sprecherin von Abbott.

Dementsprechend kommt man mit der Produktion nicht nach: Wegen der Lieferengpässe versorgte der Hersteller zwischenzeitlich nur noch Bestandskunden, Neukunden wurden nicht mehr aufgenommen, der „Webshop“ war für sie geschlossen. Auf einer Warteliste können sich diese registrieren, „sozusagen um einen Fuß in der Tür zu haben“, sagt die Sprecherin.

Mittlerweile hat Abbott die Produktion ausgebaut, die Produktionslinien wurden früher ausgeweitet als geplant. Der „Webshop“ werde nach und nach wieder geöffnet, die Warteliste abgearbeitet. „Im Zuge unserer steigenden Produktionskapazitäten werden wir nach und nach allen Kunden, die sich bereits bei uns für einen Web-Account registriert haben, in der Reihenfolge ihrer Registrierung die Möglichkeit bieten, FreeStyle Libre zu bestellen“, so die Sprecherin. Die Kunden, die sich 2014 registrierten, könnten bereits beliefert werden.

Wie viele Kunden auf der Warteliste stehen und wie viele Bestandskunden es gibt, behält der Hersteller für sich. „Zu unterschiedlichen Zeitpunkten gab unterschiedliche Registrierungsvolumina“, so die Sprecherin.

Der Hersteller vertreibt FreeStyle Libre über eine Online-Plattform, „die eine hohe Auseinandersetzung des Kunden mit dem Produkt unterstützt und eine umfangreiche Patientenschulung beinhaltet.“ Neben Schulungsvideos auf der Website könnten künftige Käufer sich auch per Livechat oder über die Telefonhotline von Experten schulen lassen. Technik und Handhabung seien ohnehin einfach. Es werde aber generell empfohlen, die Therapie mit dem Arzt abzusprechen und diesen zu informieren.

Apotheker werden zur Beratung nicht herangezogen. Zwar lässt sich offenbar Informationsmaterial bestellen, berichtet Dr. Gerd Franke von der Linden-Apotheke in Olpe, der Abbott auf Kundennachfrage kontaktiert hatte. Jedoch sei der Einkaufspreis gleich dem eigenen Verkaufspreis. Es sei nicht gewünscht, dass die Sensoren über Apotheken abgegeben werden, hieß es in der Hotline, der Kunde möge sich bitte direkt an den Hersteller wenden.

„Für mich stellt das eine grundlegende Änderung der Versorgungsstrukturen dar. Wie kann ein Diabetiker mit diesem System komplett aus der Pharmazeutischen Versorgung vor Ort herausgenommen werden?“, so Franke. Abbott picke sich die Rosinen aus der Versorgung heraus. Wie die Versorgung mit den notwendigen Sensoren im Notdienst sichergestellt werde, sei unklar. „Was ist, wenn sich Patienten mit Fragen zur Anwendung an die Apotheke wenden? Dürfen wir dann ohne Berechnung die unweigerlichen Lücken eines Hotline-Beratungsservices ausfüllen?“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Gut versorgt durch die Feiertage
Hausapotheke: Jetzt Vorräte aufstocken
Blutzuckerspitzen vermeiden
Diabetiker: Gesund durch die Adventszeit
Mehr aus Ressort
ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick
Apothekenpläne: Muttis meutern bei dm
Kampagnenmotiv für Apotheken
Noventi verschickt Weihnachtsplakate

APOTHEKE ADHOC Debatte