Versandapotheken

DHL holt Rezepte für Aponeo Patrick Hollstein, 30.01.2015 13:58 Uhr

Berlin - 

Die Berliner Versandapotheke Aponeo bietet einen neuen Service: Kunden in der Hauptstadt können seit Jahresbeginn telefonisch verschreibungspflichtige Medikamente bestellen. DHL holt das Rezept dann ab, bringt es zu Aponeo und liefert die Ware noch am selben Abend aus. Inhaber Konstantin Primbas will sich so auch ohne E-Rezept im Rx-Bereich etablieren. Dass er dabei auf absehbare Zeit Geld verdient, glaubt er nicht. Ihm geht es um die Sache.

2009 hatte sich Primbas aus dem Rabattwettbewerb verabschiedet und den Fokus auf Qualität gesetzt. 2013 wurde die Expresslieferung für Kunden in Berlin eingeführt: Wer bis 12 Uhr bestellt, bekommt die Ware seitdem am Abend nach Hause geliefert. Kunden in anderen Städten können sich seit vergangenem Jahr immerhin ab dem Folgetag einen Wunschtermin für die Belieferung aussuchen.

Trotzdem entfallen auch bei Aponeo bislang nur 2 Prozent des Umsatzes von 36 Millionen Euro auf den Rx-Bereich. Um das zu ändern, schickt Primbas jetzt seinen Logistikpartner DHL gleich zweimal zum Patienten: Gehen entsprechende Aufträge bei der Versandapotheke ein, holen DHL-Fahrer das Rezept beim Kunden – oder auf Wunsch in der Arztpraxis – ab und bringen es zu Aponeo. Zwischen 18 und 20 beziehungsweise 20 und 22 Uhr wird die Ware dann ausgeliefert. Vorbestellt werden kann übrigens nur telefonisch – bei Aponeo kümmern sich ausschließlich Apotheker um diesen Bereich.

DHL versucht seit einigen Jahren, durch lokale Angebote den Kurierdiensten Konkurrenz zu machen. Für den Bereich hat der Konzern ein eigenes Zustellnetz aufgebaut, alleine in Berlin sind derzeit rund 40 speziell geschulte und ausgestattete Fahrer unterwegs. Mittlerweile gibt es das Angebot in 13 Ballungszentren, knapp 60 Städte werden abgedeckt.

Laut DHL-Projektleiter Thomas Königs wurde die Abendzustellung ursprünglich mit Blick auf den Lebensmittelversandhandel entwickelt, mittlerweile aber auch für andere Branchen genutzt. Auch die Zusammenarbeit mit Aponeo sei nicht exklusiv; andere Versand- und Vor-Ort-Apotheken seien als Kunden jederzeit willkommen: „Die Zukunft lautet Selbstbestimmtheit im Paketversand.“

Welche Anteil seiner 8,35 Euro Primbas für die doppelte Tour abgeben muss, will er nicht verraten. Für ihn geht es um die letzte Hürde im Versandgeschäft: Da das Papierrezept immer als Originaldokument vorliegen müsse, könnten Versender in puncto Geschwindigkeit oft nicht mithalten. Er will mit seinem Angebot einen neuen Standard setzen und hofft, dass der Rx-Bereich in einigen Jahren fester Bestandteil des Geschäftsmodells wird. „Das ist eine Investition in die Zukunft“, sagt Primbas. „Das Kaufmännische spielt daher zunächst keine Rolle.“

Allerdings räumt er ein, dass er froh sei, sich am Anfang die Kosten mit seinem Logistikpartner teilen zu können. Ansonsten hofft er, seinen Kundenstamm nutzen zu können – und damit auf Anhieb mehr Reichweite zu haben als ähnliche Konzepte wie beispielsweise Ordermed. 70.000 der insgesamt 900.000 Kunden aus der Aponeo-Datenbank leben in Berlin und Umgebung und kommen laut Primbas für das neue Angebot infrage. Nach Abschluss der Pilotphase wollen der Apotheker und sein kaufmännischer Leiter Hartmut Deiwick ab der kommenden Woche zunächst die Stammkunden ansprechen.

Christian Buse, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA), lobt das Konzept als innovativen Ansatz, den seine Branche im ansonsten festgefahrenen Gesundheitsmarkt zu bieten habe. Ob die Kunden das Angebot annähmen, müsse man aber abwarten.

Wichtiger sind aus seiner Sicht für den Rx-Bereich auf Dauer die Einführung des E-Rezepts und die freie Preisgestaltung. Zumindest was E-Health angehe, nehme man den Ball aus dem Gesundheitsministerium gerne auf und spiele ihn weiter: „Papierzettelchen können nicht die Zukunft sein.“

Aponeo wurde 2006 gegründet. Täglich werden vom Standort in Hohenschönhausen in Nachbarschaft zur Gehe-Niederlassung rund 2500 Pakete verschickt. Insgesamt beschäftigt Primbas 80 Mitarbeiter, davon 80 Prozent pharmazeutisches Personal. Nach eigenen Angaben gehört Aponeo zu den Top 10 unter den 3500 aktiven Versandapotheken in Deutschland.